Hinter der Wand

Manchmal kommt ihm etwas dazwischen und er kann die Geschichte, die er eigentlich erzählen wollte, gar nicht erzählen, vielleicht weil er an einem Wort hängen geblieben ist und dieses Wort plötzlich so eine große Sogkraft entwickelt hat, dass er etwas ganz anderes erzählen musste. So ging es ihm kürzlich, als er eigentlich darüber berichten wollte, was man zuweilen finden kann, wenn Wände eingerissen werden. Aber er blieb am Wort „renovieren“ kleben. Und auch jetzt hat er die eigentliche Geschichte mal wieder aus dem Blick verloren. Herr Nipp macht sich einige Notizen, um auch ja nicht vergessen, worüber er denn berichten wollte, in seinem Tagebuch natürlich, das er tatsächlich seit einigen Jahren führt, von dem aber bisher natürlich niemand etwas weiß, denn er hat es die letzten paar Jahre erfolgreich versteckt und immer, wenn das Jahr um ist, dann steckt er das Jahresbuch in einen Schlitz einer bestimmten Wand, so kann es niemand finden und er selbst wird niemals in Versuchung geführt werden, es wieder hervorzuholen. Aber er hat sich immerhin vorgenommen, irgendwann im Alter diese Wand einzureißen und dann kann er seine geheimsten Gedanken lesen, die er vor Jahren notiert hatte. Hoffentlich hat das noch etwas Zeit.

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Hände

„Haben Sie eigentlich schon einmal auf ihre Hände geschaut? Die sind ja völlig rau. So rau, da könnte man Kartoffeln mit raspeln.“ Herr Nipp hat darauf noch nie so rcihtig geachtet. Er arbeitet halt gerne handwerklich und im Garten und meistens trägt er dazu eher keine Handschuhe. Wenns ins Holz geht schon, aber sonst hat er immer das Gefühl, zu wenig Gefühl zu haben. Der Strumpfhosentest aber sagt alles, er bleibt hängen. Also folgt natürlich eine Handmassage mit Creme, eigentlich gar nicht so schlecht, findet er, da hat es sich doch gelohnt, raue Hände zu haben.

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geschichtlich

Die besten Geschichten schreibt, so sagt man, das Leben, die schlechtesten allerdings auch.

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Heilfleisch (nichts für Menschen mit schwachen Nerven, Hypochonder und Synästheten)

Seit Jahren befindet sich Herr Nipp im Renovierungsmodus. Mal ist es die eigene Wohnung, mal auch die eines Freundes oder einer Freundin. Dann auch mal die Kneipe von Freunden, die unbedingt erweitern wollen. Eigentlich passiert ihm dabei jedesmal ein kleiner Unfall, aber nimmt er nun mal stoisch hin. Die anderen sprechen nur noch vom Jahresunfall. Was macht denn schon so eine kleine Platzwunde am Kopf, weil ein Stein einen anderen Weg genommen hat als angenommen. Mit den richtigen „Tapes“ an den richtigen Stellen sieht man nach einigen Wochen fast nichts mehr. Jeder weiß schließlich auch, dass dieser Schnitt wieder heilt, den die abgebrochene und durch das Zimmer sausende Trennscheibe am Knie gemacht hat. Lächerlich so ein Kratzer bis auf den Knochen. Und die Scherbe einer Fliese, die etwa einen Zentimeter neben dem Auge stecken blieb? Kann man herausziehen. So oder so ähnlich läuft es jedes Mal im Laufe der Wochen. Trotz Schutzbrille und Helm, trotz seiner Stahlkappenschuhe und Handschuhe. Irgendwas geht immer mal schief. Glücklicherweise hat er ein recht gutes Heilfleisch und die Ärzte im Krankenhaus kennen ihn ja auch inzwischen. Da kann dann auch schon mal herzlich gelacht werden, wenn der Halbgott in weiß das Blut aus dem offenen Hämatom am Unterschenkel herausdrückt und es bis zur Decke spritzt.

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sehen

Was ich kenne, sehe ich, alles andere muss ich erst erkennen lernen.

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