Vanille

„Nein, das heißt va` nilje, nicht vanille“, hört er den Mann noch zu seiner Frau sagen, als die Kugel schon zu kippen droht. Natürlich fällt sie und dann auch noch genau in den Schaft seines rechten Schuhs. „Na, siehste. Dem Eis ist es ziemlich egal. wie es ausgesprochen wird. Es unterliegt trotzdem der Schwerkraft.“

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Abendstimmung

letzte Fichten bersten knartzend

sie liegen bald am Boden

trocken sind sie, nicht mehr harzend

Kein Jäger sitzt heut mehr in Loden

Vögel trällern angestrengt die alten Lieder

sie ignoriern die junge Jägerin

Und putzen manchmal hektisch ihr Gefieder

denn sie sitzt in der Kanzel drin

trinkt statt Schnaps doch lieber Tee

die Rehe knabbern Knospen zart

Doch Wildschweine krepiern an ASP

das ist tagsüber und am Abend hart

die Hirsche fressen ganze Wiesen

nur harte Triebe bleiben stehn

das wird den Landwirt wohl verdrießen

stiller und dunkler wird es nun

lief da nicht grad ein Haselhuhn?

Sieh, ein Bock, der kommt heraus

das ist schon fast ein wenig schade

denn jetzt ist das Idyll schon aus

denn da bleibt kein Finger gerade

natürlich kommt der Bock zu Fall

und schlegelt kurz, er liegt im Knall

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Länge

„Es gab mal Zeiten, in denen hast du richtig lange Geschichten geschrieben. Da hast du die Charaktere ausgearbeitet, da hatten die Dinge, über die du berichtet hast so eine Tiefe, in die man sich fallen lassen konnte. Damals hatte ich immer das Gefühl, dass du das alles selbst erlebt hattest. Jeder Satz hatte seine ganz eigene Farbe, jedes Satzzeichen seine ganz besondere Bedeutung, die Zeit wurde erklärt, der Kontext auch und alles schien so haarscharf platziert zu sein. Damals erkannte ich keine Zufälligkeiten, alles ergab Sinn. Selbst die Sinnlosigkeit. Wenn du eine Figur beschrieben hast, hatte ich immer das Gefühl, dass man die Haut erkennt, ja ihren Duft oder strengen Geruch erahnen kann. Wenn jemand im Wald spazierte, war das auf der Haut zu spüren, die Luftzüge, die Ahnung, alles das. Und heute – heute sind deine Texte so nüchtern, da muss man sich alles selbst dazu denken.“ „Ja.“

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Insekten

Ein Trend, der wahrscheinlich schon längst wieder vorbei ist, scheint Herrn Nipp das Entdecken von lautgleichen Wörtern oder Wortgruppen in verschiedenen Zusammenhängen mit völlig verschiedenen Bedeutungen. Das ist die Trauerkarte zum Tod eines verstorbenen Huhns:

Eierlegende Eierlegende am Eierlegende.

Dauert beim Lesen etwas länger, aber dann versteht der größte Depp, was gemeint ist.

Eier legende Eier/legende am Eierleg/ende.

Oder die Sache mit dem Ameisen, die nie in Kirchen wohnen, weil sie Insekten sind:

du weißt schon: in Sekten „hahaha“. An dieser Stelle sollte höflich gelacht werden.

Oder:

Grillen Grillen Grillen, grillen Grillen Grillen.

arm und Arm, einrenken und ein Renken, Roh/rohr/zucker und Rohr/ohr/zucker, Boxer und Boxer, Becken und Becken, Zug in allen 20 Ausprägungen, lose und Lose, umfàhren und ùmfahren und so weiter und so fort. Ja, es gab mal eine Zeit, da hatte auch er wirklich Spaß daran und vielleicht kommt das auch wieder.

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weinerlich

Er hat wieder in diesem Buch gelesen, das er so mag. Diesem Buch, dass er seit seiner Jugend immer wieder einmal liest. Mal ganz, mal nur auszüge oder einzelne Seiten. Ein Werk der Weltliteratur und ihm sind Tränen der Rührung gekommen. „Mit dem Alter wird der Mensch doch ein Stück weit weinerlich.“, denkt er.

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