Möglichkeiten

Als er an diesem Morgen aufwacht, hat er genau diese Worte im Kopf. Er setzt sich an den Tisch, kramt in der Schublade „Wenn nicht da, wo sonst!“, in der alles zu finden ist, was man an Kleinteilen eben so braucht, auch drei Kistchen aus Holz, in denen die Stifte sortiert sind. Faserschreiber, Bleistifte, Kugelschreiber. Er nimmt einen der Kugelschreiber und beginnt zu schreiben.

Möglichkeiten

Als ich heute morgen aufwachte,
gab es die Welt nicht mehr
ich war ganz allein
auch das Bett schien nicht vorhanden zu sein

Als ich heute morgen aufwachte
gab es dich nicht mehr
ich fühlte mich seltsam alt
auch das Bett neben mir war kalt

Als ich heute morgen aufwachte
war ich ein Kind
die Welt war ein Leuchten und Glimmen
und die Vögel hatten ganz konkrete Stimmen

Als ich heute morgens aufwachte
schien die Sonne ins Zimmer herein
die Sterne waren längst vom Himmel gefegt
auch der gute alte Mond hatte sich schlafen gelegt

Als ich heute nachts aufwachte
musste ich an dieses Lied denken
Ich werd mich nie verändern
ich werd immer derselbe sein

Als es heute nicht erwachte
gab es mich nicht mehr
alles war gleichgültig
und wird es immer sein

Eigentlich seltsam denkt er, als Herr Nipp den Stift beiseite legt, warum wache ich morgens so früh auf, habe dieses unstete Gefühl des Vergehens in mir, dabei ist der Garten grün und lediglich durch den Druck weniger Tasten wäre der nächste Mensch erreichbar. Und dann fällt ihm wieder ein, was ihn so aus der Bahn gworfen hat. Einige Tage zuvor hatte er sich ein Album, in Vinyl natürlich, gekauft und es einige Male auf dem Plattenteller laufen lassen. Die seltsam verschwurbelten Texte jener Band hatten sich mal wieder in seine Gedanken gedreht und zweifeln lassen, dabei handelte es sich doch um Jugendlyrik, die man nicht mehr ganz so ernst nehmen sollte. Oder steckte vielleicht doch mehr dahinter?

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