Containerkinder III

Da ist dieser bekannte Rand aus Stahl, was darüber wandert, ist der Welt verloren, meistens wenigstens. All die Möbel, ganze Wohnungseinrichtungen, meistens jedoch Schuttberge, die abgeräumt werden müssen. Wie oft hat Herr Nipp selbst solche Stahlbehälter bestellt, um die neue Wohnung, das neue Haus, das er gerade beziehen wollte zu renovieren, egal ob es Eigentum war oder das des Vermieters, immer musste er irgendetwas umbauen, eine Wand einreißen, natürlich mit fachlicher Beratung eines Statikers, oder ein Zimmer vergrößern. Schließlich mag er kleine Zimmer nicht. Andererseits hat er immer wieder irgendetwas aus dem Container geholt, der ihm gerade in einer Straße im Weg stand. Da schaute vor Jahren etwa ein konisch zulaufendes eckiges Tischbein heraus, das natürlich seine Neugier weckte. Ja kam, sah und enetdeckte die komplette Wohnungseinrichtung aus den sechziger Jahren, die er nun immer noch nutzt. Zuletzt aber war einer seiner wirklichen Höhepunkte eine vollkommen verrostete Kaiser-Idell, die er demnächst wohl wieder gangbar gemacht haben wird. Die wird er entweder verschenken oder als Ergänzung seiner Leuchtensammlung bei all den anderen stehen. Natürlich mit stilechtem Leuchtmittel, LED in Form einer Glühbirne.

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Containerkinder II

Früher gab es noch die monatliche Sperrmüllabfuhr, Herr Nipp weiß noch nicht einmal, ob man das anmelden musste, aber den ersten oder zweiten Dienstag im Monat lagen an manchen Häusern ganze Berge an Sperrmüll. Vor allem jene Häuser mit hoher oder sehr hoher Fluktuation waren davon gerne betroffen. Jeder Umzug hieß ja auch immer aussortieren, was nicht gebraucht wird. Es gab einige Menschen, die sich auf diese Termine spezialisiert hatten und alle Berge in der Stadt abfuhren. Manches Mal konnte der wissende Trödler dabei schöne oder zumindest verkaufbare Sachen finden. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass er mit seiner besten Freundin damals eine Vitrine gefunden hatte, die immer noch genutzt wird, nicht von ihm selbst, aber doch in der näheren Verwandtschaft. Er hat damals auch andere Möbel gefunden, die schnell aufpoliert und dann ebensoschnell wieder verhökert wurden. Kommoden, Schränke aus der Gründerzeit, Leuchten aus den 30ern oder Schrankkoffer, die mit Leder außen und innen wertigen Stoffen bespannt waren. Aber irgendwann ging diese Zeit zu Ende. Sperrmüll sollte plötzlich Geld kosten und viele Leuten dachten sich wohl, dass es günstiger ist, einen Container zu bestellen. Glücklicherweise hatte Herr Nipp damals schon keine Hemmungen und so fand er etwa bei einem seiner Raubzüge mehrere Ordner mit Singles aus den 60er bis 80er Jahren und dabei war nicht eine Schlagerplatte, also durchaus wertiges Material. Die Beatles 7 inch hat er noch heute.

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Kombinationsmöglichkeiten

Wer digitales und analoges Arbeiten zu verbinden in der Lage bleibt, wird in Zukunft Gewinner im Wettbewerb der Handelnden sein. Der quasireligiöse Glaube an eine beherrschende Digitalisierung schafft letztlich ein System der analphabetischen Degeneration.

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Texterschließung

Wer mehr als einzelne Wörter eines Textes markiert, ist nicht in der Lage den Inhalt auf das Wesentliche herunterzubrennen.

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Containerkinder I

Da fragt eine Kollegin, was er denn eigentlich immer so in den Containern finde, wenn er suche, ob sich das denn eigentlich lohne und warum er denn nicht darauf vertraue, dass die Leute schon wüssten, was sie da entsorgen. Viele Fragen und er muss nachdenken, nicht lange natürlich, da sprudelt es aus ihm heraus. Angefangen hatte es damals mit dem Container einer kleinen Druckerei in der Nähe seiner Grundschule, die sogenannte “Rote Schule“, nicht nach politischen Vorlieben, sondern nach der Farbe ihrer Backsteine, aus der die Fassade heute noch besteht, benannt. Damals war er natürlich nicht mehr auf der Grundschule, sondern ging schon zur weiterführenden. Aber jeden Tag kam er auf seinem Schulweg dort vorbei, das war zwar nicht der kürzeste, aber auf jeden Fall der schönste. Auch heute noch geht er lieber dort her, als die vielbefahrene Straße zu verwenden, die der Durchgangsverkehr nutzt. Sie führt an einem Park vorbei, der zwar klein, dafür aber das städtische Hundeklo ist, an Häusern, die noch Vorgärten haben, in denen Grünzeug steht, statt der heute üblichen Steine und Parkplätze. Aber das tut hier vielleicht gar nicht so viel zur Sache. Was für ihn damals ein Schock war, sollte sich letztlich als Segen erweisen. Die Druckerei wurde geräumt, alles kam in den Container und nachdem er gefragt hatte, was denn da so alles entsorgt wurde, erlaubten ihm die Arbeiter, alles mitzunehmen, was er haben wolle. Er suchte und fand. Es waren Druckplatten von Schallplattenhüllen, die er einfach faszinierend fand, ganze schwere Taschen mit diesen Zinkplatten stopfte er sich voll. Nach dem Mittagessen ging er ein zweites Mal dorthin, um den Schatzzug zu vollenden. Und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er dieses tiefe Loch des schweren Verlustes. Der Container war weg, die Arbeiter auch und vom Inneren der Druckerei war nichts mehr übrig geblieben. Die Druckplatten legte er allerdings dann in seine kleine Vitrine, voller Stolz. Einige Jahre später verkaufte er die auf Trödelmärkten, sie sollten ihm letztlich immerhin einige Monate guten Lebens sichern.

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