Manchmal immer

Und wenn er das Gesicht sieht oder den Gedanken an ihn in sich hat, dann kann er gar nicht anders als zu denken: „Ich hab ihn lieb.“ Woran das liegt, kann er gar nicht sagen, vielleicht liegt es daran, dass „ihn“ sein Sohn ist und dann geht es nicht anders und er muss weiter denken, den Gedankenstrom weiterfließen lassen und wieder kommt dieses verrückte Gefühl, das irgendwo als Kribbeln im Bauch entsteht und er weiß, es ist echt und richtig: „Ich hab dich lieb.“ Und auch das liegt bestimmt nicht nur daran, dass das der andere Sohn ist. Und auch in den Wochen, wenn er sie beide nicht sieht, hat er sie bei sich, immer. Und dieses Gefühl (eigentlich wollte der Autor hier „dieses warme Gefühl“ schreiben, aber weiß gar nicht, ob das in dieser überhitzten Gendersprachenzeit noch statthaft oder gar zu kitschig ist.).

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Herr Nipp genießt es keineswegs, einen Text, den er einmal geschrieben hat, zu überarbeiten. Das würde ihm niemals in den Sinn kommen. Er glaubt an seine Genialität, vor allem wenn es sich um Einkaufszettel handelt.

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Schreiben

Um zu schreiben, musst du erleben und ausprobieren und fühlen und scheitern und stolpern und siegen und schreiben und wegstreichen und übriglassen und ergänzen und vergessen und wissen und recherchieren und fragen und lesen und verzweifeln und noch weiter leben und dich nicht zurückziehen und Freunde treffen und hadern und viel lachen und im Wald spazieren gehen und im See tauchen und dich selbst überraschen und nichts daran glauben, was dir die anderen raten und Flaschen drehen und Flaschen leeren und hinterfragen (vor allem, was du selbst verfasst hast) und ersetzen und stauchen und neu zusammensetzen und abkürzen und vollstopfen und Rad fahren und irgendwo auf einer Bank in der Natur ( egal wo) sitzen bis es dunkel wird und in das Großstatdleben abtauchen und dich wundern können und blau und blau unterscheiden und nicht auf die eigenen Finger schauen beim Schreiben, sondern ihnen ihren Lauf lassen und Schmutz und Material unterscheiden können und überhaupt unterscheiden können und lernen, wie man echte Gespräche baut und alles kurz und klein hauen und dich genau darüber ärgern, weil du nun alles wieder zusammenfügen musst und endlich die stark riechende Lilie aus deiner Umgebung entfernen, weil sie dich sonst noch kirre macht und die Fische füttern, weil sie sicherlich schon wieder Hunger haben und manachmal in den Spiegel gucken und die Schallplatte herumdrehen, weil die Musik schon wieder aus ist und aufhören in der Nase zu popeln, du bist doch schließlich kein Mukovore und endlich diesen nervigen Splitter aus dem Finger entfernen und mal eben gucken, ob noch Holz im Ofen liegt und den Blick einfach mal schweifen lassen und nicht daran glauben, dass es Fehler gibt und alles alles als Material anerkennen, vielleicht wirst du es noch einmal brauchen und auf keinen Fall solltest du Texte wie diese lesen.

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Nichts

Eigentlich sollte hier und heute nichts stehen, aber das geht ja nicht.
Eigentlich soll hier und heute nichts stehen, aber das geht ja nicht.
Eigentlich soll hier und heute nichts stehen, aber das geht nicht.
Eigentlich soll hier heute nichts stehen, aber das geht nicht.
Eigentlich soll hier nichts stehen, aber das geht nicht.
Eigentlich soll hier nichts, aber das geht nicht.
Eigentlich soll nichts, aber das geht nicht.
Eigentlich nichts, aber das geht nicht.
Eigentlich nichts, das geht nicht.
Eigentlich nichts, geht nicht.
Eigentlich nichts geht nicht.
Eigentlich geht nicht.
Eigentlich nicht.
Eigentlich

Nichts

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Besuch

Er hat gerade eine alte Schallplatte aufgelegt, als es an der Tür klingelt. Eigentlich hatte er geplant, in aller Gelassenheit im Wohnzimmer zu sitzen (vor dem Kaminofen), in dem neuen Roman zu lesen und den Alltag eben Alltag sein zu lassen und nun steht da jemand vor der Tür und will wahrscheinlich irgendetwas von ihm (Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um jemand handelt, der sich im Haus vertan hat oder dass es ein Paketbote ist, gestaltet sich als unglaublich unglaublich und damit höchst unwahrscheinlich. – sind solche Sinnloskonstruktionen von Sätzen nicht wirklich schön?) Im schlimmsten Fall ist es ein Freund oder gar Verwandter, der mit ihm sprechen will, du weißt schon, eines dieser wirklich wirklich langen Gespräche, die irgendwann in der Nacht enden und dann liegt man sich zum Ende in den Armen und drückt ein paar Tränen heraus. Echt, dicke Kullertränen. Nicht weil alles so traurig ist, sondern weil man wirklich glücklich ist. Die eine Seite, dass die andere Seite nun doch endlich mal abhaut und man zwar nicht mehr lesen kann, dafür aber ins Bett, die andere, weil sie zumindest für die letzten sieben Stunden offene Ohren eines so sensiblen Zuhörers gefunden hatte, der auch noch zwei richtig gute Flaschen Wein auf den Tisch gestellt zu haben, sich gemüßigt gefühlt hatte.

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