Kurznovellen

23.12.2016
Geld
Vielleicht ist er ganz froh darüber, jetzt nicht auch noch dafür seinen Kopf hinhalten zu müssen. Er hat sich schließlich frühzeitig zurückgezogen. Jetzt dürfen wieder einmal die einfachen Steuerzahler für die Fehler einer hochnäsigen Gesellschaft von Bankenchefs bezahlen.

11.08.2015
Das Zelt I
Die biegsamen Stäbe spannen ein perfektes Dach. Hunderte Zelte nebeneinander. Campingidylle. Das Festival ist vorbei, die Siedlung geblieben.

Das Zelt II
Unter den Zelten tummeln sich die Menschen. Kinder laufen umher, einige Frauen kochen, Männer sitzen zusammen, Campingidylle. Flüchtlingslager.

Das Zelt III
Nachts noch bauen sie ihr kleines grünes Zelt auf. Tarnfarben sind in diesem Jahr chic. Sie schlafen noch, als der Mähdrescher kommt.

Das Zelt IV
Sie haben ihr großes Zelt aufgeschlagen wie einen Pavillon. Sie grillen und trinken Bier, Wein, feiern das Leben bis spät in die Nacht. Am nächsten Tag erst brauchen sie das Lazarett.

Das Zelt V
Ein Wunderwerk der Technik und des Erfindergeistes ist dieses kleine Schlafzelt auf dem Dach eines Landrovers. Die Besitzer kriechen jeden Abend erschöpft hinein. Sie genießen ihren Urlaub, schon zehn Elefanten geschossen.

Das Rad
Über 5000 Fahrer haben sich für das Rennen gemeldet. Über hundertzwanzig Kilometer über Stock und Stein in den Alpen. In der letzten Kurve wird der Führende überholt, vom Hinterrad.

Randstreifenertüchtigung
Dieses Wort hatte der LKW-Fahrer in all den Jahren noch nie gelesen. Er wunderte sich über die kreative Wortneuschöpfung. Randstreifenertüchtigung. Vor lauter Staunen übersah er den Straßenarbeiter.

Der Hammer
„Schatz, wo ist der Hammer?“, fragte die Mutter, als sie das Zelt befestigen wollte. Sie liebte diese Urlaube in den Bergen. Mit dem ersten Hieb sollte sie den Abhang in Bewegung bringen.

11.07.2015
Der Ball
Lustig spielt der bunte Ball auf den Wellen des Badesees. Objekt des Staunens am Strandbad. Jetzt taucht der Besitzer schon seit über zehn Minuten.

Ein Stein
Diesen fantastischen Stein hat das Kind eben erst gefunden. Bewundert die funkelnden Kristalle, Dolomit. Mit dem Fallenlassen löst sich die Lawine.

05.07.2015
Er schaut in den Garten hinaus, welche Idylle, keiner stört. Alles ist friedlich. Wo zum Teufel sind Adam und Eva?

04.02.2015
Aus dem Grün des Waldes ragt einsam die Spitze der Kirche in den blauen Himmel empor. Ein Wetterhahn reckt sich stolz dem Wind entgegen. Auf ihm sitzen gerne die Krähen und scheißen ihn zu.

03.10.2014
„Das Wort Tempera leitet sich vom lateinischen Wort temperatio ab“, liest sie auf der ersten Seite ihrer Kursbroschüre und ist sofort begeistert. Das wird sicher eine gute Sache, wenn der Dozent so kompetent ist und sogar Latein kann. Dabei wollte Sulpicia eigentlich noch ein Gedicht schreiben.

10.05.2015
Warum besucht mich eigentlich niemand? Wo sind all meine sogenannten Freunde? Jesus ist echt gefrustet. Hier ist auch gar nichts mehr los, seit der Alte da unten seine Hölle gegründet hat.

02.03.2014
Tief einatmen und die frische Luft wirken lassen, denkt er sich. Er sitzt auf seiner schweren Harley, wohlig müde und ganz entspannt tuckert sie durch die Landschaft. Seine Augen öffnen sich leicht, als er noch die Wespe in den Bronchien spürt.

01.12.2013
Von draußen dringen gedämpfte Stimmen zu ihr, ganz vertraut, Freunde, Geschwister und Eltern, sie entfernen sich langsam. Mit einem Ruck setzt der Fahrstuhl unten auf. Endlich angekommen. Erst als sie die Erdklumpen und Blumen aufschlagen hört, wird ihr bewusst, wo sie ist.

13.11.2013
Vor Jahrzehnten hatte sie den Zettel mit dem verwischten Gedicht gefunden. Immer wieder verzweifelt versucht, ihn zu entziffern, irgendwas mit Tulpen und Rosen und am Ende das Symbol des Weins. Auf ihren Sterbebett gestand ihr Mann, es habe sich um einen Einkaufszettel gehandelt.

08.10.2013
Die Schultern von goldenen Locken umflort, huldvolles Lächeln umspielt den fast kindlichen Mund. Ein liebevoller Blick. Venus schätzt diese Bewegung beim Schlucken. Das Zucken der Auster.

01.10.2013
Die Röte war ihm schon zu Kopfe gestiegen. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Plötzlich ließ der Koch ihn, den Hummer, ins kochende Wasser gleiten.

15.09.2013
Traumhaftes Leuchten in dieser Nacht, diese Wärme. Fest umarmt sitzen sie nebeneinander auf der Bank. Hier in Pompeji.

10.06.2013
Über fünfzig Jugendliche waren gekommen, wollten das Ereignis ihres Lebens erleben. Sie konnten nichts ahnen, dachte Hydra.

05.06.2013
„Ich gucke heute kein Fernsehen“, sagte er geistesabwesend nach dem Abendessen und erntete verständnislose Blicke. Edison drehte das Licht aus.

25.05.2013
Zum hundertsten Mal schon drückte er das Nasenspray. Es wollte nicht helfen. Als die Flasche zertreten wurde, sah man: ein enttäuschter Elefant.

20.05.2013
Wieder einmal hatte er sie versetzt. Seit Stunden schon wartete sie. Er aber hatte ein endloses Date mit einem Patologen.

15.05.2013
„Du kannst dich auch nicht entscheiden, was du willst!“ meinte sie, als er nach drei Tagen wieder vor ihr stand. Liebevoll tätschelte Maria ihren Sohn.

10.05.2013
Abends liebte er es, wenn die Kerzen brannten. Diese Stimmung war einfach wunderbar, mild flackernde Lichter. Dann erwachte Dracula auf dem Friedhof.

05.05.2013
Die guten Wässer bekommt man heute nur noch flaschenweise, dachte sie und kippte die zehnte Zweiliterflasche aus. Undine wollte endlich mal wieder baden.

25.05.2013
Das Karomuster auf der Tischplatte gefiel ihr. Das waren mal klare Strukturen. „Und direkt vor mir das leckere Essen“, dachte die Kakerlake.

20.05.2013
Humor ist, wenn man trotzdem lacht, versuchte er den Neuankömmlingen immer wieder zu erklären. Doch alle jammerten über die Bratspieße, keiner glaubte dem Teufel.

15.04.2013
Wie jeden Morgen schrieb er an seinen Memoiren. Jeden Tag ein Tag. Er konnte sich kaum noch an gestern erinnern, blöde Demenz.

10.04.2013
Zehn Tüten Chips hatte er im Sonderangebot gekauft. Genug für die nächsten Monate. Abends überkam ihn die Fresslust.

03.04.2013
Den ganzen Tag hatte er auf einen Anruf gewartet, das Smartphone in der Tasche. Niemand rief an, keine SMS, keine kleinste Nachricht. Das Klima in seiner Badewanne tat der Kommunikation wohl nicht so gut.

02.04.2013
Das Wetter schon seit Monaten grau, herbstliches Wintergefühl. Der Frühling hatte  dieses Jahr einfach keine Lust auf Europa gehabt.

01.04.2013
Romanentwurf. Vorwurfsvoll hatte sie gefragt, ob er verliebt sei.

25.03.2013
Jedes Mal, wenn er das Leuchten in ihren Augen sah, ging ihm das Herz über. Er hatte diese Tiere schon immer gerne ausgestopft.

20.03.2013
Manchmal bedurfte es einer besonderen Motivation, etwas zu verändern, dachte sie, stellte die Schale mit Pommes zur Seite und zog die Currywurst zu sich heran.

12.03.2013
Jedes Jahr gingen die Frauen von zu Hause weg und arbeiteten in fremden Haushalten, ohne Gehalt. Es dauerte Jahrhunderte, bis sie erkannten, dass die Ehe nicht immer günstig ist.

10.03.2013
„Habt gesehen, was da hinten passiert ist?“ fragte er. Hatte wieder mal vergessen, dass er in einer Blindenschule arbeitet.

05.03.2013
„Früher hatten die Menschen keinen Strom oder fließendes Wasser.“ dozierte die junge Lehrerin. „Und heute haben die Junglehrer keine Ahnung vom Leben.“ dachte sich die Schülerin.

28.02.2013
Als sie die Nachrichten hörte, war sie mehr als glücklich, obwohl nur über Kriegsgerassel in allen Winkeln der Welt zu hören war. Seit Jahren der Erste Tag ohne Tinnitus.

22.02.2013
„Schon einmal darüber nachgedacht, das Leben völlig zu verändern?“ hatte er gefragt. „Du dummer Junge, darauf falle ich nicht herein!“ dachte die Queen.

17.01.2013
„Manchmal gerätst du in einen Flow, dann läuft alles so und du weißt, dass du voran kommst“, dachte die Forelle.

08.12.2013
Es war wirklich anstrengend gewesen, gegen die Langeweile anzukämpfen. Als er nach dem vierten Abend enttäuscht aus dem Kursraum kam, musste er sich  eingestehen, dass Yoga etwas für Leute ist, die zu faul sind, sich umzubringen.

16.12.2012
Es leuchtete kurz auf. Ein warmes Licht. Kerzen hatte hatte sie immer besonders leiden mögen, die Motte.

21.11.2012
Tagelang hatte er an einem Text herumgebastelt. Es sollten auf jeden Fall eine Hornisse und sein geliebtes I-Pad darin vorkommen. Alle Versuche scheiterten kläglich, das Meiste einfach zu albern. Als die Hornisse jedoch zustach, ließ er sein I-Pad fallen.

20.11.2012
Sie hatte die Gesuchte nach langer Suche in der Wüste gefunden. Gerne hätte sie aus erster Hand etwas über das Leben erfahren, doch Lucy schwieg.

Die Nacht war anstrengend gewesen, der Schlafplatz hart. Trotzdem schlief er lange und machte sich dann in aller Ruhe fertig. Gerade als er seine Dehnungsübungen machte, wurde Ötzi von der Lawine überrascht.

19.11.2012
Dass ihre geliebten Ziegen gerne Salzbrocken lecken, das wusste sie wohl. Das gab ihnen Kraft und Würze. Später  liebten die Ziegen auch Frau Loth.

18.11.2012
Er hatte sich das Meißner Porzellan von seiner Großmutter geliehen. Sie hatte ihn darum gebeten, schönes altes Geschirr mitzubringen. Es sollte ein unvergesslicher Polterabend werden.

16.11.2012
Seit Stunden sitzt er im Wartezimmer und macht sich seine Gedanken. Darmspiegelung. Diesmal aber fällt sie aus, der Arzt hat Magen-Darm-Grippe.

15.11.2012
Das war immer seine größte Angst gewesen. Die Straße glänzt kalt im weißen Laternenlicht und er steht ganz allein dort, auf die Vampire wartend, die Hände in den Taschen vergraben. Das ist das Ende. „Ist gut so“, ruft der Regisseur und trinkt einen Schluck.

14.11.2012
Was sollte nur aus seiner Zukunft werden, verzweifelt schaute er auf die Trümmer des Hauses. Ihm war sein Legohaus hingefallen.

13.11.2012
Nervös nestelt er an seinem weißen Hemd. Alles ist bespritzt. „Ob das wohl rausgeht?“ denkt der Metzger.

12.11.2012
Jetzt hatte er ihn am fest am Hintern. Damit hatte er einfach nicht gerechnet. Von wegen, Hunde, die bellen, beißen nicht.

11.11.2012
Ihre Hand lag seit einer Stunde im Schoß, fest verschlossen. Sie war ganz stolz, würde es dieses Mal schaffen. Da kam der Herr im beigen Cordsacko mit dem Ellenbogenaufnähern, streckte die Hand aus und verlangte die Herausgabe des Mogelzettels.

04.11.2012
Stundenlang konnte er von den Vorzügen einer Kugelkopfkupplung schwärmen. Sie überholten den nächsten Wagen mit Anhänger, einfache Steckdeichsel. Wie so häufig fiel Leonardo auf, dass er der Zeit voraus war.

01.11.2012
Seit Stunden schon marschierten sie über die hölzerne Einöde. Immer auf der Suche nach den verlorengegangenen Kameraden. Ein heroisches Unterfangen. Der Staubsauger würde auch diese Ameisen erwischen.

31.10.2012
Mehrfach hatte er nun versucht, den Schlüssel einzuführen. Die Adresse stimmte: Halle, Gartenstraße. Nur die Stadt war irgendwie anders als sonst.

30.10.2012
In seiner Jugend hatte er gelernt, all die kniffligen Probleme griffig zu lösen. Jetzt hatte er sich verliebt. Jack legte behutsam das Messer in die Schublade.

29.10.2012
Dieses Bild gefiel, es erinnerte ihn entfernt an eine Person, die er früher mal gekannt hatte. Den Namen hatte er vergessen, auch woher. Als er sich umdrehte, hatte er auch das Bild im Spiegel vergessen.

28.10.2012
Wie lange hatte er doch nach diesem Schriftstück gesucht. Über fünfzig Jahre intensiver Forschung und detektivischer Arbeit. Endlich hielt er das mysteriöse Brotrezept seiner Großmutter in der Hand: Mehl, Salz, Hefe, Wasser.

27.10.2012
An diesem Morgen war er noch sehr verwirrt von den heftigen Feiern der letzten Tage. Alles misslang ihm. Die Gesichter wurden Fratzen, nicht saß da, wo es hingehörte. Verzweifelt legte Pablo den Pinsel wieder hin.

26.10.2012
Er hatte Hunger, das Müsli stand auf dem Schrank. Er musste es nur herunter holen. „Wie?“, dachte er und blieb im Rollstuhl sitzen.

25.10.2012
Seit Stunden saß er nun schon im nach Leder riechenden Schuhgeschäft. Stiefel anziehen und wieder ausziehen. Er fand einfach nichts Passendes. Der Kater war echt genervt.

24.10.2012
Klar hatten die Gallier ihre Vorteile durch den Zaubertrank und würden die Römer ordentlich verprügeln. 2000 Jahre später aber würden sie sich wegen systematischen Dopings einiger Radfahrer bitter beklagen.

23.10.2012
Jeder wusste im Altertum, dass die Götter des Nordens und Griechenlands sich nicht leiden mochten. Inzwischen haben auch die Staatsführer damit Probleme.

22.10.2012
Er hatte seine Lizenz verloren, würde nun umschulen auf Barkeeper oder Croupier. Traurig sah James ein letztes Mal seine geliebte Walther PK.

Eine andere Version wurde mir soeben mit folgendem Kommentar geschickt: „…mach doch mal was mit happy end!“

„Er hatte seine Lizenz abgegeben, endlich hatte er Zeit für seine Plantage. Versonnen betrachtete er die Prakikantin, die in der Abendsonne die Quitten auflas…“

21.10.2012
Nach und nach knackte er die ganzen Walnüsse, die auf dem Tisch lagen, mit diebischem Vergnügen. Im Bett aß er sie bei seiner heimlichen Nachtlektüre alle genüsslich auf. Dass er extremer Allergiker war, erfuhr er erst, als der Hals komplett zugeschwollen war.

21.10.2012
Manchmal muss der Leser entscheiden:
So lange hatte er alles versucht, nun endlich lag das ganze Geld vor ihm, Millionen und Abermillionen, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt. Er brauchte nur noch zugreifen. Leider Inflationsmark von 1923.

So lange hatte er alles versucht, nun endlich lag das ganze Geld vor ihm, Millionen und Abermillionen, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt. Er brauchte nur noch zugreifen. Etwas problematisch, wenn man kopfabwärts gelähmt ist.

So lange hatte er alles versucht, nun endlich lag das ganze Geld vor ihm, Millionen und Abermillionen, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt. Er brauchte nur noch zugreifen. Sie hatten ihn im Tresor eingesperrt.

So lange hatte er alles versucht, nun endlich lag das ganze Geld vor ihm, Millionen und Abermillionen, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt. Er brauchte nur noch zugreifen. Perfekte Illusionsmalerei konnte schon verwirrend sein.

So lange hatte er alles versucht, nun endlich lag das ganze Geld vor ihm, Millionen und Abermillionen, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt. Er brauchte nur noch zugreifen. „Jetzt nicht“, dachte der Bettelmönch.

So lange hatte er alles versucht, nun endlich lag das ganze Geld vor ihm, Millionen und Abermillionen, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt. Er brauchte nur noch zugreifen. Was sollen Gibbons damit anfangen?

19.10.2012
Liebevoll betrachtete er die Singvögel, die nun zum Herbst in riesigen Schwärmen durch die Lande zogen.  Vor allem die mittelgroßen Drosselvögel hatten es ihm angetan, da war was dran. Sorgsam spannte der Vogelfänger seine Netze auf.

13.10.2012
Schon wieder hatte er einen prächtigen Pilz gefunden. Sorgsam schälte er ihn vom Baum ab. Würde hervorragend glimmen, der Zunderschwamm. „So entwickle ich das Feuerzeug“, dachte Grugl, „und vielleicht die Taschenlampe.“

13.10.2012
Jetzt hätte er gerne ein vernüftiges Feuerzeug gehabt, um den Grill anzuschmeißen. Missmutig schlug Grugl Grumpf Funken, das Mammut wollte gegart werdenn.

12.10.2012
Ganz freudig erregt teilte Herr Nipp dem Anwesenden mit, dass inzwischen regelmäßig siebzig Leute täglich seine Seite lesen. Trocken meinte Yanic, bei doppelter Qualität habe er auch doppelt so viele Zugriffe. Da wurde beiden bewusst, welche Qualität facebook hat.

12.10.2012
Er war als wahrer Feinschmecker bekannt. Mit einem normalen Gouda konnte man ihn nicht kriegen. Dieser uralte Amsterdamer allerdings war genau sein Ding, als er das zweite Mal herzhaft zulangte, schnappte die Mausefalle zu.

10.10.2012
Was Karl Hosse für Herrn Nipp schrieb:

„Der Apfel schmeckte süßsauer, lecker, der rote Anblick. Sie lehnte sich entspannt zurück. Meine Stiefmutter ist doch ganz nett, dachte Schneewittchen.“

05.10.2012
Eine moderne Schule mit neuen Rechnern. Vor ihren Rechnern saßen sie und suchten gebannt die Daten. Nur der Lehrer wusste nicht, dass dies zu einem anderen Thema geschah.

03.10.2012
Im Wald fühlte er sich frei, da brauchte man die lästigen Schilder nicht. Glücklich hob er die Arme in Betrachtung der Bewegung des großen Baums. Zwei Tage später entdeckten die Waldarbeiter unter der gefällten Fichte einen leblosen Körper, ein Lächeln hatte der Mann im Gesicht.

30.10.2012
Die Wörter wechseln die Seiten, manchmal unterbrochen von kurzen Pausen. Ein Pingpongspiel der Intellektuellen.

28. 09.2012
Sie hatte Farbe bekommen, in den letzten Tagen noch einen Sonnenbrand eingefangen. Bei jedem leichten Fingerdruck entstand ein weißer Fleck, der schnell wieder verschwand. Wenn das Gesicht ein Bildschirm der Seele ist, dachte er, dann ist das jetzt wohl ein Touchscreen.

21.09.2012
Er trug auf Wanderungen grundsätzlich nur schwarze T-Shirts. Damit setzte er sich ganz bewusst von den 95 Porzent karierter Hemdenträger ab. Den Mitwanderern fielen in den Pausen lediglich die dekorativen weißen Schweißränder, die sich im Trocknen bildeten, unangenehm auf.

18.09.2012
Er liebt es, mit seiner Harley Davidson über die einsamen Straßen der amerikanischen Wüstenstriche zu rollen. Der satte Sound seiner dicken Maschine treibt die Glücksgefühle durch seinen schwachen Körper. 150 Kilometer vor der nächsten Tankstelle bleibt er ohne Sprit liegen.

17.09.2012
Die beiden besten Freundinnen sitzen ihm gegenüber und himmeln ihn an. Da er sich nicht entscheiden kann, wird er sich betrinken.

16.09.2012
Die beiden besten Freundinnen sitzen ihm gegenüber und himmeln ihn an. Das ist die beste Mumie, die sie je gemacht haben.

15.09.2012
Die beiden besten Freundinnen sitzen ihm gegenüber und himmeln ihn an. Plötzlich kippt er samt Kreuz um.

14.09.2012
die beiden besten Freundinnen sitzen ihm gegenüber und himmeln ihn an. Er geht mit, als sein fester Freund kommt.

13.09.2012
Die beiden besten Freundinnen sitzen ihm gegenüber und himmeln ihn an. Sie werden letztlich allein nach Hause gehen und ohne ihn viel glücklicher.

12.09.2012
Die beiden besten Freundinnen sitzen ihm gegenüber und himmeln ihn an. Er wird letztlich die hübschere mit nach Hause nehmen.

08.09.2012
Wenn es Schwarmintelligenz gibt, über die alle so schwärmerisch reden, dann auch Schwarmdummheit. Amüsiert blätterte er in den Löschdiskussionen von Wikipedia.

05.08.2012
„Das hat man nun davon, dass man für andere kocht“, dachte Herr Nipp. Langsam und mit Bedacht löffelte er die Suppe selber aus, die er versehentlich versalzen hatte.

27.08.2012
Auf dem kahl rasierten Schädel des Läufers haben sich Schweißperlen gebildet. Nur noch diese Brücke, dann ist er zu Hause. In diesem Moment startet das große Tokioter Beben.

25.08.2012
Der Radfahrer hatte mit größter Mühe und glücklich den höchsten Alpenpass überquert, als seine Bremsen versagten.

21.08.2012
Den Everest hatte er im Alleingang ohne Stolz in Rekordzeit bestiegen. Reinhold war keine Wahl geblieben. Als der Yeti auftauchte, hatte er laufen müssen.

15.08.2012
Nach 20 Jahren hatte er endlich seinen Roman beendet. Den entscheidenden Schlussatz hatte Weigoni per Zufall ein Telefonat beschert.

08.08.2012
„Das Schicksal wird überbewertet, mir würde Glück schon reichen“, dachte er, als ihm der Stein wieder einmal kurz vor dem Rand des Kraters aus der Hand glitt und herunter rollte.

24.07.2012
I. Er hatte gestern einen Artikel über Roboter gelesen. Dienstleistungsroboter. Das überstieg Jules Vorstellungsvermögen.

II. Er hatte gestern einen Artikel über Roboter gelesen. Dienstleistungsroboter. „Ich dachte immer, die Sklaverei wäre abgeschafft.“ wunderte sich AI2018 und sich ausgeloggt.

21.07.2012
Diese Aussicht nahm den passionierten Fallschirmspringer für sein gesamtes Leben ein. Er genoss es jedes Mal, wenn ihm der Boden langsam entgegen kam und die Einzelheiten sich abzeichneten. Jürgen konnte dann auch den politischen Alltag vergessen.

20.07.2012
Er liebte es, dem leichten Summen zuzuhören, das entspannte ihn. In diesem Moment fuhr der automatische Rasenmäher über seinen linken Fuß.

19.07.2012
Als er an diesem Abend die Lichter der Stadt sah, konnte er kaum begreifen, dass die Glühbirne bereits Vergangeheit war. Wütend warf Edison das Patent weg.

18.07.2012
Immer wieder stellte er sich die Frage, warum keine, aber auch gar keine Frau heute Interesse an ihm hatte. Vielleicht hätte er den Tag nicht in seiner Klosterzelle verbringen sollen.

17.07.2012
In der Bar wird angenehm rhythmische Jazzmusik gespielt. Ein um das andere Glas wird an diesem lauen Sommerabend getrunken. Man hat sich zu Beginn des Abends einige Flaschen Rotwein an den Tisch bestellt. Als sie zahlen wollen, merken sie, dass der Wirt, der eben doch noch so lustig winkte bereits in die Starre verfallen ist. Herzinfarkt.

16.07.2012
Das Bier mundet ihm ausgezeichnet, bayrisches Weizenbier aus einer Klosterbrauerei. Der hefige Geschmack übertüncht alles. Noch weiß er nicht, dass dem Wirt ein Blatt des Eisenhutes ins Glas gefallen war.

15.07.2012
Er würde den Gürtel enger schnallen müssen. Er würde in diesem harten Zeiten verzichten müssen. Das wurde ihm schlagartig bewusst, als er zum ersten Mal in der Selbsthilfegruppe mit Menschen über 200 Kilogramm saß.

14.07.2012
Als sie sah, dass er bald stürzen würde, band Maria seine Arme liebevoll am Querbalken fest.

13.07.2012
Zum wiederholten Male war er daran gescheitert den Menschen zu schaffen. Immer wieder gingen die Exemplare in nur wenigen Minuten unter verkrampften Zuckungen zu Grunde. Sehr spät erst dachte Gott daran, vorher eine Atmosphäre mit atembarer Luft zu schaffen.

12.07.2012
Er hatte schon mehrfach gehalten. Konnten die aus der Abwehr denn nicht einmal aufpassen? Als der Hausmeister jedoch ausrutschte, durchschlug der Ball problemlos die Scheibe.

11.07.2012
Zurückgezogen hatte sie sich in die tiefe Natur. Sie brauchte ihre Ruhe abseits des Großstadtlärms. Sie setzte die Kopfhörer auf und lauschte des Klängen. Foo fighters bei Lautstärke 20.

10.07.2012
Er hatte diesen Blick über die Häuser schon immer geliebt, doch bei dieser Beleuchtung hatte Rom einfach eine unglaubliche Atmosphäre, die Stimmung geriet ins fast Hysterische. Nach getaner Arbeit löschte Nero unauffällig die Fackel.

09.07.2012
Unwillig klopfte er auf das Handy. Es wollte einfach nicht das tun, was er sich wünschte. Catweazle würde diese Welt wohl nie verstehen.

06.07.2012
Aufgefallen waren ihm vor allem ihre lässigen Kleider, die den Charme der späten sechziger Jahre versprühten. Dieses Gefühl von Freiheit und Liebe, von Toleranz und Exzess. Für die heutige Zeit fast erschreckend. Trotzdem setzte sich der Kolkrabe auf die Vogelscheuche.

28.06.2012
Ihre Haare trägt die Prinzessin am liebsten streng um den Kopf geflochten. Traditionell sitzt sie morgens ein halbe Stunde vor dem Spiegel ihrer Jungfrauenkammer und macht sich zurecht. Sie wartet auf ihren Traumprinzen, seit 70 Jahren.

24.06.2012
Sie hat sich in den Prinzen verliebt. Seine Augen leuchten ihr jeden Morgen entgegen. Er freut sich offensichtlich, wenn die Dienerin den Tee bringt.

21.6.2012
Ihr Pony ist schräg geschnitten, als Zeichen ihrer inneren Verweigerungshaltung. Erkennungszeichen, auch wenn die sonstige Kleidung freundlich hell wirkt. Ihr Blick ist fest. Selbstsicher überblickt sie von ihrer provisorischen Bühne die Zuschauer. „Verbrennt die Hexe endlich!“

18.06.2012 – Augenblicke
Dieses Augenlächeln zwischen beiden wirkte intim. Dabei sahen sie sich das erste Mal. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Ein Gefühl, welches das Herz höher schlagen ließ. „Süße Maus“, dachte er. Der Kater hatte Hunger.

16.06.2012 – Ernsthaftes Gespräch
Er hatte die Stirn in Falten gelegt, ein recht bekleideter Denker. Seine Gesichtszüge zeigen eine konzentrierte Anspannung. „aheben sie noch etwas zu sagen?“, fragte der andere Herr und drehte die Daumenschraube ein winziges Stückchen fester.

15.06.2012 – Müdigkeit
Sie hatte definitiv zu wenig geschlafen, 12 Stunden reichten im Winter einfach nicht aus, um sich zu erholen. Missmutig erschlug die Bärin den störenden Jäger.

11.06.2012

Erwartungsvoll blickte sie den Schriftsteller immer an, wenn er eine Schreibpause machte. Sie war seine härteste Kritikerin. Als sich Bertolt dieses Mal nach vorne beugte, meinte er: „Ich lese dir nicht mehr vor.“

10.06.2012

Er war einfach ungesehen in den Eingangsbereich geschlüpft. Hatte den Ausstellungsbereich geentert – ohne zu zahlen. Ein Jahr der Vorfreude auf diese Kunstmesse und Pläne wurden geschmiedet. Sie war gestern abgebaut worden.

09.06.2012

Der kleine Junge nahm ihn stürmisch in den Arm und drückte ihn herzlich fest an seine Brust. Das war dem Spatz eindeutig zu viel.

08.06.2012

Man kann sagen, was man will, dachte der Fahrer, die Holländer sind doch ein freundliches Volk. Behutsam lenkte er seinen Panzer Richtung Paris über die Grenze.

07.06.2012

Prüfend stand der Herr vor der Auslegeware. Ein Lächeln der Begeisterung huschte über das faltige, gepflegte Gesicht. Auch diesen Laden würde der Insolvenzverwalter bald schließen lassen.

06.06.2012

Das ganze Geschwätz fand sie immer schon albern. Natürlich konnte man jedem sofort ansehen, dass er bisexuell ist. Gemächlich kroch sie zu den anderen Schnecken.

05.06.2012

Die Brille hatte von Anfang an Probleme gemacht, sie saß nicht gut, drückte mal hier und dann wieder dort, belastete ihn. Manchmal fragte er sich nach der Funktion und  ob es weiterhin Sinn machte, die zu benutzen. Schließlich war seit seiner Kindheit blind.

04.06.2012

Der beschnauzbarte Archäologe versuchte, die Inschrift des Reliefs zu entziffern, er machte sich Notizen und bemühte alle ihm bekannten Dateien und Handbücher. Übersetzungsarbeit pur. Verzweifelt musste er jedoch immer wieder feststellen, dass etwas nicht stimmte. Er konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass es 2000 vor Christus bereits erste dadaistische Unsinngedichte gegeben hatte.

03.06.2012

Es war eine wunderschöne Nacht gewesen. Die Vögel hatten gezwitschert bis ins Dunkel hinein. Er hatte bei ihr gelegen, seiner Traumfrau, seiner Jugendliebe. Kitschromantik pur. Auch in Zukunft würden sie sich nie wieder trennen. Reihe 15, Gruft 5 und 6

02.06.2012

Vier Leute stehen auf dem Platz, ziemlich mittig. Sie warten darauf, dass etwas passiert. Jeden Tag treffen sie sich dort und schweigen meist. Heute fällt der Meteor.

01.06.2012

Gelangweilt fragte der Mann seine Partnerin: „Woran kann man eigentlich reiche Leute erkennen?“ Ganz lakonisch meinte sie: „Daran, wie ihre drei Kinder gekleidet sind.“

31.05. 2012

Mit Liste und Stift gehen die Besucher durch die Halle, wichtig markieren sie jene Stände, die gut gefallen. Am Ende des Rundgangs werden sie über den Besten entscheiden. Es wird wieder ein einheimischer Künstler sein.

30.05.2012

Er erzählt Geschichten über ihre Taten, was die Gruppe nicht alles geleistet haben will. Sie bewegt die Kultur der eigenen Stadt. Da entsteht wirklich Großes. Hier könnte eine eigene Kulturbewegung entstehen, ähnlich der im Paris Anfang des 20. Jahrhunderts. Inzwischen war die Modelleisenbahnanlage schon auf 7,5m²  angewachsen.

 

 

 

 

 

29.05.2012

Das musste doch auffallen, sie fühlte sich sexy wie selten zuvor. Ganz schlicht geschnitten war das schwarze Kleid. Ein klassisches Kleines Schwarzes. Unglaublich dezent. Doch niemand schien sie zu bemerken, da sie darunter eine Jeans trug.

28.05.2012

Markante Gesichtszüge hatte der Mann. Mit konzentriertem Blick hörte er dem Vortrag auf dem Urologenkongress zu und griff immer wieder in die Schale mit Dragees. Niemand traute sich, ihm jetzt noch zu sagen, dass es sich um dragierte Abführmittel handelte.

27.05.2012

Der Hinflug war anstrengend gewesen, die beiden waren sehr glücklich, dass sie bald ankommen würden. Die Stadt unter ihnen konnte aus den Fenstern schon gesehen werden. Noch standen die Türme.

26.05.2012

Andächtig betrachtet der Mann das lebendig wirkende Bild. Er hat Augen und Mund weit aufgerissen, fast wie auf Edvard Munchs „Schrei“, nicht vor Entsetzen, sondern vor Begeisterung. So etwas hat er noch nie erlebt. Dann zückt er seine Brieftasche und geht auf den Künstler zu, dieses Bild muss er einfach haben. Etwas erschrickt er jedoch, als er mit der Stirn vor den Spiegel stößt.

25.05.2012

Langsam leert sich der Keksteller am Stand. Im Vorbeigehen greifen die Messebesucher zu und knuspern die Gebäckteilchen zufrieden. Als der Standbesitzer zurück kommt, wundert er sich: „Hat jemand das Katzenfutter gesehen?“

24.05.2012

Sie fährt ein riesiges Fahrzeug mit interessanter Lackierung. Sogar durch das Gelände kann sie damit fahren. Man erkennt ihren Willen zur Disziplin, weiß sie doch, was sie will. Als sie die anderen Fahrzeuge sieht, sagt die Panzergrenadierin lakonisch: „Feuer frei.“

23.05.2012

Ein kleiner Mann ist er,  zierlich mit wunderschönen Haaren, die er zum Zopf gebunden hat. Auch sein voller Bart wirkt seltsam dekorativ im feinen Gesicht. Erst als er zum Schwimmen geht, erkenne ich, dass er einen Badeanzug trägt.

22.05.2012

Der Rhythmus war die treibende Kraft seines Lebens. Er bestimmte sein Handeln und Denken. Nur beim Einschlafen konnte der Schluckauf stören.

21.05.2012

Als Eifersucht kann man dies sicher nicht bezeichnen. Die Männer kommen eben, wie sie wollen. sie kommen auch noch zu ihm und scheinen sich fast zu Hause zu fühlen. Im Gegenteil empfindet er sogar einen gewissen Stolz. Und wenn alles gut, verkauft er auch schon mal ein Bild.

20.05.2012

Manchmal wissen sie einfach nicht, wie sie mit ihm umgehen sollen. Eigentlich wussten sie es noch nie. Sie schweigen darum und essen das labbrige Weißbrot. Der Toaster ist defekt

19.05.2012

Draußen stürmt es und regnet. Das Frühlingslaub wird von den Bäumen gerissen. Vielleicht wäre ich besser zu Hause geblieben, denkt er: Und zieht sieht seine Badehose schauernd hoch.

18.05.2012

Die Feldwege sind ihr Revier. Dort findet sie absolute Entspannung, die Sonne wärmt und überall schwirren Mückenschwärme. An diesem Tag hat die Eidechse das Auto nicht bemerkt.

 

 

 

 

 

 

17.05.2012 – 8.54 Uhr

Jedes Mal, wenn er weg geht, kommt der Mann von gegenüber mit ihr ein Gespräch zu beginnen. Ganz mühelos, scheint ihm, funktioniert dann die Unterhaltung. Ihr eisiger Blick scheint dann gelöst. Sie lächelt dann sogar. Er liebt die schwarze Madonna.

16.05.2012 – 6.33 Uhr

Aus dem Hinterhalt zoomt die Kriegsfotografin ihre Geschehnisse, die Opfer des Konfliktes heran. Sie hat endlich den Heckenschützen entdeckt. Oberes Stockwerk. Als sie das Foto schießt, sieht sie ihn gerade noch abdrücken.

15.05.2012 – 00.00 Uhr

Er hat die Arme über dem Bierbauch verschränkt. Der Oberlippenbart wirkt wie mit dem Lineal gezogen. Bedächtig verlagert er sein Gewicht langsam auf die Zehenspitzen. Dann kippt er den Stuhl um, zappelt einige Sekunden und hängt ganz still.

14.05.2012 – 20.00Uhr

Gegenüber sitzt ein ernsthafter Mann. Er lächelt selten. Manchmal scheint es, als wäre sein Gesicht aus Stein gemeißelt, als würde die Miene ewig währen. Jetzt aber verändert er sich grundlegend. Rodins Denker wird eingeschmolzen.