Avocado

Auf dem Tisch steht seit Tagen eine Schale mit Avocados. Sein Sohn hatte gesagt, die würden nachreifen. Auch im Internet hat er erfahren, dass diese Früchte nicht am Baum reifen können. Täglich einmal drückt Herr Nipp, um das Reifen zu kontrollieren. Nichts passiert. Wahrscheinlich, vermutet er, werden sie direkt von Unreife in Fäulnis übergehen. Das nächste Mal holt er sich wohl wieder vorgereifte Avocados, dann hat er auch nicht das Gefühl, dass er von der Zeit so abhängig ist, denn diese ist ein knappes Gut. Und das wissen wir ja spätestens seit Michael Endes „Momo“.

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Stereotypus

Beim Kramen in den Unterlagen hat Herr Nipp ein beschriebenes Blatt gefunden, das offensichtlich in seiner eigenen Jugendschrift verfasst ist. Nach dem ersten Überfliegen weiß er sofort, wann er diesen Text verfasst hat. Zu dieser Zeit hatte er noch gerne Fantasybücher gelesen. Alles mögliche, alles greifbare. Seien wir ehrlich, das meiste davon war Schund. Schnell verfasst, um die Fantasywelle abzugreifen, die durch den Herrn der Ringe erzeugt worden war. Floskelhafte Stereotypen mit einfach gestrickten Geschichten und Gestalten. Voraussehbar wie Märchen. Eines dieser Machwerke beschrieb den Weg eines siebten Sohnes des siebten Sohnes. Jedem sollte bewusst sein, dass solche Kinder etwas Magisches haben müssen. Klar. Schon allein weil die Zahl sieben an sich ja magisch ist. Herr Nipp als junger Kerl hatte sich offenbar ironische Gedanken gemacht. Was wäre eigentlich mit einen siebten Sohn des siebten Sohnes in siebter Generation? Bei ihm: der erste seiner Familie, der lesen und rechnen kann. Wenn alle diese Nachkommen sich in der Nähe angesiedelt hatten, musste er tausende von sehr nahen Verwandten haben. Quasi in der Nachbarschaft. Mit monbraue und sechs Fingern, wegen der genetischen Bandbreite. Das erinnerte ihn an gewisse Dörfer. Dieser Junge erkannte seine magische Kraft, die Erkenntnis, er wanderte aus. Weit weit weg.

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Statistiken

Worüber es nicht alles Statistiken gibt, wenn man nur will, wundert sich Herr Nipp. Ihn interessiert dabei tatsächlich, welches das häufigste Wort für einen Romananfang ist. Irgendwer, irgendeine KI muss das doch ermittelt haben, oder nicht? Leider hat er kein Ergebnis gefunden, allerdings weiß er jetzt, dass die meisten Romane zwischen 70.000 und 100.000 Wörtern haben. Interessant wäre ihm allerdingas gewesen, welche Romane erstens die meisten Neologismen haben, welche die meisten verschiedenen Worte und letztlich auch, welches er als nächstes lesen könnte. Irgendwas um die 120.000 Wörtern wäre ihm recht.

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Umbau

Mit Hilfe hat er die Bank am Waldrand zwischen den Wiesen, wo er so gerne sitzt, einfach herumgedreht. Nun schaut sie in Richtung Tal auf eine andere Wiese und er hat das Gefühl in einer völlig anderen Landschaft zu sitzen. Dieser Ausblick gefällt ihm. Unten der Bach ist zwar weitgehend ausgetrocknet, aber er wird bald wieder gluckern und der Berg auf der anderen Seite ist sowieso schöner. Manchmal hilft es eben, die Perspektive zu wechseln, um die Welt neu zu sehen. Wenn das, denkt Herr Nipp, nur immer so einfach ginge.

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Weisheit

Erst wenn die letzte Nuss gegessen ist, hört er auf sie zu essen.

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