Schlaflos

Bisher glaubte er sich davor gefeit, neuerdings aber muss Herr Nipp an sich die Unfähigkeit des Einschlafens entdecken. Klar, dass er nie lange schlafen konnte, das begleitet ihn schon sein gesamtes Leben. Es hatte immer nur sehr kurze Phasen gegeben, in welchen er tatsächlich mal bis neun im Bett liegen bleiben konnte, selten aber länger. Dieses Gefühl, den Tag zu verpassen, war immer da, das Eigentliche nicht zu erleben. Neuerdings aber wälzt er sich im Bett hin und her und findet den Punkt nicht, an dem der Geist einmal Ruhe gibt. All die Dinge, die noch zu erledigen sind und vor allem eines: Was soll die Freitagsleere füllen? Darauf hat er noch immer keine Antwort.

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Auf nach Celle

Mit Freunden hat er sich aufgemacht, nach Celle zu fahren. Nicht wegen der dortigen Spezialität, der rohen Roulade, sondern weil es dort ein Antiquariat gibt. Und obwohl es mehrere Stunden dauern wird, freuen sich alle vier darauf. Sie können ja jetzt noch nicht wissen, dass der Besitzer gerade heute keine Lust hat zu öffnen.

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Klangteppich

nicht anders können
auf den Tönen reiten
sich ihnen hingebend

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Literatur als Spiel

Sie komme mit ihrem Roman einfach nicht weiter, sagt sie. Alles habe und zeige so viele Probleme und irgendwie habe sie den Eindruck oder besser das Gefühl, es doch besser, dieses Projekt zu beenden. Herr Nipp hört ihr zu, das kann er, das kann er geradezu fast professionell. Natürlich sei alles für ihn sicher etwas komisch, sagt sie, dass nach so langer Zeit immer noch nichts Greifbares entstanden sei, aber das gehöre doch vielleicht ein wenig zur Selbstfindung als Autorin, dass man sich in Gedankenwelten herumtreibe und sich dabei von Zeit zu Zeit verliere oder auf Nebenbahnen gerate und irgendwann sei es ihr eben so ergangen, dass das derzeitige Projekt vielleicht doch mehr so wichtig sei. Herr Nipp stutzt zunächst und beginnt irgendwann zu lächeln, dann lauthals zu lachen. Das hat er erwartet, das Gegenüber hat die Literatur letztlich nur als oberflächliches Spiel gesehen und ihn als geduldigen Zuhörer genutzt.

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Musik zur Arbeit

Er weiß, dass seit geraumer Zeit diese unangenehme Arbeit wie der berühmte Elefant im Raum steht. Er weiß auch, dass er sich endlich daran begeben muss, damit sie termingerecht beendet werden kann. Natürlich hat er die letzten Wochen immer wieder Ausflüchte gefunden und sei es nur der obligatorische Jahresendhausputz oder das nicht weiter hinauszuschiebende Ausräumen überzähliger Bücher. Heute aber endlich hat er sich ein Herz gefasst. Es ist schließlich bereits Montag und in spätestens einer Woche muss alles fertig sein. Aus der Schallplattensammlung hat er sich ein Stück Schwarzgold ausgesucht, das er mit absoluter Sicherheit noch niemals gehört hat, schon allein, weil ihn die Namen abgeschreckt haben. Er schmeißt den Plattenteller an, der Verstärker ist bereits warmgelaufen. Und dann passiert es, dass da ein alter Held der Gitarre Blues vom Besten zaubert, kein Gesang, einfach Blues, teilweise mit Einschlägen von Jazz. Oh wow, das ist die richtige Musik zur unangenehmen Arbeit. Yeah.

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