Tritrara

Drei Tage dauert dieses friedensselige Fest. Drei Tage die er aushalten muss, um danach wieder ein normales Leben führen zu können. Schön daran ist, dass er liebe Menschen wiedergesehen hat. Den Rest könnte man sich auch sparen, vor allem die lästigen Dekorationen überall und den Kitsch.

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Schallplattensegen

Wie so oft. (Das ist doch eigentlich ein wirklich schöner Anfang für einen Text, bei dem weder der Schreiber noch der Leser weiß, worauf es letztlich hinauslaufen wird. Natürlich kann er jetzt und genau in diesem Moment zur Überschrift blicken und hat schon eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut. Was aber, wenn genau diese einfach so zerstört wird und mal ganz ehrlich, was ist denn schon schon ein Schallplattensegen? Ist es ein Segen, der irgendwann einmal aufgenommen wurde und nun immer wieder, da in Vinyl gepresst, abgespielt werden könnte, ähnlich dem Segen to go, von irgendwelchen Algorithmen errechnet, passend für die jeweilige Gelegenheit? Oder ist mit Segen gemeint, dass ein ganzer Haufen von Schallplatten vom Himmel regnet, weil das Wetter mal wieder verrückt spielt oder was auch immer passiert ist, vielleicht ist dieser LKW ja auch auf der hohen Brücke umgekippt und hat die ganze Lieferung an Schallplatten ins darunter liegende Tal ergossen. Das Wort kann ihm ja ganz einfach eingefallen sein und in der Sucht vieler Autoren, immer wieder mal einen Neologismus herauszuhauen, kann es ein Einfall sein, der gar nicht letzthin durchdacht ist. Der so viele Leerstellen beinhaltet, dass er an sich schon selbst eine solche ist.)
Er sitzt in seinem Lieblingssessel im Wohnzimmer und hört Musik.
(Aha, da haben wir es also, natürlich hat der Titel irgendwas mit Musik zu tun, war eigentlich auch schon vorher klar. Warum macht man sich eigentlich irgendwelche weiterführenden Gedanken, wenn bereits der erste Satz eine Eindeutigkeit erbringt. Naja, andererseits zu Ende gedacht, könnte es ja trotzdem sein, dass es hier um ganz andere Dinge geht als das Hören von Musik. Auf jeden Fall kann schon jetzt ausgeschlossen werden, dass es irgendwas mit einem umgestürzten LKW zu tun hat. Niemand würde zwei solcher Sätze voranschicken, wenn er eigentlich über einen glücklichen Unglücksfall zu berichten hätte. Obwohl. Der Leser ahnt da schlimmes. War da gestern nicht dieser Vorfall auf der A445 in Richtung Neheim, als irgendjemand zu schnell wohl die Gefahr der überfrierenden Nässe unterschätzt hatte? Was sollen diese belastenden Gedanken an dieser Stelle, der Leser liest weiter und erfährt dann vielleicht endlich, worum es hier geht.)
Die neue Platte von Yenga mit einem Titel, der jedem sofort im Gedächtnis bleiben muss: „I think this escalator is working against me“. Ja, denkt Herr Nipp, diese Platte ist ein Segen.

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avocado

Auf seiner Fensterbank stehen normalerweise nur in den Wintermonaten Töpfe. Ansonsten platziert er die Pflanzen lieber auf der Terrasse. aber Kaffee und Avocado sind leider nicht frostfest. Die älteste Pflanze ist aus dem Jahr 2011, wie die meisten anderen hat er sie selbst aus einem Kern gezogen. Die jüngste ist gerade einmal ein Jahr alt. Die Kaffeebäume hat er von einem seiner Söhne überlassen bekommen, dessen Zimmer wohl zu eng geworden war. Eigentlich, denkt er, ist es ja eine Form von Pflanzenquälerei, dass diese in potentiell viel zu kleinen Töpfen gehalten werden. Aber es scheint ihnen dabei ganz gut zu gehen. So lange keine Spinnmilben oder noch schlimmer Schildwanzen zuschlagen, ist alles in Ordnung. Heute hat Herr Nipp ein Gewebe auf der jüngsten Pflanzen entdeckt. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie glücklich er war, als er bemerkte, dass darin ein kleine Spine sitzt.

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Schmerz lass nach

An nichts anderes konnte er in diesen Tagen denken. Die Gliederschmerzen sobald der Wirkstoff nachließ. Ja, da waren natürlich auch die Halsschmerzen, das Suppen der Nase, die roten Augen. Und da war diese Unfähigkeit zu komplexen Handlungen oder Gedankengängen. Dieser Virus hatte ihn voll im Griff. Nicht so schlimm wie vor anderthalb Jahren, inzwischen war er ja auch zweimal geimpft. Aber sein Hauptbetätigungsfeld grenzte sich mehr oder weniger auf die Sessel und das Sofa seiner Wohnung ein. Während also draußen das Leben tobte, während wichtige Dinge eigentlich hätten erledigt werden sollen, kämpfte er sich durch die Phasen absoluter Ermattung und hieß die kleinen Hochs willkommen. Er war niemals ein großer Jammerer gewesen, Nörgeler schon, aber das ist was völlig anderes. Jetzt ging es ihm wirklich schlecht, wieder einmal. Und in seinen Gedanken lebte vor allem ein Gedanke: Schmerz lass nach.

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irgendwie verändert

Ich lese deine Texte gar nicht mehr so häufig, seitdem ich bemerkt habe, dass sie sich in der letzten Zeit sehr verändert haben. Sie haben ja gar nichts mehr mit mir zu tun. Das kann ich verstehen, sagt Herr Nipp, seit ich keine Texte mehr schreiben darf, in denen ganz konkrete wie bescheuerte Menschen vorkommen dürfen, sind sie nicht mehr so anekdotisch und lustig. Aber Veränderungen gibt es in jedem Leben. Und ab jetzt wird es natürlich nur noch um die edelsten und ernsthaftesten Themen gehen, an denen ich mich bis zur völligen geistigen Entwicklung, ach nee, Erschöpfung abarbeiten werde.

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