ein leerer Raum

Als Herr Nipp das erste Mal in dieser Halle steht, ist sie bloß ein leerer Raum, der gerade renoviert wird. Nichts Besonderes, nicht Faszinierendes. Er weiß allerdings, was er will, diesen Raum mit Leben füllen, mit Kultur, mit Menschen, die Neues schaffen wollen. Es geht um eine einzigartige Verbindung vielleicht. Synergien nutzen. Während er und seine Freunde die Kontakte in die Kulturwelt haben und sicherlich auch ein oder zehn gute Ideen, stehen auf der anderen Seite Leute, die wissen, wie man an Fördergelder kommen kann, wie bestimmte Dinge anzustoßen sind. Warum sollte diese kleine Halle von 120 Quadratmetern nicht zu einem kulturellen Nukleus werden, der anderen Städten vielleicht fehlt, weil dort alles von oben herab organisiert wird. Hier könnten Künstlerinnen und Künstler aller Genres eine Spielweise entwickeln, auf der alle Beteiligten auf Augenhöhe operieren. Ja sicher, das hört sich an wie eine naive Utopie, schlimmer noch, wie Kitsch und Seifenblasen. Aber wer weiß, was aus einem solchen leeren Raum alles werden kann. Vielleicht so etwas wie ein offenes Atelier der Künste.

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früh morgens

Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen, vielleicht auch, weil so viel passiert war, das ihm keine Ruhe lässt (nein, nicht ließ). Kurz eingenickert war er, nur ganz kurz und hatte wildeste Träume gehabt, dann lag er wieder wach, versuchte die Konturen der Dinge im Raum auszumachen und erhielt ein immer klareres Bild, nicht dass es heller wurde, sondern die Augen verbanden sich langsam mit den Erinnerungen an den Raum. Aufgestanden war Herr Nipp dann gegen drei Uhr schließlich, hatte sich einige Orangen geschnitten und sie mit Genuss gegessen. Eine neue Schallplatte hatte er aufgelegt, Musik gehört und gelesen, etwas geschrieben auch und war in den Gedanken doch niemals bei der Sache gewesen. Und dann hatte er sich angezogen und war schon um sieben auf dem Wochenmarkt gegangen, hatte Obst, etwas Gemüse, Käse und Eier eingekauft und sich zum ersten Mal in diesem Jahr darüber gefreut, dass ein neues Jahr angefangen hatte, eines mit Unwägbarkeiten, ein hoffnungsvolles, eines mit lauter Möglichkeiten und Entdeckungen und dann kam dieses Aufbruchsgefühl in ihm hoch, das unbewusst in ihm gesteckt hatte, das ihm den Schlaf der Nacht raubende. Nicht das Verlorene sollte wichtig sein in Zukunft, sondern das zu Findende.

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Ein neuer Tag

Dann fragt er sich mal wieder, was denn wohl an diesem Tag geschehen möge. Es gäbe ja schon eine Menge zu tun, es hätte so viele Möglichkeiten aufzubieten, da sogenannte Schicksal. Während er also auf dem morgendlichen Trönchen sitzt und seine königlichen Gedanken durch die Welt gleiten lässt, wird er zunächst einmal Prioritäten setzen. Er wird Entscheidungen treffen, ja, zu treffen haben. Und da er nun einmal ein gewissenhafter Kerl ist, wird sich Herr Nipp wieder einmal für die dringlichste, die unangenehmste Arbeit entscheiden. Aber, und so weit ist er inzwischen in seinem vorgerückten Alter doch, er wird immer wieder Belohnungspausen machen. Vielleicht einmal einen Text zur eigenen Erbauung schreiben, einen über den er selber ob seiner hahnebüchenen Schwachsinnigkeit lachen kann. Er wird zwischendurch mit den Mitbewohnern einen Kaffee trinken oder Holz für den Ofen von draußen heraufholen in seine Wohnung und ganz vielleicht wird er sich auch Gedanken über die weitere Zukunft machen. Und dafür muss er dann gedanklich in die Vergangenheit wandern, um zu sehen, was dort richtig gut gelaufen sein könnte und was nicht. Auch das wieder ein Start in einen größer zu fassenden neuen Tag.

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Regale

Es ist ihm schon seit geraumer Zeit bewusst, dass er einfach zu viele Sachen hat. Bücher vor allem. An die dreitausend davon stapeln sich auf den Regalen in seinen Räumen und nun hat er das Projekt ins Auge gefasst, einen guten Teil, vorgesehen ist ein Drittel, zu reduzieren. Wenn es gut liefe, hätte dies zur Folge, dass zumindest die Regale aus dem Schlafzimmer verschwinden würden. Da stehen immerhin rund 400 Bücher. Einen kleinen Teil hat er bereits verschenkt, immerhin gibt es ja Menschen, die freiwillig lesen. Gerade für Belletristik finden sich Abnehmer. Je leichter die Muse, um so besser. Aber solche Bücher hat er nicht viele und die sind alle schon vergriffen. Und die echten Klassiker möchte er einfach nicht abgeben. Auch seine Söhne hat er inzwischen mit ausreichend Material für die studierten Fächer versorgt. Einer hat sogar für einen Kommilitonen die achtzehnbändige Propyläen Kunstgeschichte aus den sechziger Jahren mitgenommen. Jetzt stehen in der Diele noch einige Stapel, die er unbedingt auch noch los werden möchte. Eine Freundin hat ihm den Tipp gegeben, er könne ja vielleicht einige davon im öffentlichen Bücherregal in der Stadt unterbringen. Tatsächlich ist so kurz nach Weihnachten ein ganzes Fach frei. Wieder einige Zentimeter mehr Platz. Inzwischen hat er zumindest die gute Gewissheit, dass es im Schlafzimmer freier wird. Er möchte sich dort nämlich gerne ein schönes Bild hinhängen, welches er kürzlich bei einer Ausstellung erworben hatte.

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Traum

„Vorvorgestern hatte ich einen ganz verrückten Traum. Ich war auf der Vernissage einer Gruppenausstellung und habe zur Eröffnung auf der Posaune improviert und du hast dazu gesungen. Dabei kann ich doch gar nicht spielen, aber es war richtig gut. Das kann ich dir sagen. Da waren ziemlich viele Schickimickileute und eine von den Frauen dachte wohl ich sei die Kellnerin und hat mich nach etwas zu trinken gefragt und ich habe sehr laut gesagt: „Aber meine Dame, in Köln bestellt man doch kein Veltins!“ dabei hatte sie etwas ganz anderes bestellt und habe einfach weiter gespielt. Was bildet sich die dumme Tante eigentlich ein. Ich bin ja vieles, aber wenn ich Posaune spiele, dann bin ich Posaunistin.“ Die Freundin schaut ihn ganz empört an und dann müssen beide ganz unvermittelt lachen. Weder kann er singen, noch sie posaunieren. Aber gerade ist ja das Schöne an Träumen, sie lassen, wenn es gut läuft, alle Träume wahr werden.

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