Altruismus

Jegliche Herabsetzung selbstloser Hilfe ist eine billige Ausrede für fehlendes Mitgefühl, denkt Herr Nipp, als er in der Kneipe am Nachbartisch zwangsläufig ob der Lautstärke ein Gespräch gezwungen ist mit anzuhören. Und dann überlegt er, wie ein Intellektueller diesen Satz zu einer Parole umfunktionieren würde. Es ginge jenem da wie dem Agrarwissenschaftler, der mit dem Satz „Der Intellekt des Agronomen konstituiert sich reziprok proportional zum Volumen seiner Solanaceen.“ nicht anderes sagen will als „Der dümmste Bauer erntet die dicksten Kartoffeln.“ Eigentlich ganz einfach denkt sich Herr Nipp, zückt das kleine Notizbuch und den Kugelschreiber, die er seit einiger Zeit gerne in seiner zugegeben etwas altmodischen Umhängetasche gerne mit sich führt und beginnt mit der Übersetzung. „Jedwede Diffamierung des Altruismus ist ein inferiores Alibi des Defizits handelnder Empathie.“

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früh

Vor sieben noch sitzt Herr Nipp beim Physiotherapeuten und freut sich auf den vor ihm liegenden Tag. In der Hand eine rote Tasse mit gut trinkbarem Espresso, ohne Milch versteht sich. Er tauscht einige Nettigkeiten mit dem Chef der Praxis aus und trinkt dabei sein Getränk. Ein weiterer Patient betritt die Praxis und grüßt: „Seid ihr alle aus dem Bett gefallen?“ „Nein, wir arbeiten. Aber bei dir scheint es senile Bettflucht zu sein.“

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Aggression

Einige Menschen überspringen offenbar die Phase des Spaßes, der Freundlichkeit und werden ansatzlos aggressiv. Gehen durch die Lande und pöbeln andere an, ohne Grund. Verschrecken die Menschen und sehen dabei noch nicht einmal die innere Vereinsamung, nur wundern sie sich vielleicht, dass sich das Gegenüber ebenso ansatzlos abwendet.

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Titulaturenfragen

Wenn der andere, der Mitwandernde mich auf einen Beruf reduziert, sollte ich das dann auch machen? Herr Nipp ist in einem echten Konflikt, Rentner oder Sozialarbeiter im Ruhestand also? Dann denkt er, nein, das wäre mir doch zu billig. Die in Dauerschleife wiederholten Provokationsstrategien des Freundes aus einem behauptet anderen Leben haben sich einfach abgenutzt.

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Welt, Vernunft und Gefühl

Als er diesen Morgen auf seinem alten Sofa aus den sechziger Jahren sitzt, natürlich schwarzes Leder auf Kirschholzbeinen (Oh Gott, werden all die woken Menschen ausrufen, die ihren Körper vegan ernähren. Das darf doch nicht wahr sein, da sitzt ein Mesnch auf Tierhäuten…), vor Jahren vor dem Schicksal gerettet, auf dem Sperrmüll zu landen, hört er im Deutschlandfunk eine Besprechung eines neuen Buches zu Immanuel Kant. Niemand mag auch nur erahnen, das wieviel hunderttausendste Erläuterungs- oder Verklitterungsbuch über jene Theorien das nun sein mag, aber offenbar fühlen sich immer wieder Menschen berufen, der Welt zu erklären, was Kant uns heute noch zu sagen hat. Vor allem aber wollen sie uns weis machen, dass eigentlich jeder die „Kritk der reinen Vernunft“ doch zu lesen habe. Wirklich, das möchte niemandem ernstlich zugemutet sein. Da wird dann natürlich irgendeine Version des Kategorischen Imperativs bemüt, klar, auch der Gemeinplatz „Habe den Mut dich deines…“ kann in immer neuer Weise missbraucht werden, ähnlich wie die Bibeltexte gerne umgedeutet werden. Und es muss einleuchtend erklärt werden, dass Gottes angeblicher Tod einher geht mit der wahren Erkenntnis durch den reinen Rationalismus. Herr Nipp muss gähnen, geht in die Küche, holt sich die beiden Tassen Tee, welche er sich vor einigen Minuten vorbereitet hat, zieht sie vielleicht ein wenig zu ruckhaft von der Anrichte und tatsächlich entschlüpft seinen Lippen ein kleiner Fluch, weil die Flüssigkeit wirklich heiß ist. Dass er die Tassen nicht loslässt. Und plötzlich versteht er, was Kant meint, wenn er sozusagen sagt, wir sehen die Welt, wir wissen allerdings erst etwas, wenn wir unsere Vernunft zur Untersuchung gebrauchen. Was ihm allerdings fehlt, denkt Herr Nipp, ist der Bezug zum Gefühl, das innere wie das äußere.

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