Apfelsuche

Früher wurden, das hatte seine Mutter immer berichtet, von den Städten und Gemeinden die Apfelbäume am Straßenrand verpachtet, genauer gesagt verlost. Jeder hat dementsprechend über seine Bäume gewacht und aufgepasst, dass in der goldenen Ernezeit niemand Fremdes daran ging und frevelhaft erntete. Zur Not gab es wohl bei Erwischen des sogenannten Mundraubs durchaus eine derbe Tracht Prügel. In jenen Zeiten hatte jede Kalorie ihren Wert, jedes Stück Obst war eine Bereicherung des manchmal wohl dürftigen Speiseplans. Inzwischen gibt es kaum noch Interessenten. Die Supermärkte bieten ihre drei vier gängigen Sorten von irgendwo auf der Welt zu günstigem Preis, niemals scheint es zu wenig davon zu geben. An den Straßen liegt das Obst, wird von Wespen gefressen oder von Autos zermatscht. Manchmal packt es allerdings Herrn Nipp, dann sucht er sich einige Apfelbäume oder Birnen, die selbst auf ganz guten Wochenmärkten ausgestorben scheinen. Die völlig runden deutschen Nationalbergamotten etwa, leckere Birnen, oder rote Walzen, Schafsnasen, Glockenapfel, Zucchal Magglio, verschiedene Renettensorten oder Jakob Fischer, nicht alle kann er benennen, nicht alle so roh essbar oder besser schmackhaft, aber als Apfelmus oder im Apfelkuchen eine Köstlichkeit. Was zu viel gesammelt wurde, gibt er einem befreundeten Jäger, die durch das Wild verdelten Äpfel sind ebenfalls eine Delikatesse.

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manchmal

Er könnte jetzt die Sachen anziehen, die er sonst auch anzieht, könnte die abgewetzte schwarze Jeans nehmen, die eigentlich schon seit Jahren grau ist, eines jener dreißig T-Shirts, die im Schrank lagern, in zwei Haufen aufgegeteilt, schwarz und gemischt. Aber heute ist die Zeit einmal anders auszusehen. Er hat sich in Leinen gehüllt, das wird es bei diesen Temperaturen erträglich machen. Und vielleicht wird er unerkannt durch die Stadt laufen können, wenn er sich dazu einen Strohhut und eine Sonnenbrille aufsetzt.

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Weidenröschen

Zärtlich zierliches Rosa
zerbrechliche Blütenpracht
sumpfigem Graben entnommen
an einen Gartenteich gesetzt
heimlicher Star der Blumen
du ehrlich samtene Haut
die fliegende Saat längst verteilt
bevor zuende geblüht
zurückgezogen im Winter
nächstes Jahr wieder da
bist sicher weitergewandert
ein paar Zentimeter zum Glück

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Kaffee

Eine der wichtigsten Anschaffungen ist natürlich bei fast jedem Arbeitgeber eine gute Kaffeemaschine. Die meisten allerdings verstehen dies nicht und schaffen ein Teil an, das eine Brühe produziert, die irgendwie an eine Erinnerung an Kaffee erinnert.

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Einladung

Herr Nipp war eingeladen gewesen zu einem Abendessen (Trotz des Plusquamperfekts handelt es sich hier tatsächlich um kein Märchen.). Zugegebenerweise kommt das nicht ganz so häufig vor, auch weil er sich doch manchmal recht anstrengend gebärdet. Leider hat er nicht das Talent zum Smalltalk, er hat auch wenig Lust sich über Fußball, Autos oder den letzten Tatort, den er wahrscheinlich gar nicht gesehen hat, auszutauschen und noch weiniger über Menschen, die er kennt, also Tratsch. Das letzte Mal, dass er über einen ehemaligen Freund tratschte, wurde ihm dies mit Vehemenz und boshafter Aggression um die Ohren gehauen. Normalerweise laden sich seine Freunde zu ihm zum Essen ein, vielleicht auch, weil er selbst gerne kocht. Nichts Besonderes, sondern eher Hausmannskost, aber eben lecker und er weiß dann auch, welche Zutaten enthalten sind. Über das Kochen unterhält er sich übrigens, wenn er darüber nachdenkt, doch ganz gerne, teilt seine Rezepte freigiebig, dabei weiß er gleichzeitig, dass niemand etwas nachkochen würde. Auch diesen Abend hat er, auf Bitte der Gastgeberin, einen ganzen Topf mit Wildschweingulasch mitgebracht. Da er nicht genau wusste, ob die anderen Gäste dies überhaupt mögen würden, es gibt ja Vorurteile, hat er allerdings ohne Paprika und Knoblauch gekocht, sondern Hokaidokürbis und Petersilienwurzeln eingesetzt.
Rezept:

1 Kg Wildschweinfleisch in Stücke geschnitten
1 Hokaidokürbis
2 Petersiliewurzeln
1 große Gemüsezwiebel
5 Schalotten
1 L Wasser
500 Ml trockenen Rotwein
Olivenöl nach Geschmack
2 Esslöffel schwarze Johannisbeermarmalede
2 Esslöffel Balsamessig
1 Esslöffel Honig
Salz, Gemüsebrühe, frischer Rosmarin

Zwiebel und Schalotten grob würfeln, mit Olivenöl, Salz und Honig in der Schmiedpfanne karamelisieren dann Petersilienwuzeln dazu geben und anbraten. Mit Balsamessig löschen, Die Masse in einen entsprechenden Topf mit kochendem Wasser geben (Herr Nipp nimmt dazu einen gusseisernen, weil der eine gleichmäßige Wärme hält.). In der Pfanne das Fleisch scharf anbraten, mit Wein löschen. Auch dies in den Topf geben und ca. 3 Stunden bei schwacher Hitze köcheln lassen. die Hokaidowürfel werden etwa eine halbe Stunde vor dem Servieren hinzugegeben, dann behalten sie ihre Form und sind gar.

Den Gästen muss es wohl geschmeckt haben, der Topf ist zum Ende des Abends hin leer.

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