Papa und Mama oder M&P

Trotz aller Divergenzen, die er mit seinen Eltern hatte, Divergenzen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch der Pubertät und er Herkunft aus völlig verschiedenen Zeiten geschuldet waren, hat er sie geliebt. Seine Eltern, beide noch vor dem zweiten Weltkrieg geboren, hatten teilweise Einstellungen, die er, nach `68 in die Welt geschleudert, nicht teilen konnte. Sie waren in den fünfzigern erwachsen geworden und hatten mit Krieg und Hunger mit Sicherheit schlimme Zeiten erlebt, aber dass sie so sehr an ihren biederen moralischen Vorstellungen festgehalten hatten, war Herrn Nipp immer völlig unverständlich gewesen. Heute sieht er das alles mit Altersmilde und würde sich gerne manchmal mit ihnen unterhalten und mehr über die Zeit damals aus erster erster Hand erfahren. Aber er weiß natürlich auch, dass es auch Familiengeheimnisse gab, die niemals thematisiert werden durften. Dann fragt er sich zuweilen, wie das seinen Kindern geht, was die wohl über ihre M&P denken. Auch seine Nachkommen wurden in eine völlig andere Zeit geboren, als er selbst. Wer weiß, vielleicht haben auch sie Fragen, die ihnen erst einfallen, wenn er bereits auf dem Streufeld ausgestreut worden ist.

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das füg auch

Ein ziemlich grimmiges Gesicht blickt ihm entgegen. von unten beleuchtet wirkt es schon fast ein wenig gruselig. Und das nicht nur wegen der vielen Falten um Mund und Augen. Alles ist irgendwie gespannt, jede Sehne zum Zerreißen. Diesmal wird er es schaffen. Das Horrosfilmcasting. Zufrieden klappt er den kleinen Spiegel zu.

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Unter Gärtnern

Herr Nipp kennt es aus den diversen Klassentreffen, die er im Leben schon hinter sich gebracht hat. Zum fünften Abijubiläum, zum 10. und zum 22. . Da gibt es Menschen, meist Männer, die sich gegenseitig einen vormachen, was sie denn so alles erreicht haben. Meine Frau, meine Kinder, mein Auto, mein Haus, meine Karriere, mein Segelboot oder meine Yacht. Irgendwie hat Herrn Nipp das immer schon angewidert, denn, mal ehrlich, was soll das? Ihn hat damals eher interessiert, wie die Leute, mit denen er nie so ganz viel anfangen konnte, denn wohl heute ticken. Gute Gespräche sind ihm wichtiger. Glücklicherweise hörte er neulich, dass alle diese Angebereien ab dem 30. Jubiläum sowieso hinfällig werden. Die ersten Schulkollegen sind dann in die ewigen Jagdgründe gezogen oder haben sich ins Walhalla gesoffen. Unfälle, Krebserkrankungen und Suizid, alles kommt auf den Tisch. Wie auch immer, allmählich beginnt der Ausdünnungsprozess und jeder merkt, dass sie oder er Glück hat, noch zu leben.
Kürzlich allerdings musste Herr Nipp erleben, dass auch unter Kleingartenbesitzern solche Aufschneidereien bestehen. „Meine Tomaten“, meinte letztlich eine Bekannte,“haben inzwischen die ersten Früchte angesetzt.“ Darauf ein anderer: „Jetzt erst? Also meine verfärben sich teilweise schon. “ Da musste Herr Nipp dann breit grinsend noch einen drauf setzen: „Und wie schmecken euch meine Tomaten, die ihr gerade als Salat esst?“ Auf das zweistimmige „WAAAS?“ beruhigte er sie: „Hey, meine Tomaten blühen gerade erst und wahrscheinlich werde ich im Herbst ersten können, wenn sie nicht von den Schnecken gefressen sind, aber das ist völlig egal, denn vorher bekomme ich mit Sicherheit welche von euch. Diese hier sind übrigens vom Markt und wurden in einem Folientunnel biologisch gezogen.“

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das man dir tu

Neben sich hat er den Sandwichmaker stehen. Nicht der wunderbare alte aus England, damals auf dem Bootsale in Milton Keens gefunden und für 50 p gekauft. Rubbish hatte der Verkäufer gesagt. Es ist auch keiner von sunbeam, sondern einer von Cloer. Das gute daran ist, dass das Ergebnis sehr gleichmäßig ist. Er hat einige Scheiben Parmesan geschnitten, dazu Tomatenmark, einige grüne Oliven und Gewürzmischung. Vielleicht wird er dazu ein Bier trinken oder einen Wein. Auf jeden Fall hat er Hunger, das das mal klar ist.

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Drei Tage

Mit welcher Erwartungshaltung gehen Menschen durch ihr Leben, denkt Herr Nipp, wenn sie auch nach drei Tagen Arbeit, die ich für sie investiert habe, noch nicht einmal „Danke.“ sagen können.
Er macht sich erst mal einen Kaffee, setzt sich auf die schöne Terrasse, die er sich mit Möbeln aus massiver Eiche bestückt hat. Die Glocke der nahe gelegen Kirche beginnt zu läuten. Erst dreimal drei, dann das volle Siebenuhrmorgensgebimmel. Irgendwie schon Lärm, aber so vertraut schön, er möchte es nicht missen. Eigentlich hat er sich schon länger abgeregt und inzwischen auch eine ganze Nacht darüber geschlafen, eigentlich hat er aber auch all die vielen kleinen und größeren Unfälle seines Lebens hinter sich gelassen und die Wunden scheinen verheilt, doch manchmal ploppt es auf, dann schmerzen sie plötzlich wieder.
Immerhin, denkt er jetzt, der Kaffee ist richtig gut.

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