samstag morgens Markt

Wie jeden Samstag ist er zwischen sieben und halb acht zum Markt gefahren. Helm auf, Rad aus dem Keller geholt und bis zur Sparkasse, denn Bares hat er nicht mehr. Käse beim Gregor, Gemüse bei Klaus. Alles ökologischdramatische Landwirtschaft. Weiter zum Pilzstand, Spargelköpfe, zum Apfelstand, Glockenäpfel. Vergessen hat er die Blumen, aber der ganze Garten ist ja bunt, das muss diese Woche mal reichen. Schnell noch zur Dinkelbäckerei, ein Pane Nocce kaufen und schon sitzt er wieder im Garten. Im Haus ist noch kein Leben zu hören, ja, der selige Schlaf. Er beobachtet die Libellen um den Teich schwirren, nippt an seinem Tee und frühstückt. Heute verleibt sich Herr Nipp statt Poridge ein Bund Radieschen ein.

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Kirschenzeit

Jedes Jahr teilt er gerne in besondere Zeiten ein. Da gibt es die Bärlauchzeit, die Spargelzeit, jene der Erdbeeren, die dieses Jahr, warum auch immer, an ihm vorbeigelaufen ist, die Apfelsaison, Pflaumen und Himbeeren nicht zu vergessen und im Herbst die Pilze. Ein kulinarisches Jahr, wenn man so will. Mit am meisten freut er sich auf die Kirschenzeit, vor allem auf die wilden Kirschen und jene schwarzen Kalunker aus dem eigenen Garten. Konfitüre herstellen, einmachen und verschenken. Das beste aber daran: Auf der Leiter stehend sich den Bauch vollschlagen und sie Kerne irgendwohin spucken.

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Hitzebad

Sie gehen spazieren, nicht trotz, wegen der Hitze. Auf dem Straßenasphalt steht stickige Luft still. Die ihnen entgegen kommenden Menschen zeigen ganz offen, wie sehr sie das Wetter belastet, es geht über 38 Grad. Herr Nipp und die Freundin gehen entlang der Häuserschatten, finden einen erträglichen Weg zum Bach. Er trägt seinen Strohhut und sonst luftige Klamotten, sie nicht weniger, allerdings ohne Hut. Am Möhnebach sitzt eine Familie mit Kind, freundlich wird gegrüßt, man kennt sich von früher. Die beiden steigen ohne Zögern ins Nass. Schlagartige Abkühlung, an der tiefsten Stelle tauchen beide einmal unter und kommen herzhaft lachend wieder heraus. „Besser geht es kaum.“ „Gar nicht, würde ich sagen.“

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Fehler

Du solltest allerdings schon wissen, sagt ihm eine große stadtbekannte Schlaumeise, dass es sich bei den von dir erwähnten sogenannten Sprichwörtern gar nicht nur um ebendiese handelt. Du bezeichnest auch Bonmots und Aphorismen, Weisheiten und sprachliche Zufälle als Sprichwörter. Ich würde das als eine besonders sublime Form der Volksverdummung bezeichnen.

Hm, ja, da hast du natürlich völlig recht, oh großer weiser Mann, meint Herr Nipp, aber erstens interessiert das die wenigsten Leser, weil es sich hier nicht um ein literaturwissenschaftliches Proseminar handelt, und zweitens wissen die meisten um meine Fehlerhaftigkeit und können sich eben hierüber köstlich amüsieren, ohne mir die Ungenauigkeit übel zu nehmen.

Ne, wenn das so ist, dann kündige ich mein Abo auf deinem Kanal.

Ok, du weißt ja, wo ein Übel geht, kommen zwei glückliche Zufälle hinzu.

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Sinne

Auf dem Konzert steht er, hat die Augen geschlossen und lächelt, ganz für sich. Beim Essen schließt Herr Nipp zwischendurch immer wieder die Augen, sitzt dann lächelnd da, einen Moment ganz für sich allein. Wenn er berührt wird, schließt er ebenfalls die Augen und genießt meist mit einem Lächeln. Er sieht die Musik, das Essen als Bilder, Farbeindrücke und Formen, mal unbewusst, mal bewusst herbeigeführt, aber meistens mit Genuss.

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