aufwachen

Seitdem er aufgestanden ist, eigentlich schon direkt bei Öffnen der Augen hat er einen Gedanken, der ihn nicht loslässt, selbst das Lesen in seiner Lieblingswochenzeitung kann ihn nicht ablenken. Er wächst und wächst und irgendwann ist er soweit ihn zu verstehen, in allem Konsequenzen und er muss sehen, dass er sehenden Auges mitgemacht hat, obwohl er lang schon wusste, dass es flasch war. Er wird sich ändern müssen, neue Wege beschreiten und hinterfragen. Er wird die Zukunft mitgestalten müssen und nicht mehr nur hinnehmen. Hoffentlich hat er den Mut und die Kraft dazu. „Wir säen, was wir ernten.Wir sähen, wenn wir hinguckten.“

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Namen

Alles hat seinen Namen heißt es. Namen machen alles klassifizierbar. Nur das Namenlose macht uns Angst.

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Klarer Tag

Eisiger Himmel morgens
ein leichter Dunst liegt über der Stadt

Immer noch einige Holzheizer riechbar

Tief einatmen
lang ausatmen
im Garten ein Eichhörnchen, einige Vögel
die Tauben spielen ihr Spiel

Die Kälte bloßer Haut
zulassen
kurzes Schütteln
Wonne


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Vergessen

Abends, wenn er vor dem Spiegel steht und sich die Zähne putzt, also kurz bevor er seine Knirschschiene einsetzt, etwas länger bevor er sich zu Bett begibt und vielleicht, aber das ist selten geworden, noch einige Seiten in einem Roman liest, den er noch nicht kennt, der ihn überraschen kann, mit einer neuen Geschichte etwa oder richtig guter Sprache, aber das kommt noch seltener als etwa früher vor, weil er in seinem Leben eben schon so viele Romane gelesen hat, die wirklich gut waren und natürlich noch mehr richtig schlechte, so dass er meistens schon nach 100 Seiten solche Bücher an die Seite legt und schnell vergisst oder zu vergessen trachtet, weil eben das Meiste doch in seinen Windungen irgendwie verhaftet bleibt, so nimmt er ein neues Buch, das ihn einsaugen kann, wie zuletzt im Roman “Trottel“ von Jan Faktor, dann überlegt er, was denn tagsüber wirklich wichtig war, was vielleicht auch erzählenswert erscheint und ihm kommen viele kleine Gelegenheiten und Begebenheiten, Erlebnisse und Beobachtungen in den Sinn, die er natürlich nicht aufschreibt, immer in der Anmaßung gedacht, er sei ja so klever wohl noch, das bis morgen früh nicht zu vergessen und er macht sich dann eben keine Notizen und am nächsten Morgen hat er höchstwahrscheinlich auch keine Zeit dafür, weil er in irgendeiner Zeitung liest und nebenebei auch noch seinen Deutschlandfunk hört und völlig vollgestopft mit wichtigen Informationen über das Vergehen der Zeit und Welt macht sich nun einmal niemand Notizen, das ist dann die spätere Ausrede, dass er alles das, was gestern noch so interessant und wichtig schien, letztlich im Vergessen verschwindet.

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Frau

Es ist schon ein Phänomen, denkt er, heute ist Welttag der Frau oder Weltfrauentag oder internationaler Tag der Frau oder einfach Frauentag. Es soll Länder geben, in denen dieser Tag gesetzlicher Feiertag ist. Seien wir ehrlich. Wenn Männer sich gebärden, als sei an allen anderen Tagen des Jahres Weltmännertag, dann muss ihnen zumindest einmal im Jahr ein Spiegel vorgehalten werden. Wenn es nach Herrn Nipp ginge, dann brauchte es keinen Welttag der Frau, weil beide Geschlechter und auch die vielen anderen Menschen, die sich keinem dieser beiden zuordnen mögen, sich gegenseitig respektieren würden. Solange aber die Männer so tun, als gehöre ihnen die Welt und alles, was sich darauf befindet, das heißt auch die Frauen und Kinder, ist dieser Tag wichtig. Da ist er letztlich humorlos.

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