früh

Vor sieben noch sitzt Herr Nipp beim Physiotherapeuten und freut sich auf den vor ihm liegenden Tag. In der Hand eine rote Tasse mit gut trinkbarem Espresso, ohne Milch versteht sich. Er tauscht einige Nettigkeiten mit dem Chef der Praxis aus und trinkt dabei sein Getränk. Ein weiterer Patient betritt die Praxis und grüßt: „Seid ihr alle aus dem Bett gefallen?“ „Nein, wir arbeiten. Aber bei dir scheint es senile Bettflucht zu sein.“

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Aggression

Einige Menschen überspringen offenbar die Phase des Spaßes, der Freundlichkeit und werden ansatzlos aggressiv. Gehen durch die Lande und pöbeln andere an, ohne Grund. Verschrecken die Menschen und sehen dabei noch nicht einmal die innere Vereinsamung, nur wundern sie sich vielleicht, dass sich das Gegenüber ebenso ansatzlos abwendet.

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Titulaturenfragen

Wenn der andere, der Mitwandernde mich auf einen Beruf reduziert, sollte ich das dann auch machen? Herr Nipp ist in einem echten Konflikt, Rentner oder Sozialarbeiter im Ruhestand also? Dann denkt er, nein, das wäre mir doch zu billig. Die in Dauerschleife wiederholten Provokationsstrategien des Freundes aus einem behauptet anderen Leben haben sich einfach abgenutzt.

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Welt, Vernunft und Gefühl

Als er diesen Morgen auf seinem alten Sofa aus den sechziger Jahren sitzt, natürlich schwarzes Leder auf Kirschholzbeinen (Oh Gott, werden all die woken Menschen ausrufen, die ihren Körper vegan ernähren. Das darf doch nicht wahr sein, da sitzt ein Mesnch auf Tierhäuten…), vor Jahren vor dem Schicksal gerettet, auf dem Sperrmüll zu landen, hört er im Deutschlandfunk eine Besprechung eines neuen Buches zu Immanuel Kant. Niemand mag auch nur erahnen, das wieviel hunderttausendste Erläuterungs- oder Verklitterungsbuch über jene Theorien das nun sein mag, aber offenbar fühlen sich immer wieder Menschen berufen, der Welt zu erklären, was Kant uns heute noch zu sagen hat. Vor allem aber wollen sie uns weis machen, dass eigentlich jeder die „Kritk der reinen Vernunft“ doch zu lesen habe. Wirklich, das möchte niemandem ernstlich zugemutet sein. Da wird dann natürlich irgendeine Version des Kategorischen Imperativs bemüt, klar, auch der Gemeinplatz „Habe den Mut dich deines…“ kann in immer neuer Weise missbraucht werden, ähnlich wie die Bibeltexte gerne umgedeutet werden. Und es muss einleuchtend erklärt werden, dass Gottes angeblicher Tod einher geht mit der wahren Erkenntnis durch den reinen Rationalismus. Herr Nipp muss gähnen, geht in die Küche, holt sich die beiden Tassen Tee, welche er sich vor einigen Minuten vorbereitet hat, zieht sie vielleicht ein wenig zu ruckhaft von der Anrichte und tatsächlich entschlüpft seinen Lippen ein kleiner Fluch, weil die Flüssigkeit wirklich heiß ist. Dass er die Tassen nicht loslässt. Und plötzlich versteht er, was Kant meint, wenn er sozusagen sagt, wir sehen die Welt, wir wissen allerdings erst etwas, wenn wir unsere Vernunft zur Untersuchung gebrauchen. Was ihm allerdings fehlt, denkt Herr Nipp, ist der Bezug zum Gefühl, das innere wie das äußere.

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Abwurfstangen

Jetzt ist wieder die Zeit, denkt er, in welcher im Wald die Abwurfstangen der Hirsche zu finden sind. Mal kleine Knochen, mal riesige Geweihstangen. Jedes Jahr werfen die Hirsche ihren Kopfschmuck ab. Jedes Jahr verschwenden sie Unmengen an Energie, um neue Geweihe zu bilden, prächtige Gebilde. Früher hat er sie im Frühling gesucht und oft gefunden. Damals als Jugendlicher hat er damit Bäume präpariert. Damit die Jäger sie auch finden. Das letzte Mal, als er eine Stange gefunden hat, wurde diese einer jungen entgegen kommenden Familie im Wald noch überreicht, wenige Meter von der Funstelle entfernt. Der Lohn: Glänzende Augen eines Kindes.

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