Wolken

Wenn er mal wieder, nein , in diesem Fall, da er es sich mal wieder auf der Holzgartenliege, jener breiten, die er vor drei Jahren aus Holzresten selbst gebaut hatte, bequem gemacht hat und von fast senkrecht unten auf die geschlossene Wolkendecke schaut, empfindet er diese als eine Ausprägung soliden Bleis. Leider geht es noch nicht gegen Abend, so dass das nass lastende Konstrukt aus unzähligen winzigen Wasseraerosolen weiß- grau erscheint. Herr Nipp hat als Kind schon die holländischen oder flämischen Meister bewundert, die solche Wetterereignisse auf Leinwand bannen konnten. Wie oft hat er damals über den Bildern in den Büchern gehockt und sich gewünscht, das auch zu können. Licht und Materie verbinden. Mit Ölfarbe und Pinsel. Kinderträume. Später entdeckte er auch Gerhard Richter, der wie kaum jemand sonst reine Farbphänomene bannen konnte und vielleicht immer noch kann. Seitdem ist viel Zeit vergangen und seine eigenen Versuche allesamt gescheitert.
Der Himmel über ihm zeigt sich geradezu grauweiß geballt, konzentrierte Masse, eher grau als weiß. Das heißt, die Schichtung muss dick sein, sehr dick. Kein seitlicher Sonnenstrahl färbt orange oder rosa, fast hoffnungslos. Ein grautrüber Herbsttag eben. Aber der Beobachter denkt sich einfach nach oben, träumt durch alles hindurch. Plötzlich ist die Welt sonnenbeschienen. Flauschige Zuckerwatte.

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