Alte Route

Er ist ist seine Studienstadt gefahren. Diese seltsame Stadt, die eigentlich aus einer Aneinandereihung von Kleinstädten oder Großdörfern besteht, dieser sieben-Hügel-Stadt, durch Schwerindustrie geprägt und für ihn der Ort, an dem er sich für einige Jahre verwirklichen konnte. Die Überlandroute und an jeder Stelle weiß er auch nach dreißig Jahren genau, dass gleich ein Blitzer kommt. Und all die nächtlichen Touren damals kommen ihm in den Sinn, wenn er wieder einmal völlig übermüdet durch die Dörfer gerast ist, zunächst mit der Ente, die den schönen Namen Bela mit sich durch die Lande trug, später mit dem Renault Kastenwagen, der dem weniger schönen Namen Versagertoni immer wieder Rechnung trug. Jetzt wurde sein neuer alter blauer Bulli „Tardis“ getauft. Das gefällt ihm, ist nicht auch diese Strecke ein Vortex? Ein Strudel aus Erinnerungen und Musik. Egal in welchem Wagen er diesen Weg gefahren ist, irgendwie gehörte die alte Route immer zu seiner Vorstellung von Heimat. Eine Reise durch Raum und Zeit.

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Frühstücksei

Er selber isst das Ei nach Köpfen der spitzen Seite, verteilt zunächst ein wenig Senf drauf und löffelt es aus. Sein Freund, der ihn besucht, höhlt ein Weißbrötchen aus, zerquetscht darein das Ei und streut sich von jenem dunklen Himalajasalz einige Krümel darauf, damit der Geschmack verstärkt wird. Letztlich genießen sie beide die gesprenkelten oder grünen Leckereien, trinken einen kräftigen Kaffee dazu und führen meist auch noch ein gutes Gespräch über Kunst und die Welt. So können Sonntage beginnen, denkt Herr Nipp.

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Nüsse

Nuss an Nuss an Nuss liegt in der Schale und spät abends dann liegt zerkaute Nuss an zerkauter Nuss an zerkauter Nuss in seinem Magen. Und er weiß nicht, ob er das nun gut finden soll, denn die Schale ist nun leer und er hat gar keine Lust aufzustehen, um die nächsten Nüsse zu holen.

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Verkriechen

„Du kannst dich für einige Stunden, mag sein einige Tage oder sogar Monate unter der Bettdecke oder vor dem Bildschirm verkriechen, aber irgendwann musst du dich der Realität stellen.“ Nipp Nipp kann sich genau an diesen Ausspruch eines seiner ehemaligen Professoren erinnern. In welcher Situation das vorkam allerdings, das weiß er nicht mehr, das ist auch egal. Dieser Satz ist ihm jedoch zum beflügelten Wort geworden. Und er weiß natürlich auch, warum dies so ist. Es gibt Tage, an denen er sich zurückzieht in seinen Bau, die Tür hinter sich zu zieht, den Rechner zu sich hinzieht, aufklappt und Serien zum Erbrechen guckt oder auch sich in Büchern verliert. Und immer weiß er, dass es einen Grund dafür gibt. Einen Grund, dem er sich irgendwann widmen muss. Und hinterher stellt sich meist heraus, dass er gar nicht so viel Zeit mit Blödsinn hätte verplempern müssen, meist wäre ein offenes Gespräch mit ebensolchem Visier ein Dosenöffner für die vermeintliche Büchse der Pandora gewesen, die sich dann als einfaches Gemüse, Kokosmilch oder schon mal als Motoröl entpuppt. Ja, denkt er, das ist es, was mein Leben so lebenswert macht, dass ich alles in Bildern verstecken kann.

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Du

Und da stehst du vor dem inneren Auge, lachst dem Erinnernden zu. Er weiß um die Hölle, durch die du gehen musstest, die du durchlitten haben musst, fühlt sich schuldig und hat Ähnliches selbst erfahren. Und die Wunden verheilten langsam. Und die Narben sind geblieben. Sie reißen jedes Mal wieder auf, wenn die Gedanken und Erinnerungen an dich unerwartet kommen. Ein Phantonschmerz. Du fehlst immer noch.

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