Systeme

In dem Maße, in welchem komplexe Systeme perfektioniert werden, erscheinen sie auch anfälliger.

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in eigener Sache

Auf dem Blog des Verlages Edition-das-Labor finden sich zwei (Wahrscheinlich auch noch mehr, aber recherchieren müssten die Leser schon für sich.) schöne Artikel zu Herrn Nipp. Der eine wurde von Jutta Ludwig ( http://www.editiondaslabor.de/blog/2021/02/04/neue-geschichten-von-herrn-nipp/ ) verfasst, die sich als Vorsitzende der Literarischen Gesellschaft Arnsberg, als Leiterin der Bibliotheken in Arnsberg andererseits und vielleicht auch ein Stück weit als Freundin sehr liebevoll ironisch mit Autor und Figur auseinandersetzt. Nicht in trennender Ironie also, sondern jener, die manchmal auch als romantisch bezeichnet wird. Ein weiterer und aktueller Artikel wurde von Holger Benkel (http://www.editiondaslabor.de/blog/2022/02/04/das-herz-des-gartens/ ) verfasst, er geht anders vor und versucht die Tiefenschichten freizulegen. Ich möchte den beiden herzlich danken!

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Alles klein

Von oben betrachtet ist Deutschland sehr klein, alles scheint klein. Glücklicherweise fliegt Herr Nipp nicht so häufig. Da sieht man alles etwas anders. Unten ist nicht oben, er will nicht auf dem Olymp der Hybris sitzen. Er hat lieber den direkten Kontakt mit seiner Welt. Dann ist alles im eigenen Verhältnis groß, wahrscheinlich nicht so groß wie in Amerika oder in den Weiten Russlands, vermutet er zumindest, er war ja selbst niemals dort. Er versucht die kleinen Dinge zu betrachten und bleibt schnell an Situationen hängen, an denen jene vorbei gehen, die nur das Große und Überragende finden wollen. Seine Erlebnisse sind ebenso klein, wie die Menschen, denen er begegnet und wenn wenn sie mal so richtig groß sind, dann stellt sich letztlich immer heraus, dass auch sie nur Menschen sind. Als Kind schon hat er sich lieber im Garten mit Insekten beschäftigt und diese gesucht. Wieviele verschiedene Arten es eigentlich dort gibt. Im Urlaub in Südtirol, wenn keine großen Wanderungen anstanden, ist er gerne auf den Wiesen rund um die Pension am Ende Sextens, jenseits der Brücke also, unterwegs gewesen, in Richtung Fischleintal. Er hat gesucht, was denn dort wohl zu finden sei. Man sagt ja gerne, was da kreucht und fleucht. Eidechsen und Blindschleichen natürlich, die Vielfalt an Käfern und Schmetterlingen und vor allem hatten es ihm damals all die Blumen angetan. Die Knabenkräuter, die je nach Standort wechselten, die Ragwurze, von denen er zumindest einige wenige entdeckt hatte, die Stendelwurze, die Glockenblumen, die kleinen und größeren Nelkengewächse und immer wieder die verschiedenen Gräser. Das ist hier in diesen Geschichten wahrscheinlich schon hundertmal beschrieben worden. Je näher Herr Nipp an die Auslöser seines Interesses herangeht, desto größer werden sie. Und jetzt? Er sitzt oben auf der Fensterbank und schaut in seinen Vorgarten mit den hunderten von Krokussen und Schneeglöckchen, die mal wieder vom Frost überzogen sind, gerade beginnt die Sonne zu scheinen und lässt alles glitzern, und muss aus diesem gewissen Abstand erkennen, dass alles irgendwie klein ist. Im Verhältnis.

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kleine Bibliothek

Er beginnt irgendwann zu trippeln, dabei hat er das gesuchte Buch immer noch nicht gefunden. Es hilft alles nichts, er muss auf die Toilette. Seit Stunden schon sucht er dieses verdammte kleine Büchlein in seiner Bibliothek, die wirklich nicht besonders groß ist. Reclam. Gerade mal ein paar tausend Bände finden sich in den selbst gebauten Regalen. Gut geordnet normal. Kunstbände alphabetisch, Literatur nach Autoren sortiert und Themen wie Natur, Religion, Philosophie und allgmeine Kultur, natürlich auch einige Kochbücher, Gedichtsammelbände, Erläuterungen, etwas Psychologie und Pädagogik, eben der übliche Kram, den man so im Leben ansammelt. Jedes Mal wenn man in den Urlaub fährt, möchte er sich informieren. Aber jetzt fehlt eben dieses eine Bändchen, das er sich vor dreißig Jahren wohl gekauft hat. Übersetzungen der Qumram-Rollen. Wieder zur Ruhe gekommen, steht er vor einem der Regale und bemerkt, dass da ein Zipfel gelb herausguckt, wo er nicht hingehört und tatsächlich haben sich die alten Schriften hier in seiner kleinen Bibliothek hinter den anderen Büchern versteckt. Das passt doch irgendwie.

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Hell und Dunkelheit

Er blickt ins Licht und ist berauscht, sieht die blinkenden Farben in ihrer flackernden Lebendigkeit. Überall, an jeder Stelle kann er etwas Neues entdecken, hier Tupfen, da Streifen und irgendwo sicher auch ganze leuchtende Flächen, er lässt sich fast blenden. Abwechslung und Stroboskope. So war es damals immer wieder, dazwischen die sich bewegenden Formen der tanzenden Figuren, für ihn namenlos, faszinierend. Unglaublich. Dass die alle den Mut hatten, einfach so auf die Tanzfläche zu gehen und sich seinen Blicken, seiner Wertung auszusetzen, von der natürlich niemand etwas wusste. Dass diese Leute sich antanzten, angruben und anbaggerten damals. Heute kaum mehr vorstellbar. Welcher Mann denn würde heute noch wagen, jemanden auf die Weise kennenzulernen. Anzeigen wären die Folge. Es stellte sich gar die Frage, ob es überhaupt noch sinnvoll war, eine solche Tanzlokalität mit dem klangvollen Namen Discothek aufzusuchen. Abstand halten bitte! Herr Nipp ging in dieser Zeit der Vorwürfe, der Anwürfe und Anzeigen doch lieber nachts allein durch die Stadt spazieren, sprach niemanden an. Ja, manchmal tänzelte er ganz leicht für sich, aber niemanden an. Er ließ sich immer noch von den Lichtern der wenigen übrig gebliebenen Geschäfte blenden und verlocken, er blieb stehen und wunderte sich immer noch über die Farben und Verlockungen und wirklich nirgendwo sah er tanzende Formen von unbekannten Figuren und wenn er sich umdrehte, dann war da draußen in der Stadt einfach Nacht, mehr nicht.

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