Macho vielleicht

Normalerweise verwendet Herr Nipp so zwei Stunden pro Woche für den Wohnungsputz, das kann dann sogar manchmal Spaß machen, aber nicht immer. Das kennt wohl fast jeder von sich, der nicht gerade eine Zwangsstörung hat, dass Putzen an sich nicht gerade als Hochpunkt der Woche bezeichnet werden kann. Hat man sich dann allerdings einmal dazu durchgerungen, macht es durchaus Freude zu sehen, dass alles nach und nach wieder topp aussieht. Kein Staub auf den Flächen, keine Krümel auf dem Boden und die Arbeitsflächen der Küche sähen aus wie neu, wenn sie nicht zufällig aus alten Werkbänken zusammengezimmert wären. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. An diesem Tag hat er sich aufgrund des erträglichen Wetters draußen auch die Fenster vorgenommen. Eines nach dem anderen erfährt dabei die gleiche Prozedur. Zwei Tücher, die Flasche mit dem Putzmittel und eine Flitsche, mehr braucht es dafür nicht. Als der Anruf kommt, denkt er noch, dass es wahrscheinlich besser wäre, nicht dran zu gehen, aber widerstehen kann er eben auch nicht. Er stellt das Gerät auf Lautsprecher. Eine Freundin ist dran, naja, nennen wir sie lieber ein Bekannte, vielleicht ist es auch eher eine entfernte Bekannte, der er oft gerne aus dem Weg geht. Sie ist eine Feministin, das muss man wissen, vielleicht sogar eine militante Feministin, aber das weiß er nicht so genau. Jedenfalls sind ihre beizeiten abgesonderten Sprüche schwer verdächtig. Wenn sie ihre Mission gerade einmal einige Minuten vergisst, dann ist sie zugegebenerweise richtig nett. In so einer Phase hatte er sie damals kennengelernt und war zu dem Zeitpunkt der Meinung gewesen, dass es nett sein könnte, sie genauer und so weiter. Aber dieses Vorhaben war dann auch schnell gescheitert, weil sein Werben natürlich sofort als tendenziell machohaft bis patriachalisch erkannt wurde. Klar, dafür ist Herr Nipp ja auch bekannt, geradezu ein frauenfeindlicher Unterdrücker des weiblichen Geschlechts. „Anmache ist Unterdrückung.“ „Und was ist Verlangen oder der Wunsch, jemanden genauer zu erfahren?“ „Männer und Frauen können keine Freunde sein!“ Egal auch jetzt. Sie hat eine oder zwei Fragen, seine Arbeit betreffend, vielleicht kann er Expertise geben. Wahrscheinlich meint er, eher nicht. Er sei nicht für alles, was sie zu glauben scheine, Spezialist. „Was sind das eigentlich ständig für seltsame Geräusche da im Hintergrund, das nervt.“ „Ich putze gerade die Fenster.“ „Da siehst du es wieder, wie du drauf bist. So wenig bin ich dir wohl wert, dass du nicht nur während dieses Gesprächs was anderes machst, sondern es mir auch noch auf die Nase bindest.“ Herr Nipp ist sprachlos, bei manchen Menschen kann man machen, was man will, es wird etwas Negatives herausgelesen.

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Drei Pizzen

Eine Margheritha
Eine mit Knoblauch und Oliven
Eine mit frischen Tomaten
Mittelgroß
Ich warte
Wenn Sie liefern könnten?
Viertel Stunde

Vielleicht

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Hören

Das Gruseligste, dachte Herr Nipp und schlug sich die linke Hand vor die Stirn, ist Weihnachtspopmusik. Mit Bedacht schaltete das Radio aus und legte sich die erste Platte von den Violent Femmes auf den Plattenteller, drehte die Lautstärke auf 30 und war doch ein wenig überrascht. Bämm. Was ein Bass.

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Lesen

Letztlich egal was und welcher Inhalt, das Schönste am Lesen ist, dachte Herr Nipp, wenn es Freude macht und ich abtauchen kann. Er betrachtete das Buch, schlug es zu und war glücklich und traurig zugleich. Glücklich,weil es dieses Buch gab, traurig, weil er es ausgelesen hatte.

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Idell

Überall finden sich auf seinen Fensterbänken diese Leuchten, die auch in allen möglichen Filmen zu sehen sind, inzwischen sogar in amerikanischen. Super Marketing. Früher wurden sie in seiner Heimatstadt hergestellt, er kann sich noch gut daran erinnern, die Krankenhausleuchten dieser Marke in der Ferienarbeit montiert zu haben. Die waren weiß, meistens kennt man sie allerdings in schwarz. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man sie noch auf Trödelmärkten entdecken, inzwischen ist alles abgegrast. Oder sie sind ihm zu teuer geworden. Es waren mal mehr bei ihm, doch seine Söhne haben sich die schönsten Exemplare mitgenommen, sozusagen ein Stück Heimat, man soll es ja nicht glauben, aber das hat ihn gefreut.

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