Mal wieder langweilig

Warten. Er sitzt und wartet, gefühlt macht das Warten ein Drittel seines Lebens aus, warte, was natürlich nicht so ist, aber jeder weiß ja wartend, dass das Warten genauso langweilig ist und damit mehr wahrgenommene Zeit kostet, wie (oder heißt es als?) einen Text zu lesen, der alle paar Wörter wörtliche Wiederholungen bietet. Die Zeit zieht sich wie ein Kaugummi, in das man versehentlich im Sommer auf der Marktpassage getreten ist. Die meisten Menschen nutzen solche Situationen für: genau, für nichts. Andere essen sich eine Portion Currywurst Pommes oder zwei, wieder andere zücken ihren Taschencomputer, lassen sich von Filmchen berieseln, welche die einschlägigen „Asozialen Netzwerke“ in rauen Mengen liefern, von hübschen wie nichtssagenden Menschen, den sogenannten Influencern, von Misshandlungen an Tieren, von sportlichen Unglaublichkeiten und unglaublich schlecht gefälschten Entdeckungen und was auch immer. Herr Nipp liebt ja diese laufenden Bilder, in denen innerhalb weniger Sekunden unglaublich effektvolle Gemälde produziert werden, inhaltsleer und ähnlich denen, die man in Rom und Paris anredet Straßenecke für wenige Euro erwerben kann. Es lebe der Hübschismus. Er findet es auch toll, wenn Urlauber angeblich am Strand Seeungeheuer entdecken oder in einer Baustelle das Skelett eines echten Riesen. Mindestens zehn Meter hoch. Neuerdings findet er immer wieder Abbildungen von Meerjungfrauenskeletten, die angeblich schon 1000 Jahre alt sind. All das wird natürlich von der Wissenschaft verschwiegen. Gerade hat er beschlossen, endlich sein Smartphone aus der Tasche zu ziehen, da kommt die erwartete Person um die Ecke, ebenfalls ein Endgerät in der Hand und schwachsinniger Weise gestikulierend in ein Gespräch vertieft. Er wird noch einige Minuten das Gespräch ertragen müssen. Wie? Natürlich wartend.

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