Apfelsuche

Früher wurden, das hatte seine Mutter immer berichtet, von den Städten und Gemeinden die Apfelbäume am Straßenrand verpachtet, genauer gesagt verlost. Jeder hat dementsprechend über seine Bäume gewacht und aufgepasst, dass in der goldenen Ernezeit niemand Fremdes daran ging und frevelhaft erntete. Zur Not gab es wohl bei Erwischen des sogenannten Mundraubs durchaus eine derbe Tracht Prügel. In jenen Zeiten hatte jede Kalorie ihren Wert, jedes Stück Obst war eine Bereicherung des manchmal wohl dürftigen Speiseplans. Inzwischen gibt es kaum noch Interessenten. Die Supermärkte bieten ihre drei vier gängigen Sorten von irgendwo auf der Welt zu günstigem Preis, niemals scheint es zu wenig davon zu geben. An den Straßen liegt das Obst, wird von Wespen gefressen oder von Autos zermatscht. Manchmal packt es allerdings Herrn Nipp, dann sucht er sich einige Apfelbäume oder Birnen, die selbst auf ganz guten Wochenmärkten ausgestorben scheinen. Die völlig runden deutschen Nationalbergamotten etwa, leckere Birnen, oder rote Walzen, Schafsnasen, Glockenapfel, Zucchal Magglio, verschiedene Renettensorten oder Jakob Fischer, nicht alle kann er benennen, nicht alle so roh essbar oder besser schmackhaft, aber als Apfelmus oder im Apfelkuchen eine Köstlichkeit. Was zu viel gesammelt wurde, gibt er einem befreundeten Jäger, die durch das Wild verdelten Äpfel sind ebenfalls eine Delikatesse.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.