Die zwei

Sie sitzen da auf ihren Stühlen, lesen, reden, lachen oder schauen manchmal auch verzweifelt. Es scheint ihnen nichts auszumachen, dass er ganz in ihrer Nähe sitzt. Immer wenn sie verzweifelt schauen, rückt er näher heran. Inzwischen streicheln die zwei manchmal den schwarzen Hund.

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Schwur

„Ich schwöre.“ Immer wieder sagt der Junge „Ich schwöre.“ Jeder dritte Satz endet mit einerm Schwur. Unglaubwürdig, denkt das Gegenüber, unglaubwürdig, denkt jeder Anwesende. Ein Schwur ist besser als tausend.

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Auf dem Plattenteller

Früh morgens hat er es nicht mehr im Bett ausgehalten, er ist und bleibt Frühaufsteher, immerhin geht er etwas verantwortungsbewusster mit dem Zubettgehen um, als dies noch vor einigen Jahren geschah. Sieben Stunden sollten immer drin sein, zur Not muss ein kurzer Mittagsschlaf her. Er hat das Frühstück vorbereitet, eine Scheibe von Blur auf den Plattenteller gelegt, mitgesungen und vor allem ziemlich schräg mitgepfiffen. Er kann nicht anders, diesePopmusik birngt ihm einfach gute Laune ohne Gewissensbisse, man muss einfach die Texte ausblenden, so geht es ihm übrigens auch mit The Cure oder Nick Cave und warum muss man alles von Kasabian verstehen. Oft sind einfach die Klänge wichtiger. Herr Nipp wartet auf seinen Freund, mit dem er frühstücken will. Und als dieser von hinten das Esszimmer, durch die Terrassentür betritt, weiß er schon, dass es gleich Kritik an dieser leichten Musik hageln wird. „Das ist doch albern!“ „Nein, Albarn.“ Aber nein, so kommt es nicht, der Gast hört sehr aufmerksam hin und findet schöne Analogien, vergleicht mit anderen Bands aus den siebzigern und achtzigern. Verblüffend.

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Pop und so

Es ist Samstag, morgens, nicht mehr ganz früh, trotzdem schläft das Haus noch, kann man so sagen. Im Radio läuft eine seiner Lieblingssendungen“Klassik, Pop et cetera“. Darin stellt jede Woche ein Mensch, meist Musiker, manchmal aber auch jemand vom Theater, aus dem Film oder der Kunst eine Stunde lang Musik vor. Niemals könnte er voraussagen, was nun kommt. Einige dieser Musikpräsentierenden, die oft so etwas noch nie gemacht haben, erscheinen Herrn Nipp eher langweilig, weil sie sich auf Bekanntes beschränken, oder sie müssen unter allen Umständen zeigen wie intellektuell sie sind. Hach ja, das wirkt dann doch etwas aufgesetzt. Manchmal aber kann man echte Entdeckungen machen. Vor Jahren hat er zum Beispiel zum ersten Mal dort Musik von Aphex Twin und U.N.C.L.E. gehört. Das dann im Kontrast zu Bach oder Rachmaninov zu hören, zeigt ihm, was Musik wirklich alles kann. Und vor allem weiß er dann ganz plötzlich, nämlich wenn die nächsten Nachrichten beginnen, dass Musik so weit entführen kann. War es nicht schon früher so, wenn er sich die Schallplatten aus dem Zimmer seines großen Bruders ausgeliehen hatte, sich unter der Bettdecke dann dem Lesen hingab? Musik entdecken, die sich ganz natürlich mit den Wortfügungen verbindet und immer wieder die selbe Seite hören, bis er verstanden hatte, was die Musiker eigentlich wollten. Manchmal Platten, die er beim ersten Hören fast gehasst hatte, waren sozusagen zum Sound seines Lebens geworden. Die musik, auf die er immer dann zurückgreifen konnte, wenn das Leben nicht so lief, wie er es gerne gehabt hätte. Eintauchen in die Klänge von Pink Floyd, den Gesang von Patty Smith oder eben jenen von Robert Smith von The Cure. Irgendwann hatte er sich auch erste eigene Platten gekauft, Klassik, Pop und alles andere mögliche, immer wenn er Geld zur Hand gehabt hatte. Daran hat sich heute nicht viel geändert. Wichtig ist das Unterdiehautgehen. Ja, auch als völlig unmusikalischer Mensch, bekanntlich hatte er es sogar schon einmal geschafft mit seinem völlig unrhythmischen Klatschen, eine Band aus dem Takt zu bringen, liebt er die Musik und lässt sich wegtransportieren und die Welt zu verstehen scheint dann ganz einfach. Eintauchen ohne Atemmaske und in dieser Sphäre des eindeutig Vagen existieren.
Und plötzlich gegen elf Uhr wird es auch im Haus lebendig und das Telefon wird klingeln und endlich folgt ein ausgiebiges Frühstück. Und im Hintergrund läuft dann vielleicht die neuste Platte, die er sich kürzlich im Secondhandladen seines Vertrauens gekauft hat.

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Verständnis

„Wann haben sich Familien je verstanden?“ , war er auf der Reise gefragt worden und wusste keine Antwort. Erst später fiel ihm ein, was er hätte sagen sollen: „Menschen im Allgemeinen neigen zum Missverstehen, Familien verstehen sich da noch besser als andere.“ Ganz beglückt sah er seine Frau an und das Kind in der Krippe lächelte fast spitzbübisch.

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