Realität

„Erst wenn wir das, was ist, als das, was es ist, erkennen, wird es uns zur Realität. Wir machen die Realität, sie kann nur in uns sein. Alles nicht Erkannte ist wohl da, aber für uns letztlich keine Realität, weil wir es nicht realisieren. So ist Realität immer ein aktiver Prozess der Wahrnehmung und Reflexion.“
Der Junge Mann, der Herr Nipp gegenüber steht, haut solche Satzungetüme heraus, als wären sie gestanzt, als wären es unbefragbare Wahrheiten, unverrückbare Monolithe des Wissens. Staunend folgt er dem Vortrag des jungen Mannes, bemerkt, dass auch die anderen Anwesenden völlig gebannt sind. „Philosophische Grundlagen“ heißt das gebuchte Seminar in der Hochschule. „Dieser Erkenntnisprozess führt zu unserer Menschwerdung und gleichzeitig einer grundlegenden Befragung des Seienden, genau das könnte die Grundlage von allem sein.“ Eine Stunde lang bekommen die Anwesenden eine Einführung, viele schreiben mit, machen sich Notate oder kritzeln auf ihren Blöcken herum, wahrscheinlich nehmen einige den ganzen Vortrag der Einfachheit halber auf. So kann man zu Hause alles noch einmal nacharbeiten. Es ist viel und wird immer mehr.
Leider ist das alles für Herrn Nipp nur eine Erinnerung, die in ihm gerade hochsteigt, Jahre her. Die erste Stunde damals. Aber er hat die Zeit des Studiums wirklich geliebt.

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