Würze

In der Kürze liegt die Würze, dachte er bei sich und zog sich schnell noch ein Chilli con Carne rein. Erst im Nachgang bemerkte er, wie scharf es denn wirklich gewürzt war. Brennender Rachenraum, Magenschmerzen und Schweißausbrüche, sozusagen ein ganzer Tag Spaß mit Würze.

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Der Kran

Seit einiger Zeit schon beobachtet Herr Nipp den Kran, der direkt vor seinem Fenster steht. Ein neues Gebäude entsteht und um die Werkstoffe zielgerichtet platzieren zu können, ist so ein Gerät das Werkzeug der Wahl. Man stelle sich vor, dass Gebäude seit altersher ohne Kräne gebaut worden wären, wahrscheinlich hätten die Baumeister alles spätestens beim dritten Stockwerk als gescheitert erklärt oder aber die Bauwerke hätten so massiv gebaut werden müssen, wie bei den Pyramiden der verschiedensten Kulturen. Er hat vor nicht allzu langer Zeit eine Doku über den Bau einer mittelalterlichen Burg geschaut, auch da wurden schon sehr effiziente Kräne eingesetzt, die mit Gegengewichten gearbeitet haben, um die Muskelkraft der Bauarbeiter zu schonen. Je länger ein Hebel, damit auch je länger der Weg, das weiß jedes Kind vom Spielplatz, desto mehr Gewicht kann gehoben werden, auch die dicksten Freunde der Kindheit durften mit wippen, dafür haben sie eben nicht auf den äußeren Plätzen gesessen oder aber auf der anderen Seite mussten mehrere andere Kinder sitzen. Ja, es gab Zeiten, da wurde Kindern im Spiel ihre physische Präsenz bewusst. Manche Kinder ließen die anderen allerdings verhungern. Das meinte, man hat das gegenüber sitzende Kind nicht wieder zu Boden gelassen. Egal. Jedem Kind, das auf einem gut ausgestatteten Spielplatz wippen lernt, kennt intuitiv auch das Hebelgesetz. Zurück in der Genwart schaut er dem Treiben da draußen weiter zu. Neben dem Kran steht ein imponierend kleiner Mann mit Fernbedienung, der tonnenschwere Materialien punktgenau auf die Baustelle steuert. Die Paletten müssen nur jeweils mit Transportbändern ein- und ausgehängt werden. Erstaunlich denkt Herr Nipp, wozu der Mensch in der Lage ist, wenn er nur als Kind wippen durfte.

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Regentag

Während es draußen seit dem frühen Abend tröpfelt, sitzt Herr Nipp in aller Gemütsruhe unten vor dem Kaminofen, den er sich ausnahmsweise mal wieder angemacht hat und liest seine Wochenzeitung. Zunächst hatte er sich von Radiohead die Langspielplatte „Pablo Honey“ aufgelegt und beide Seiten je zweimal gehört, inzwischen liegt „Horses“ von Patty Smith auf dem Teller und kreist ihre melancholischen Runden. Da heute ein Feiertag ist, wird erst zu einer zweistelligen Zeit Leben ins Haus kommen. Dann ist er wohl schon bei „Easter“ angekommen. Die derzeitigen Mitbewohner unterliegen der Sonn- und Feiertagsregelung, und da steht nunmal niemand außer Herrn Nipp vor zehn auf. Gut, die Katze war schon da, hat sich von ihm abtrocknen und kurz kraulen lassen, wollte dann nach oben in ihr Nest. Auch von ihr wird er die nächsten Stunden nichts mehr hören. Also in die Zeitung vertiefen. Ja, denkt er, die Weltlage ist ernst, man könnte glatt verzweifeln, wenn ich nicht wüsste, dass nach Regen auch wieder Sonne kommt, nach Krieg Frieden, und legt die Zeitung sinnend beiseite, die Narzissten und Nazis wollen die Macht entweder an sich reißen oder haben es schon geschafft. Egoismus sträubt sich gegen die Vernunft, aber vielleicht wendet sich ja auch alles zum Guten, denn wie heißt es so schön in Fontanes „Die Brücke am Tay“ : „Tand, Tand ist alles von Menschenhand“ und Gryphius sagt in „es ist alles eytel“: „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“

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du

sehe dich

dir ins Auge

tiefe Nacht

in deinen Seelensee

und erröte

bei deinen Gedanken

schenke dir ein Wort

tiefste Nacht

lawine Wärme für dich

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in sich ruhen

Nicht immer gelingt es ihm, in sich zu ruhen. Es gibt durchaus Möglichkeiten ihn aufzuregen. Aber er hat in den letzten Jahren vor allem eines gelernt: Wenn er sich aufregt, regt er sich auf. Der andere hat höchstens Freude daran oder ist gleichgültig. Diesen Erfolg gönnt er allerdings niemandem.

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