das Rupfen der Kühe

Oft beschäftigt sich Herr Nipp mit den kleinen Dingen des Lebens, man muss hier sagen, seines Lebens. Und ganz ehrlich, sein Leben wird zwar gerne ausgewalzt wie Straßenteer, ist allerdings wirklich sehr klein. Und während zwei Gärten weiter die Geschwisterkinder, die dort leben, sich mal wieder in den Haaren haben und schreien. Sie schreien eigentlich immer, wenn sie im Garten sind, vor allem der Junge, außerdem bellen die Hunde im Stakkato. Und während der Wind durch die Bäume geht und auf seiner Haut dieses spezielle Frösteln erzeugt, das er so sehr liebt. Und während die Tauben oben in der Walnuss ihre seltsamen Geräusche von sich geben. Und während irgendwo in der näheren Ferne ein Rasenmähermotor seinen Lärm verbreitet. Ja. Und während dies und das. Während all dieser Geschehnisse, auf die er wirklich keinen Einfluss nehmen will und wird, vielleicht nicht einmal könnte, wenn er es auch wollte, steigen diese Gedanken auf, Blasen gleich, die irgendwann zerplatzen und weg sind. Diesen Tag aber, der Himmel ist noch blau über ihm und wird demnächst zugezogen sein von grauen regenschwerem Gewölk, tragen sie Früchte. Ein neues Wort hat sich manifestiert, das ihm wichtig zu sein scheint. Rupfgarten. Die grundlegende Frage war ihm, warum die Almwiesen eigentlich so artenreich sind. Müssten sie von ewigen Gerupfe der Kühe und anderen Weidetiere, die sich je nach Gegend dort tummeln, völlig leergefegt von spannenden Pflanzenarten sein? Er hat sich also auf die Knie begeben und angefangen die Wiese zu rupfen. Die langen Gräser und anderen Pflanzen rupfend zu entfernen, als wäre er eine Kuh. Es ergibt sich jetzt das Bild, dass an einigen Stellen ganze Pflanzen samt ihres Wurzelwerkes herausgezogen worden sind. Kleine freie Ackerflächen sind so entstanden. Kleinste Flächen, die nun freiliegen und dort können sich nun neue Kräuter ansiedeln. Manchmal nur wenige Quadratzentimeter groß.Eine Mitbewohnerin des Hauses hat tatsächlich auch diesen Zustand sofort genutzt, um ihre Samlung (Sammlung von Samen) auszutragen. Es wird sich erweisen, ob dieser Rupfgarten sich nun ähnlich entwickeln wird, wie die Almwiesen und artenreiche Grünwelt hervorbringt. Vielleicht war das Ganze natürlich auch lediglich eine Schnapsidee und nur wenige Arten werden sich durchsetzen. Mal sehen.

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