schon lang

Reihe um Reihe arbeiten sich die beiden Nadeln voran. Die Strickerin hat sich tief unter eine Decke verkrochen, sitzt in der Ecke ihres großen Sofas und schweigt. In Gedanken versunken lässt sie den Schal wachsen, mal mit schwarzer Wolle, mal beige, rot, dunkelrot. Inzwischen ist er auf eine beträchtliche Länge herangewachsen. Wenn das so weitergeht, kann die ganze Erde damit eingewickelt werden.

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Erlebnisverweigerung

Schon schade, denkt er, dass ich unbedingt gehen musste. Ich wäre gerne dabei gewesen, hätte auch gerne erfahren, was passiert, wenn sie wieder einmal ihren Kram machen. Aber das ging einfach nicht, ich musste ihnen allen zeigen, dass ich dieses Erlebnis grundsätzlich nicht hinnehmen möchte. Also bin ich spazieren gegangen…nach Hause…da wartete der Rechner auf mich.

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zu Hause zuhaus

Ich fühle mich so flauschig weich         
in diesem Seltenhaus                   
so heimelig zusammen                
so einig, wohlig, selig                    
und und und                                    
sehr zu Haus                                     

Ich sehe dich, du kommst herein
in dieses Unserhaus                      
so selbstverständlich lächelnd  
so schmusig, getigert, du miaust
und und und                                    
du schleichst um mich herum   

Ich höre uns spielen, springen und fliegen
in diesem Abenteuerhaus          
und weiß, wir gehör´n zusammen
und glaube, das wird so bleiben              
und das ist unser Glück                

Zuhaus im Unserhaus          

Herr Nipp hat dieses kleine Gedicht der völlig unbekannten Autorin Emma Gemma irgendwann irgendwo entdeckt und abgeschrieben. nirgends ist etwas über die Autorin oder gar ein weiterer Text zu finden. Auch ein Aufruf in sozialen Netzwerken, sie solle sich doch bitte melden, brachte keine genauerenErgebnisse.   Jetzt hat er sich entschlossen, das Gedicht einfach zu okkupieren. soll doch mal einer sagen, das stimme nicht. Vielleicht war es ja auch ganz anders und er hat sich nur eingebildet, es abgeschrieben zu haben. Egal jetzt.

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Typen

Die erste hat ihre Haare offensichtlich bis vor zwei Jahren aufhellen lassen. Jetzt soll sie sie wachsen lassen. Hat ihre Hautärztin gesagt – wegen der Schuppen. Die Haare zur Kopfhaut hin sind…heute würde jeder sagen: „ Dunkelblond“. Besser wäre sicher „Unentschieden“. An Yves Kleins Blau IKB angelehnt müsste man dann wohl sagen. SKB….Straßenköterblond
Der zweite wäre wahrscheinlich gern Bibliothekar, er hat sich die Haare zu einem Dutt gebunden. So wie es Bibliothekarinnen früher gerne gemacht haben. Gut, sie glänzen leicht fettig im Licht der matten Leuchte, er kann allerdings wirklich nichts dafür, seit einigen Wochen ist die Dusche in seiner Wohnung defekt. Ja gut, er hatte beim gemeinsamen Duschen mit seiner Freundin, nein, das eigentlich auch nicht, mit einer jungen Frau, die er an jenem Abend kennen gelernt hatte und deren Dusche defekt war, den Ausfluss wohl versehentlich herausgetreten. Aber wirklich schuldig ist natürlich der böse Vermieter oder vielleicht auch die Handwerker, die zwar versprochen haben, schnellstmöglich zu reparieren, was allerdings noch immer nicht geschehen ist.
Der dritte im Raum anwesende Mensch hat gelinde gesagt eine hohe Stirn, andere würden dieses häutige Gebilde ganz brutal und unglaublich verletzend Glatze nennen.
Und schließlich die Nummer vier nicht zu vergessen, eine junge Dame, völlig durchgestylt. Sie könnte auch ohne jegliche Überarbeitung durch Filter und Algorithmen in jedem a-sozialen Netzwerk als Schönheit durchgehen und ist trotzdem unglücklicher als die vorigen. Eben beim Bücken ist die Naht hinten an ihrer glänzend eng anliegenden Hose gerissen und jetzt sitzt sie hier und wartet auf ihre beste Freundin, die ihr erstens einen langen Mantel bringen soll, und zweitens eine irgendwie angemessen passendeHose, die gefälligst auch zu ihrem Style passen sollte.

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zur Sprache bringen

Wenn sie nicht mit mir sprechen wollen oder können, denkt Herr Nipp, dann muss ich es selbst versuchen. Und er überlegt sich, wie er es wohl anfangen könnte und ihm fällt nichts ein, doch als er einer dieser Personen begegnet, sagt er es einfach,dass ein Gespräche mit ihm sicherlich besser wäre, als nur über ihn und bekommt nur zur Antwort, es sei eben schwieirg mit ihm zu reden. Das ist auch eine Möglichkeit des Umgangs, stimmt, darauf war er noch gar nicht gekommen. Laing hätte es vielleicht in seinen Knoten so gesagt (aber das ist lediglich eine Vermutung und natürlich anmaßend):

Jill: Ich kann nicht mit dir sprechen.
Jack: Versuch es doch wenigstens.
Jill: Siehst du, es geht nicht, weil du es forderst.
Jack: Ich habe dir nur einen Vorschlag gemacht, um die Sache zu klären.
Jill: Es blockiert jegliches Gespräch, wenn du so darauf drängst.

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