Pop und so

Es ist Samstag, morgens, nicht mehr ganz früh, trotzdem schläft das Haus noch, kann man so sagen. Im Radio läuft eine seiner Lieblingssendungen“Klassik, Pop et cetera“. Darin stellt jede Woche ein Mensch, meist Musiker, manchmal aber auch jemand vom Theater, aus dem Film oder der Kunst eine Stunde lang Musik vor. Niemals könnte er voraussagen, was nun kommt. Einige dieser Musikpräsentierenden, die oft so etwas noch nie gemacht haben, erscheinen Herrn Nipp eher langweilig, weil sie sich auf Bekanntes beschränken, oder sie müssen unter allen Umständen zeigen wie intellektuell sie sind. Hach ja, das wirkt dann doch etwas aufgesetzt. Manchmal aber kann man echte Entdeckungen machen. Vor Jahren hat er zum Beispiel zum ersten Mal dort Musik von Aphex Twin und U.N.C.L.E. gehört. Das dann im Kontrast zu Bach oder Rachmaninov zu hören, zeigt ihm, was Musik wirklich alles kann. Und vor allem weiß er dann ganz plötzlich, nämlich wenn die nächsten Nachrichten beginnen, dass Musik so weit entführen kann. War es nicht schon früher so, wenn er sich die Schallplatten aus dem Zimmer seines großen Bruders ausgeliehen hatte, sich unter der Bettdecke dann dem Lesen hingab? Musik entdecken, die sich ganz natürlich mit den Wortfügungen verbindet und immer wieder die selbe Seite hören, bis er verstanden hatte, was die Musiker eigentlich wollten. Manchmal Platten, die er beim ersten Hören fast gehasst hatte, waren sozusagen zum Sound seines Lebens geworden. Die musik, auf die er immer dann zurückgreifen konnte, wenn das Leben nicht so lief, wie er es gerne gehabt hätte. Eintauchen in die Klänge von Pink Floyd, den Gesang von Patty Smith oder eben jenen von Robert Smith von The Cure. Irgendwann hatte er sich auch erste eigene Platten gekauft, Klassik, Pop und alles andere mögliche, immer wenn er Geld zur Hand gehabt hatte. Daran hat sich heute nicht viel geändert. Wichtig ist das Unterdiehautgehen. Ja, auch als völlig unmusikalischer Mensch, bekanntlich hatte er es sogar schon einmal geschafft mit seinem völlig unrhythmischen Klatschen, eine Band aus dem Takt zu bringen, liebt er die Musik und lässt sich wegtransportieren und die Welt zu verstehen scheint dann ganz einfach. Eintauchen ohne Atemmaske und in dieser Sphäre des eindeutig Vagen existieren.
Und plötzlich gegen elf Uhr wird es auch im Haus lebendig und das Telefon wird klingeln und endlich folgt ein ausgiebiges Frühstück. Und im Hintergrund läuft dann vielleicht die neuste Platte, die er sich kürzlich im Secondhandladen seines Vertrauens gekauft hat.

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