Warten

Morgens vor dem Haus stehend wartet Herr Nipp auf den Handwerker, der sich zwischen 8 und 9 Uhr angekündigt hat. Solche Zeitangaben liebt er ja. Aber in einer Zeit, in welcher kaum noch jemand handwerklich arbeiten möchte, muss der gemeine Mitbürger ja schon froh sein, dass überhaupt jemand kommt. Immerhin hat es von der Bestellung der neuen Fenster bis hierhin auch 4 Monate gedauert. Immer wieder war zu hören gewesen, man habe Personalmangel. Inzwischen ist es kurz vor neun und Herr Nipp hat mit einigen Menschen Gespræche geführt, die er noch nie in seinem Leben zuvor gesehen hatte. Er macht sich so seine Gedanken und die vorbei kommenden Leute wohl auch. Viele scheinen ein Bedürfnis zu haben, endlich jemanden zum Sprechen zu finden. Einige geben ihm sogar ungefragt die Telefonnummer. Langsam wird es hell. Die Menschen gehen zum Markt und kommen wieder. Mit vollem Taschen ziehen sie ihres Weges. Ein vertrautes Hallo hier und dort die Überlegung,wann man sich denn mal wieder treffe. Als der Handwerker endlich mit den Fenstern gegen 11 Uhr kommt, „ist was dazwischen gekommen“, hat Herr Nipp bereits eine Gesprächsgruppe gegründet und jemanden gefunden, das hierfür gerne sein geräumiges Wohnzimmer zur Verfügung stellt.

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