Tuschkasten

Kürzlich hat er in einer Schublade in seinem Schreibtisch doch tatsächlich einen alten Schultuschkasten wieder gefunden. Kennst du die noch? Die alten gelben von Pelikan aus Blech? Die Näpfchen sind noch zur Hälfte gefüllt. Er hat den Kasten jetzt neben sich stehen, schaut auf die Farben und stellt sich vor, wie es wohl wäre, nach so vielen Jahren wieder einmal einen Pinsel mit Wasser zu tränken und dann ganz vorsichtig Farben anzurühren bis sie schäumen und ein Blatt vollzumalen. Irgendwann in den nächsten Tagen wird er ganz vorsichtig diesen alten Schatz wieder in der Schublade verstauen, er wird nicht gemalt haben, aber um sein verborgenes Talent vermuten, das er niemals hatte nutzen und vervollkommnen wollen.

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Unterbrochen

Tatsächlich hatte er sich wieder einmal eine ganze Zeit lang von allem zurückgezogen gehabt, leben ohne das übliche Denken in Kategoerien und Kreisen, ohne ein Handeln nach dem Maßstäben von Nutzen und Nützlichkeit und (vor allem) ohne auch nur einen Text zu schreiben. Kein Wort war ihm über seine Lippen und noch viel wengier über die Tatsatur gekommen. Er hatte in seiner Wohnung gesessen, hatte Filme und Serien geschaut, sicherlich auch einige Bücher oder Comics gelesen und mal wieder die Zeit an sich vorüber ziehen lassen. Wie schön es ist, wenn die Zeit das Warten lang wird, hatte er erfahren dürfen. Er hatte natürlich täglich Tee statt Kaffee getrunken und nicht nur eine Tasse, sondern mehrere, er hatte den Ofen ordentlich gefeuert und trotzdem war ihm niemals auch nur annähernd warm gewesen. Und niemand hatte es großartig ge- oder bemerkt, dass er untergetaucht gewesen war. Erst als all seine gehorteten Nahrungsmittel verbraucht waren, hatte er sich wieder unter Menschen begeben. Angeblich haben es so schon die alten Heiligen gemacht, für eine gewisse Zeit untertauchen und die Abgründe in sich selbst erspüren und sie vielleicht mit Sinn zu füllen oder mit Glauben oder in seltenen Fällen auch mit Liebe. Er aber ist kein Heiliger, auch wenn sein Name davon kündet, nur ein ganz normaler Mensch, der manchmal, zugegeben ganz selten einmal, seine Ruhe braucht, um nachzudenken, zu reflektieren und in Gedanken zu simulieren, wie denn alles so weiter gehen könnte.

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Traurige Musik

Warum er das getan hat, kann er einfach nicht genau sagen, aber er hatte das Gefühl, jetzt an die Reihe von Tonträgern heranzutreten und genau diese Schallplatte aus der Reihe zu nehmen und aufzulegen. Da erklingen auch schon die ersten Töne, die ihn an eine Zeit erinnern, als er fast abendlich noch in jenen kleinen Raum ging, der ihm jetzt nicht mehr zur Verfügung steht, nur um dort nichtige Kleinigkeiten zu vollbringen, die nicht den Anspruch hatten, von irgendwem wahr- oder ernstgenommen werden und doch letztlich sein Lebensgefühl ausmachten, vielleicht auch bezeichneten. Damals hörte er mit Wonne und sicher auch Genuss diese Töne, diese traurigen Melodien mit den mehr oder weniger sehnsuchtsvollen oder auch völlig schwachsinnigen Texten von tocotronic, niemals den Anspruch hatten, Punk zu sein. Entschuldige bitte. So sitzt Herr Nipp jetzt an seinem Schreibtisch, liest mit einer kleinen Träne auf der Nase die Zeitung und weiß um die verlorene Zeit, die letztlich doch ein Gewinn war.

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Was

Was ist es, fragt sich Herr Nipp, dass uns dahin bringt, dieses Gefühl eines gewissen Ungenügens auszuhalten? Warum schaffen wir es vielleicht ein gesamtes Leben lang unsere wahren Bedürfnisse hintan zu stellen, nur um, einem scheinbar unumgänglichen gesellschaftlichen Konsens folgend, dem wahren Glück zu entsagen und diese Zufriedenheit zu suchen, die uns eine Zeit lang zumindest am Leben zu halten scheint? Solche Gedanken hat er immer wieder einmal, wenn er andere Leute beobachtet, vielleicht auf dem Weihnachtsmarkt, vielleicht auch in der Stadt am Alltag, wenn er seine Einkäufe tätigt und die wirklich und nicht sprichwörtlich leuchtenden Augen der Verliebten, der Trinker und Kinder sieht und dagegen jenes Verblassen der Augen der Anderen bemerkt, dessen sich die allgemeine Gesellschaft in ihrer Zufriedenheit schuldig macht. Sie haben etwas vielleicht vergessen oder nur verdrängt. Jenes Erfreuen an den kleinen Dingen, jenes Beglücktsein, wenn etwas Unerwartetes passiert. Was ist es, fragt sich Herr Nipp dann, dieses Gefühl eines gewissen Verschwindens auszuhalten? Und dann fängt er an zu lächeln, muss irgendwann lauthals loslachen, weil er gerade jetzt daran denken muss, dass ihm gestern der Zweig auf die Nase geschlagen ist, als er die Büsche geschnitten hat und ihm einen blutenden Riss genau auf der Spitze hinterlassen hat, der ihm jetzt vielleicht ein bescheuert verwegenes Aussehen gibt. Er stellt sich vor, wie blöd das aussehen muss. Und all die Leute, die sich zunächst fast kopfschüttelnd umdrehen und diesen alten Mann in seinem Ledermantel sehen, fangen plötzlich auch an zu lachen, weil dieses Lachen einfach ansteckt und für einige Momente gibt es dieses Gefühl des eigenen Ungenügens bei ihnen nicht mehr.

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Ja-Sager

Das Ja,
die Freundschaft und Liebe
zwischen den Einzelnen,
den Anderen vielleicht.

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