Containerkinder II

Früher gab es noch die monatliche Sperrmüllabfuhr, Herr Nipp weiß noch nicht einmal, ob man das anmelden musste, aber den ersten oder zweiten Dienstag im Monat lagen an manchen Häusern ganze Berge an Sperrmüll. Vor allem jene Häuser mit hoher oder sehr hoher Fluktuation waren davon gerne betroffen. Jeder Umzug hieß ja auch immer aussortieren, was nicht gebraucht wird. Es gab einige Menschen, die sich auf diese Termine spezialisiert hatten und alle Berge in der Stadt abfuhren. Manches Mal konnte der wissende Trödler dabei schöne oder zumindest verkaufbare Sachen finden. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass er mit seiner besten Freundin damals eine Vitrine gefunden hatte, die immer noch genutzt wird, nicht von ihm selbst, aber doch in der näheren Verwandtschaft. Er hat damals auch andere Möbel gefunden, die schnell aufpoliert und dann ebensoschnell wieder verhökert wurden. Kommoden, Schränke aus der Gründerzeit, Leuchten aus den 30ern oder Schrankkoffer, die mit Leder außen und innen wertigen Stoffen bespannt waren. Aber irgendwann ging diese Zeit zu Ende. Sperrmüll sollte plötzlich Geld kosten und viele Leuten dachten sich wohl, dass es günstiger ist, einen Container zu bestellen. Glücklicherweise hatte Herr Nipp damals schon keine Hemmungen und so fand er etwa bei einem seiner Raubzüge mehrere Ordner mit Singles aus den 60er bis 80er Jahren und dabei war nicht eine Schlagerplatte, also durchaus wertiges Material. Die Beatles 7 inch hat er noch heute.

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