Moderlieschen

Beim Frühstück amüsiert sich der sonntäglich mitfrühstückende Freund über den Namen der Teichfische: „Moderlieschen wäre ein toller Name für eine Frauenpunkband der 80er Jahre gewesen.“ „Moderlieschen kommt von Mutterlose, weil die Eierschnüre von Enten an den Füßen von Teich zu Teich transportiert werden.“ Auf dem nachfrühstücklichen Spaziergang, den die drei Herren (Zwischenzeitlich ist ab neun der Dritte im Bunde dazu gestoßen.) zum Gedankenaustausch unternehmen, begegnet ihnen auf der Ruhe eine entflohene weiße Hausente mit drei gelbbraunen Küken. „Ah, das ist dann wohl deine Ente, die dir die Fische gebracht hat.“ „Nein, die habe ich gekauft, aber es wäre der Stoff für eine Geschichte mit biografisch-fiktionalem Anspruch.“

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Kleine Besucher

Kinder bekommt Herr Nipp sehr gerne, aber leider nur selten zu Besuch. Mit denen kann er, wenn sie schlau sind, Sprachspiele machen und sei es nur, sich ständig zu versprechen bei Namen oder wichtigen Verben oder Nomen . Die einen bringt das zur Weißglut, die anderen spielen irgendwann einfach mit und verdrehen auch einzelne Buchstaben. Aus Buchstaben werden Bachstuben, aus Kirschsaft Karschsift. Oder aus Marlene wird Melone und Jonathan heißt plötzlich Janothan. Seine heutigen Besucher jedenfalls haben mitgespielt und manchmal sind dabei Worte in die Welt geschleudert worden, die auch Herrn Nipp rat- und sprachlos, vor allem aber hilflos dumm haben aussehen lassen.

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Hitzebad

Sie gehen spazieren, nicht trotz, wegen der Hitze. Auf dem Straßenasphalt steht stickige Luft still. Die ihnen entgegen kommenden Menschen zeigen ganz offen, wie sehr sie das Wetter belastet, es geht über 38 Grad. Herr Nipp und die Freundin gehen entlang der Häuserschatten, finden einen erträglichen Weg zum Bach. Er trägt seinen Strohhut und sonst luftige Klamotten, sie nicht weniger, allerdings ohne Hut. Am Möhnebach sitzt eine Familie mit Kind, freundlich wird gegrüßt, man kennt sich von früher. Die beiden steigen ohne Zögern ins Nass. Schlagartige Abkühlung, an der tiefsten Stelle tauchen beide einmal unter und kommen herzhaft lachend wieder heraus. „Besser geht es kaum.“ „Gar nicht, würde ich sagen.“

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Der Wasserspender

„Durstig war ich durch die Stadt gelaufen, auf der Suche nach einer Erfrischung. Der Wasserspender hustete verschämt ein Staubwölkchen“, schreibt Herr Nipp. Kafka hätte an dieser Stelle Schluss gemacht. Er aber wird weitersuchen.

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Praxis

Da sitzt er nun, in Erwartung. Langsam staut sich etwas auf. Auch eine Befürchtung. Er wird eine Spritze kriegen und hat Angst. Seit seiner Kindheit schon hat er Angst vor der Spritze. Da kommt die Helferin mit dem Gerät. Immer größer wird die Nadel. Sie schaut ihm in die Augen und spricht mit ihm und dann, ohne dass er etwas gemerkt hätte, klebt sie ein Pflaster auf den Arm. Das war es schon.

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