Bälle werfen

Um ihn herum stehen einige Kinder und werfen sich Bälle zu. Zufällig fällt Herrn Nipp einer dieser grüunschwarzen vor die Füße, gerade mal faustgroß erinnern sie ihn an seine Zeit als Zivildienstleistender. Damals hatte er sich zunächst mit Äpfeln an einem Nchmittag Jonglieren beigebracht, später dann mit den Jugendgruppen, die er zu betreuen hatte, im Rahmen eines Zirkusprojektes mit solchen Bällen Vorführungen gemacht, wobei er selbst niemals über vier Bälle hinaus gekommen ist. Jett stehen diese Kinder vor ihm und machen Ähnliches, werfen sich die runden Körper gekonnt zu, fangen und lassen sie scheinbar problemlos durch die Luft wirbeln. Herr Nipp hebt den einen Ball auf und bekommt sofort zwei weitere zugeworfen. Er ist selbst verblüfft, dass er es nach so vielen Jahren immer noch beherrscht, er lässt sie kreisen und probiert einige Figuren aus. als die anderen dann aber zeigen, was sie wirklich können, etwa zu dritt mit einander jonglieren, muss er erkennen, dass er immer schon ein echter Dilettant war.

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das Rupfen der Kühe

Oft beschäftigt sich Herr Nipp mit den kleinen Dingen des Lebens, man muss hier sagen, seines Lebens. Und ganz ehrlich, sein Leben wird zwar gerne ausgewalzt wie Straßenteer, ist allerdings wirklich sehr klein. Und während zwei Gärten weiter die Geschwisterkinder, die dort leben, sich mal wieder in den Haaren haben und schreien. Sie schreien eigentlich immer, wenn sie im Garten sind, vor allem der Junge, außerdem bellen die Hunde im Stakkato. Und während der Wind durch die Bäume geht und auf seiner Haut dieses spezielle Frösteln erzeugt, das er so sehr liebt. Und während die Tauben oben in der Walnuss ihre seltsamen Geräusche von sich geben. Und während irgendwo in der näheren Ferne ein Rasenmähermotor seinen Lärm verbreitet. Ja. Und während dies und das. Während all dieser Geschehnisse, auf die er wirklich keinen Einfluss nehmen will und wird, vielleicht nicht einmal könnte, wenn er es auch wollte, steigen diese Gedanken auf, Blasen gleich, die irgendwann zerplatzen und weg sind. Diesen Tag aber, der Himmel ist noch blau über ihm und wird demnächst zugezogen sein von grauen regenschwerem Gewölk, tragen sie Früchte. Ein neues Wort hat sich manifestiert, das ihm wichtig zu sein scheint. Rupfgarten. Die grundlegende Frage war ihm, warum die Almwiesen eigentlich so artenreich sind. Müssten sie von ewigen Gerupfe der Kühe und anderen Weidetiere, die sich je nach Gegend dort tummeln, völlig leergefegt von spannenden Pflanzenarten sein? Er hat sich also auf die Knie begeben und angefangen die Wiese zu rupfen. Die langen Gräser und anderen Pflanzen rupfend zu entfernen, als wäre er eine Kuh. Es ergibt sich jetzt das Bild, dass an einigen Stellen ganze Pflanzen samt ihres Wurzelwerkes herausgezogen worden sind. Kleine freie Ackerflächen sind so entstanden. Kleinste Flächen, die nun freiliegen und dort können sich nun neue Kräuter ansiedeln. Manchmal nur wenige Quadratzentimeter groß.Eine Mitbewohnerin des Hauses hat tatsächlich auch diesen Zustand sofort genutzt, um ihre Samlung (Sammlung von Samen) auszutragen. Es wird sich erweisen, ob dieser Rupfgarten sich nun ähnlich entwickeln wird, wie die Almwiesen und artenreiche Grünwelt hervorbringt. Vielleicht war das Ganze natürlich auch lediglich eine Schnapsidee und nur wenige Arten werden sich durchsetzen. Mal sehen.

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Auf ein Neues

Die Frage nach der vergehenden Zeit beschäftigt ihn, seit er bewusst realisiert hat, dass sie niemals wieder kommen wird. Was vergangen ist, kann niemals wiederholt werden. Schluss, vorbei. Zwar können Ereignisse verähnlicht werden, aber niemals verselbt. Ein gewisses Gefühl kann vielleicht wieder heraufbeschworen werden, aber es wird immer ein lauwarmer Abklatsch bleiben. Das jährliche Schützenfest, die ebenso jährlich Kirmes, das jährliche Festival. Kürzlich fuhr er am Heim einer stadtbekannten Rockergruppe vorbei. Das jährliche Rockerfest, ein Treffen mit anderen Bikern und anderen Clubs. Er aber auf dem Fahrrad, sie würdigten ihn natürlich keines Blickes. Was zählt schon ein Radfahrer unter Bikern? Witzigerweise kannte er einige von ihnen, die normalerweise wie er mit dem Rad fahren, ohne Kutte und ohne Karre mit dicken Auspuffrohren. Dann grüßen sie ihn freundlich und manchmal kommt es zu einem netten Schnack. Aber jetzt waren sie gerade dabei, ein abstraktes Gefühl von Freiheit zu feiern, das sie selbst wahrscheinlich niemals selbst gefühlt haben. Steppenwolfs Lied war zu hören in Fetzen „…riding on a highway….looking for adventures….“ und Herr Nipp musste unwillkürlich grinsen. Die Zeit vergeht, das ist klar, und je schöner dieses echte Gefühl der Freiheit ist, desto schneller ist sie vorüber. Konservenkost aber ist immer etwas schal. Aber Steppenwolfs Freiheit heute immer noch quasi magisch zu beschwören, das hat wirklich etwas von Schützenfest. Bierseliges Schunkeln.

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hier

Jedes Mal und damit wirklich jedes Mal, wenn er hier steht und die Szenerie beobachtet, sieht er sie. Sie ist einfach wunderschön mit ihren grünen Locken, dieser fast perfekten Figur und dem Blick, der ihm ins Innerste zu blicken scheint. Er stellt sich vor, wie es wohl wäre, sich mit ihr zu unterhalten. Herr Nipp ist ein großer Fan dieser Skulptur.

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Möglichkeiten

Als er an diesem Morgen aufwacht, hat er genau diese Worte im Kopf. Er setzt sich an den Tisch, kramt in der Schublade „Wenn nicht da, wo sonst!“, in der alles zu finden ist, was man an Kleinteilen eben so braucht, auch drei Kistchen aus Holz, in denen die Stifte sortiert sind. Faserschreiber, Bleistifte, Kugelschreiber. Er nimmt einen der Kugelschreiber und beginnt zu schreiben.

Möglichkeiten

Als ich heute morgen aufwachte,
gab es die Welt nicht mehr
ich war ganz allein
auch das Bett schien nicht vorhanden zu sein

Als ich heute morgen aufwachte
gab es dich nicht mehr
ich fühlte mich seltsam alt
auch das Bett neben mir war kalt

Als ich heute morgen aufwachte
war ich ein Kind
die Welt war ein Leuchten und Glimmen
und die Vögel hatten ganz konkrete Stimmen

Als ich heute morgens aufwachte
schien die Sonne ins Zimmer herein
die Sterne waren längst vom Himmel gefegt
auch der gute alte Mond hatte sich schlafen gelegt

Als ich heute nachts aufwachte
musste ich an dieses Lied denken
Ich werd mich nie verändern
ich werd immer derselbe sein

Als es heute nicht erwachte
gab es mich nicht mehr
alles war gleichgültig
und wird es immer sein

Eigentlich seltsam denkt er, als Herr Nipp den Stift beiseite legt, warum wache ich morgens so früh auf, habe dieses unstete Gefühl des Vergehens in mir, dabei ist der Garten grün und lediglich durch den Druck weniger Tasten wäre der nächste Mensch erreichbar. Und dann fällt ihm wieder ein, was ihn so aus der Bahn gworfen hat. Einige Tage zuvor hatte er sich ein Album, in Vinyl natürlich, gekauft und es einige Male auf dem Plattenteller laufen lassen. Die seltsam verschwurbelten Texte jener Band hatten sich mal wieder in seine Gedanken gedreht und zweifeln lassen, dabei handelte es sich doch um Jugendlyrik, die man nicht mehr ganz so ernst nehmen sollte. Oder steckte vielleicht doch mehr dahinter?

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