Frische Wäsche

Eonmal die Woche wäscht Herr Nipp gewöhnlich seine Kleidung und hängt sie in den Trockenkeller. Als Kind hatte er es geliebt da unten zwischen den Laken zu stehen und diese besondere Luft und den frischen Duft einzuatmen. Dabei durfte man sich nur nicht erwischen lassen. Dann war die Mutter sauer, weil sie Angst hatte, alles würde dreckig werden. Ich einem Haushalt mit sechs Personen lief die Maschine schließlich auch fast täglich und seine Mutter hat damals alles noch gebügelt. So eine Zeit- und Energieverschwendung würde er sich beim besten Willen nicht antun. Seit er allein leben muss, ist das nicht einmal passiert. Nach einigen Tagen kann er die trockenen Klamotten hoch holen, sie zusammenfalten und in den Kleiderschrank legen. Über die Woche werden die Sachen dann gebraucht. Heute hat er sich einen grünen Eumel mit Taschen angezogen. Saubequem. Beim Waldspaziergang muss er allerdings feststellen, dass die Taschen von einer klebrigen Masse verseucht sind. Er hatte wohl vergessen vor dem Waschen seine geliebten Lakritze herauszunehmen..

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die Ruhe vor der Ruhe

Wenn er abends in seinem Wohnzimmer sitzt, die Flamme im Kaminofen lodert und sie verzehrt mit der Zeit einige Stücke Holz, hat er manchmal ein Buch zur Hand genommen. Er liest in aller Ruhe, hat vielleicht eine Schallplatte aufgelegt, die diese Entspanntheit unterstützen soll. Goldfrapp ist s0 eine Band, die er manchmal gerne hört, diese eine Platte vom Ende der 90er Jahre, denkt er. Oder Aurora oder Cigarettes after Sex oder der geniale Peter Piek, den er vor einiger Zeit kennenlernen durfte. Die Klänge schrauben sich ins Hirn. Die Wörter und Sätze fliegen an ihm vorbei, die Seiten werden geblättert. Manchmal liest er auch eine Seite zwei mal, vielleicht weil er nicht so konzentriert war, vielleicht auch weil sie ihm so gut gefallen hat. Und irgendwann hat sich eine Müdigkeit gebildet, die ihn darauf verzichten lässt, die Platte noch einmal herumzudrehen, denn das muss er tatsächlich händisch machen. Sein Plattenspieler ist kein Vollautomat, eigentlich nur eine Holzplatte mit dauerhaft laufendem Motor und dem Tonabnehmer, der vorsichtig in die richtige Stellung gebracht werden muss. Für ihn hat diese Art des Musikhörens durchaus etwas Zeremonielles. Das mag natürlich niemand verstehen, der erwartet, dass CDs dauerhauft laufen, dass die Streamingdienste dich pausenlos mit Musik befeuern. Dann drückt er den Ausschalter, der ein klickendes Geräusch macht, am linken Rand der schwarzen Holzplatte und der Motor stellt seine Tätigkeit ein, lässt den Teller auslaufen. Der Verstärker endet ganz leise, etwas knistert es dann manchmal. Herr Nipp legt das Buch auf den Stapel mit weiteren ungelesenen Exemplaren und ist ganz zu frieden. Das Glas wird noch schnell weggeräumt, nicht immer, aber meistens, und dann macht er sich bettfein. Wenn alles gut gelaufen ist und keine Telefonate oder Besuche dazwischen gekommen sind, dann schläft er ganz schnell ein. Aber seien wir ehrlich, das hört sich ja alles ganz gut an, solche Tage erträgt er vielleicht einmal die Woche, wohler fühlt er sich, wenn seine Freunde, seine Familie da sind, wenn sie diskutieren und alles rummelig ist. Und manchmal tanzen sie sogar in seinem Wohnzimmer zu den Klängen von Maxisingles aus den achtziger Jahren. Und das macht ihn wirklich glücklich.

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Weltausschnitt

Inzwischen seit einigen Stunden sitzt er hinter der kleinen Luke und starrt hinaus. Das Wetter ist trist und trostlos. So mag er es. Der Wind geht über das Land, trägt die Regentropfen waagerecht. Nur an Hindernissen bleiben sie kleben und laufen herunter. Seine Nase tut es ihnen nach. Die Finger sind kalt, besonders die Daumen. Den linken steckt er in den Mund, wieder Gefühl hinein zu kriegen, er schmeckt nach der Suppe, die heute Mittag gekocht wirde. Tomaten und Zwiebeln. War lecker gewesen. Er sitzt da und betrachtet diesen kleinen Ausschnitt Welt. Zufrieden. Gleich wird er eindösen und dann ganz ruhig einschlafen. Und manchmal stellt er sich vor, dass es wirklich irgendwann sehr schön wäre, auf diese Weise aus der Welt zu gehen. Aus seinem Weltausschnitt.

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Belanglosigkeiten

Das meiste dessen, was er in seinem Leben, was er gemacht hat, denkt er, ist für andere ohne jegliche Relevanz. Er macht die Dinge, weil sie ihn selbst beglücken und vielleicht, auch wenn das sicher etwas hoch gegriffen erscheint ein Gefühl von Sinn versprechen. Es sind Selbstläufer eines unstoppbaren Aktionismus. Natürlich freut er sich, wenn es auch die vielen Anderen irgendwie mitreißt, sie sich vielleicht angesprochen oder gar bestätigt fühlen. Aber ganz ehrlich gesagt, geht es ihm um ihn. Platt gesagt ganz naiv Egozentrik. Ich stehe im Zentrum meiner Welt, das weiß Herr Nipp. Und wenn die da draußen ihm ein anderes Anliegen unterschrieben wollen, OK, da kann er doch nun wirklich nichts machen.

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Erwartungshaltungen

Die Erwartungen der Anderen sind der Sand im Getriebe des Handelns und Denkens.

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