Ansitzender

Er sitzt und plötzlich steht vor ihm ein Rehbock. Och neh, denkt er, wollte doch nur schauen ob ein paar Rehe oder auch Sauen da im Gestrüpp zu sehen sind,ich will doch gar nicht schießen, da geht der Bock ab, ganz geschwind, die Formen zerfließen. Von hinten der Wind. So´n Glück, denkt der Jäger.

ansitzender (lyrisch)

Er sitzt und plötzlich steht vor ihm ein Reh-
bock. Och neh,
denkt er, wollte doch nur schauen
ob ein paar Rehe oder auch Sauen
da im Gestrüpp zu sehen sind,
ich will doch gar nicht schießen,
da geht der Bock ab, ganz geschwind,
die Formen zerfließen.
Vorn hinten der Wind.
So´n Glück, denkt der
Jäger.

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Digital

Eigentlich darf heute niemand mehr sagen, dass sie oder er Genauso eigentlich keine Ahnung von den Möglichkeiten des Netzes hat. Suchen und finden, bestellen und kaufen, buchen, vermitteln, strömen und gucken, spielen und zocken, dissen, haten, kommunizieren, recherchieren, zusammen forschen. Er kennt so einiges, aber eben nicht alles. Jeden Tag lernt er. Dazu. Und trotzdem, analog ist ihm vertrauter.

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Konsonanten und

Grübelnd sitzt er auf seinem Platz. Buchstaben, ja Konsonaten und … Man die Selbstlaute, wie heißen die? AEIOU. Richtige Reihenfolge, Eselsbrücke gebaut, klar Vokale.

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andere Leute

Eigentlich ist es völlig egal, wo du auf einem großen Bahnhof sitzt, aber nicht auf welchem, denkt Herr Nipp, du kannst all die Menschen beobachten, die an dir vorbei ziehen. In ganz großen Städten ist die Frequentierung natürlich wesentlich diverser als in Kleinstädten und Dörfern. Er schätzt es, diese Typen zu beobachten, eine alte Dame etwa, deren Mann mit allen Koffern jongliert, dabei offensichtlich fröhlich ist und guten Mutes ihre schlechte Laune an sich abprallen lässt. Die beiden jungen Frauen, die sich feixend über Herrn Nipp unterhalten, die unangenehm lustige Männergesellschaft, welche wieder einmal einen über den Durst getrunken hat. Senioren, Eltern mit schreiendem Anhang. Einige Jugendliche, die alleine reisen. All die auf ihren Bildschirm Gucker, die Buch lesende Frau, die Abgerockten und die Aufgetakelten, die wirklich Stylischen, die Männer mit Strohhüten, was selten vorkommt und daher auffällt. Er sieht die Müden, die Aufgeregten, die verwirrt Scheinenden, die Lustlosen, die Abwesenden, die Ultracoolen und die Liebespaare. Er sieht alle Farben. Wenn diese Hitze nicht wäre, könnte er tagelang dort sitzen bleiben.

Wer allerdings aufs Land fährt, wird bemerken, wie schnell die Vielfalt an den Bahnhöfen abnimmt. Schade eigentlich.

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Spatzen füttern

Hieß es nicht in einem altem Kabarettschläger „Gehn wir Tauben vergiften im Park“? Irgend so etwas hat Herr Nipp im Kopf, als er da mit zwei Freundinnen im Zoo auf der Bank sitzt. Sie haben sich Brezeln gekauft und eine Apfelschorle, haben sie zu vielen Salzkörner entfernt und verbringen den Tag in der unerträglichen Frühsommerhitze der letzten Juniwoche in diesem irgendwie aus der Zeit gefallenen und gerade deshalb so angenehm modernen Tierpark in Berlin. Kurzausflug oder -urlaub, wie man es dreht oder wendet. Temperaturen weit jenseits der 30 Grad machen an so einem Montag erfinderisch, statt des wohltemperierten Museums ins Aquarium und den Rest der Tiere anschauen. Neben dem Stars der aussterbenden Tierwelt sind hunderte weitere Arten zu entdecken, die man sonst wenig auf dem Schirm hat. Namen sind da Schall und Rausch der Farben und Formen. Diese riesigen südamerikanischen Fische haben es ihm jedenfalls angetan. Beeindruckend, denkt er. Alles nutzt aber nichts, wenn das Hüngerchen kommt. Es dauert keine zwei Minuten und die Spatzen umbringen die drei. Erst ganz vorsichtig, dann immer frecher und fordernder. Zuletzt fressen sie ihnen aus der Hand. Am Ende sind die Brezeln weg, Teil selbst gegessen, teils verfüttert. Was zählt ist das Erlebnis und das Vergessen des Appetits darüber.

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