Geplänkel

Weder hochfliegend intellektuell noch tiefschürfend philosophisch sind seine Gedanken, als er am diesem Nachmittag, der mit bedecktem Wetter so gar nicht zum draußen Verweilen einzuladen scheint, im Garten auf der breiten Zwei-Personen-liege die Zeit verbringt. Ja, er kratzt noch nicht einmal die Oberfläche, belässt vielmehr die Sätze, die Wortfragmente zuweilen, in einem Schwebezustand zwischen Bedeutungslosigkeit und purem Spielvergnügen. Er braucht diese Auszeit, mit Sinnmomenten zu jonglieren, gegen Unsinn scheinbar aufzuwiegen und ohne jegliche Intention oder einer Ahnung wohin. Er spring von Gedanken zu seinen Kindern über solche über Freunde bis hin zu radikal sinnfreien Lautgefügen,mit denen er sich selbst überrascht. Die Zeit vergeht, verstreicht, verrinnt. Aus dem Schwebezustand des Treibenlassens springt er in die Jetztwelt. Er weiß, es gibt jetzt genau zwei Möglichkeiten für ihn. Entweder liest er mal wieder ein dadaistisches Gedicht oder er schreibt selbst eins.und dabei lässt ihn völlig kalt, ob es ihm oder anderen gefällt.

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Fensterbankaquarium

Nach einem langen Gespräch mit einem Freund hatte er sich dazu entschlossen, das Experiment zu wagen, ein Fensterbankaquarium völlig ohne Technik einzurichten. Neun Monate hat es inzwischen überstanden. Zwischenzeitlich gibt es immer wieder mal Perioden starker Grünfärbung des Wassers, aber offenbar fühlen sich die Guppys darin trotzdem wohl. Auch die Garnelen sind mehr geworden. Manchmal stören ihn die Fadenalgen, dann wird ein Teil entfernt. Die Pflanzen gedeihen, die Tiere auch. Also: Wieso immer soviel Technik verwenden?

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Musik

Wenn zu Hause das Wetter ausgesperrt wird und der Regen fast schon anklagend seine Trommelgeräusche an die Fensterscheibe morst, sitzt er im Wohnzimmer meist. Neben sich auf dem Boden steht ein Glas Wasser. er hat den Plattenspieler angeworfen. Eigentlich hatte er vor, an diesem Tag alle Platten von Nick Cave in chronologischer Reihenfolge zu hören. Ein Stück weit in der Hoffnung, die letzte Platte doch noch schätzen zu lernen. Dazwischen gekommen ist allerdings, dass er eine Scheibe von Tocotronic wohl falsch einsortiert hatte. So hört er an diesem Tag die Scheiben der Hamburger, die er besitzt, auch das versteckte Stück auf dem roten Album. Herr Nipp denkt über seine Vorlieben nach, auch die Neuentdeckungen, die er in letzter Zeit für sich gemacht hatte. Jazz war dabei die letzten Wochen immer ein Thema. Aber natürlich macht der Neuling auch sofort alles falsch, setzt auf die schlechten Künstler, na klar. Was soll man machen, die Trödelmärkte geben eben nicht alles einfach mal her. Seine Aussage, dass er schließlich auch gerade dabei sei, diese Musik zu entdecken, wird ihm kritisch um die Ohren gehauen. Ihm ist es wichtig, selbst zuverstehen, was das ist. Jazz. und da braucht es eben keine Kritiker erstmal, die können ihm später immer noch ihren Senf dazutun. Und inzwischen hört er weiterhin auch die andere Popmusik, die natürlich niemals die richtige sein kann, denn welche Ahnung hat er denn schon. Trotzdem hat Herr Nipp seine Freude an den Streifzügen durch die Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Ja, tatsächlich hört er von Zeit zu Zeit ganz streiflichternd Klänge aus der Zeit davor. Leider auch hier die falschen Aufnahmen natürlich, aber sie gefallen ihm. Entschuldigung.

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Tomaten im Magen

Er kann keine Tomaten mehr sehen. Zu viele waren es dieses Jahr, die sie aus dem eigenen Garten geerntet hatten. Schluss jetzt, er wird die Büsche herausreißen und dem Komposter zuführen, dessen ist er sich bewusst. Doch als er da unten im Grün steht, tun sie ihm leid. Er erntet doch noch einmal und wird sie vielleicht morgen entsorgen.

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Romanfigur

Natürlich, das muss doch jedem gefallen, dessen ist sich Herr Nipp mehr als alles andere bewusst, zumindest aber glaubt er er zu wissen, dass es jedem und jeder gefallen müsse, irgendwann zu einer Romanfigur zu werden. Nicht einfach Objekt oder gar Subjekt einer kleinen Geschichte, die schnell gelesen und noch schneller vergessen werden würde, sondern Protagonist oder Antagonist in einem Roman, einer ganzen Saga, die sich über diverse Bände bis zu einem mehr oder weniger tragischen Ende entwickelt. Dabei sieht er das Ende als wirklich schlimm an, das uns vorgaukelt, jetzt sei alles zum Guten geworden. Und schon fängt er an zu spinnen, was denn alles aus ihm werden könnte. Eine aufrüttelnde Figur vielleicht, die Abenteuer erlebt, die Welt rettet und ganz nebenbei die Partnerin oder den Partner für das ganz weitere Leben erobert, also sämtliche tausend Jahre. Wahrscheinlicher aber würde er innerhalb nur weniger Stunden an einem Unfall sterben, ohne das Leben in allen seinen Facetten ausgekostet zu haben. Oder noch schlimmer an einer unheilbaren Krankheit. Nein, so toll ist es wohl doch nicht, Romanfigur zu werden. Da kann ein anderer über ihn und seinen Werdegang bestimmen und er selbst hat gar keinen Einfluss mehr darauf. Aber vielleicht könnte er einen eigenen Roman schreiben und eine Figur erfinden, die ihm doch ein bisschen ähnlich ist.

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