Bier

In welchem Land, wird er gefragt, werden die besten Biere gebraut. Das kommt unerwartet und er muss kurz überlegen.Tja,antwortet er, wenn man ohne Arroganz und Vorbehalte auf alle Sorten in jedem Land schaut und alle einmal probiert, wird man wohl Jahre brauchen, alle zu bewerten. Ich glaube, Reinheitsgebot hin oder her, dass letztlich in sehr vielen Ländern sehr sehr gutes Bier gebraut wird, aber ich selbst habe erst sehr wenige getestet. Sagt es und bestellt ein belgisches Trappistenbier.

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Stapeln

Im nahegelegenen Supermarkt hat sich Herr Nipp eine ganze Kiste voller Satsumas gekauft. 2,5 kg. Da ist wahrscheinlich genug für eine Woche drin, denkt er. Reichlich Vitamin C natürlich und vor allem mag er diesen besonderen Geschmack und das Gefühl, wenn die einzelnen Saftzellen zwischen Gaumen und Zunge zerplatzen und ihren Inhalt freigeben. Es hatte schon Tage gegeben, an denen er nichts anderes essen wollte, manchmal dann mit fatalen Folgen für die Verdauung, aber das soll an dieser Stelle nun wirklich thematisiert werden, denn wer redet schon gerne über die Verdauung, abgesehen von Ärzten vielleicht, die daraus offenbar das halbe Leben ihrer Patienten herleiten können. „Hatten Sie denn in den letzten Tagen eine gute Verdauung?“ Nein, stopp, hier und jetzt nicht, nicht abschweifén, nicht schon wieder abschweifen, einfach mal gerade heraus erzählen. Außerdem hat der Autor eigentlich gerade gar keine Zeit zu schreiben, es gäbe so viele andere wichtigen Sachen zu tun, die er nun nur wegen der Wortfügungen nach hinten schieben muss. Na egal, die Geschichte muss fertig werden. Er, also nicht der Autor, meint der Erzähler, hat also die Zitrusfrüchte aus der Holzstiege entnommen und auf den Küchenschrank gelegt, Arbeitsfläche. Schöner Kontrast zum alten gebrauchten Buchenholz. Seine Küchenoberfläche hat er sich aus ehemaligen Werkbänken gebaut, die vor der Bearbeitung ziemlich runtergerockt ausgesehen haben, aber auch das ist eine andere Geschichte, die, wie Michael Ende jetzt sagen würde, ein anderes Mal erzählt werden könnte. Daneben steht eine Specksteinschale, die er sich vor zwei Jahrzehnten bei der Auflösung eines Einrichtungsladens für wenige Mark gekauft hat. Huhu, Autor, bei der Sache bleiben, möchte der Erzähler hier rufen. Vorsichtig legt er die erste Schicht Früchte aus, eine zweite wird darauf geschichtet, eine dritte, bei der vierten purzeln einige Satsumas durch die Küche, weil die Statik des Haufens nicht richtig funktioniert. Irgendwann sieht es aber gut aus, wie in einem Werbeblatt der Supermärkte eben, er sollte ein Foto machen. aber wenn man zum Erzählen schon keine Zeit hat, dann schon gar nicht, um ein Foto zu beschreiben. Als sein Sohn hereinkommt, muss dieser natürlich aus der untersten Schicht eine Frucht nehmen. Natürlich weiß auch der, dass es sicherer wäre, eine der oberen zu nehmen, aber die unteren sind spannender und sicher auch leckerer. Ja, es kommt, wie es kommen muss.

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Warten

Morgens vor dem Haus stehend wartet Herr Nipp auf den Handwerker, der sich zwischen 8 und 9 Uhr angekündigt hat. Solche Zeitangaben liebt er ja. Aber in einer Zeit, in welcher kaum noch jemand handwerklich arbeiten möchte, muss der gemeine Mitbürger ja schon froh sein, dass überhaupt jemand kommt. Immerhin hat es von der Bestellung der neuen Fenster bis hierhin auch 4 Monate gedauert. Immer wieder war zu hören gewesen, man habe Personalmangel. Inzwischen ist es kurz vor neun und Herr Nipp hat mit einigen Menschen Gespræche geführt, die er noch nie in seinem Leben zuvor gesehen hatte. Er macht sich so seine Gedanken und die vorbei kommenden Leute wohl auch. Viele scheinen ein Bedürfnis zu haben, endlich jemanden zum Sprechen zu finden. Einige geben ihm sogar ungefragt die Telefonnummer. Langsam wird es hell. Die Menschen gehen zum Markt und kommen wieder. Mit vollem Taschen ziehen sie ihres Weges. Ein vertrautes Hallo hier und dort die Überlegung,wann man sich denn mal wieder treffe. Als der Handwerker endlich mit den Fenstern gegen 11 Uhr kommt, „ist was dazwischen gekommen“, hat Herr Nipp bereits eine Gesprächsgruppe gegründet und jemanden gefunden, das hierfür gerne sein geräumiges Wohnzimmer zur Verfügung stellt.

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Romantisches Idyll

zwiespältig,das wissen wir ja schon länger oder glauben zumindest, es vermuten zu müssen, ist des lakonisch sprechenden, noch mehr denkenden Herrn Nipps Verhältnis zur vulgären Romantik, jener also, die im Fernsehen, in der Werbung oder gar im Kino progagiert wird. Dinner bei Kerzenschein und einem Glas guten Rotweins, einste Kleidung. Sagen wir es anders,er hält diese säuselnde Form der gemütlichen,verliebten und dürftigen Behaglichkeit für puren Kitsch. Er læsst, dort sitzend auf einer hölzernen Bank, den Wald lieber ins Dunkel gleiten. Beobachter des Geschehens,wertungsfreien Genießens. Sieht die streitenden Eichelhäher und zeternden Amseln,die quirligen Meißen und Finken, nimmt die letzten rieselnden und leise aufschlagenden Blätter wahr. Im Einklang mit sich und der Umwelt. Er nickt dann häufiger weg, gleitet in diesen seltsam aufmerksam tauben Zwischenzustand und gelangt ins Reich des Halbtraums. Lang nicht kennt er jeden Weg dort, aber die Orientierung stimmt grob und manchmal hat er keine andere Wahl und muss sich fragen, was denn in Gottes Willen die Realität ausmacht. Und letztlich weiß er, dass genau dieser Zustand sehr romantisch ist.

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Missgriffe

Als Herr Nipp ein kleiner Junge war, konnten einige Worte gesagt werden, für die man heute mit giftigsten Blicken getötet würde, zumindest sozial. Heute weiß auch er, dass viele von diesen durchaus rassistisch verstanden werden können, wenn man nur will, andere sind es immer gewesen. Gemein und abwertend oder nazistisch und ausgrenzend. Zumindest wirken viele Begriffe offenbar heute so, gewollt oder ungeahnt. Darf eigentlich noch ein Mensch, der seinen Körper vegan ernährt, Veganer genannt werden? Ist das nicht auch irgendwie stigmatisierend, weil dieser Mensch auf eine Sache reduziert wird? Und steckt in Vegetarier nicht auch Arier? Huh. Fraglich ist dann allerdings, welches Wort überhaupt noch artikuliert werden darf, denn er weiß wirklich nicht, wie wer welches Wort mutwillig missverstehen will. Und so schweigt er in der Runde bestimmter Menschen lieber, weil er befürchtet, eigentlich wären alle Wörter, die ihm zu den dort besprochenen Themen einfallen könnten, Missgriffe. Und er möchte wirklich niemanden verletzen, dass passt einfach nicht zu ihm. Er beißt dann lieber in seinen Schokokuss oder isst eine Wurst, die nach Bewohnern des Maingebietes benannt wurde. Aber, sind nicht auch das Missgriffe?

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