Pausen oder Warten

Zunächst sind die Gesichter noch heiter, aber die Zeit zeigt Wirkung. Nach anderthalb Stunden intensiver Wartezeit geht dann auch der letzte Mundwinkel nach unten. Herr Nipp sitzt also mal wieder beim Arzt, Standarduntersuchung, also nix besonderes. Nein, natürlich hat er keine Angst, wozu auch, was sollte denn schon sein, er kann sich einfach nicht vorstellen, dass da etwas wäre – oder doch? Die erste halbe Stunde ist er durchaus amüsiert, kann ja nicht mehr so lange dauern. Die zweite halbe Stunde beschäftigt er sich mit seinem Handy, bis dieses einen sehr geringen Akkustand anzeigt. 4%. Eine dritte halbe Stunde zieht sich in die Länge, auch weil das Gespräch mit der Sitznachbarin nicht so text in Schwung kommt. Kurz vor Ende der zweiten vollen Stunde wird er endlich aufgerufen und zu einem Raum gebracht, in dem er dann eine weitere halbe Stunde ganz allein sitzen darf. Der Arzt lässt auf sich warten. Inzwischen hat er Nipp keine Egalhaltung mehr, fragt sich, ob bei ihm wohl etwas sein könnte, welche Untersuchungen wohl anstehen. Die Tür geht auf. Eine Helferin kommt herein. „Ja, das tut mir wirklich leid, aber da ist ein schwerer Fall dazwischen gekommen. Wollen Sie noch warten – es wird wohl noch einige Zeit dauern – oder vielleicht zu einem späteren Termin wiederkommen?“ Er muss nicht länger nachdenken und geht.

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worten

Egal was ich schreibe, dessen ist er sich woh bewusst, irgendwere wird daher kommen und irgendetwas zu kritisieren haben. Dabei will er doch nur worten. Beantworten, verantworten, beworten. Und genau an dieser Stelle wird der denken, das ist doch Schwachsinn. Aber Herr Nipp weiß, dass zur Antwort keine Fragen braucht, zum Worten schon gar nicht.

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Gehirn

Klar, denkt er, das musste ja so kommen. Das ist ja oft so, dass die schlimmste Alternative zur Realität dann plötzlich Macht bekommt. Er kann sich nur an den Kopf fassen und fragt sich, wo die Menschen eigentlich ihr Gehirn verloren haben und wann. Oder hatten sie niemals eines?

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Frühlingsdonnerstag

Durch das Fenster lacht die Sonne
Süße warme Strahlenflut
streichelt mich mit milder Wonne
Frühlingshauch tut mir so gut

lahmsam wir es draußen dunkler

platsch platsch platsch die Tropfen springen
und die Meisen hören auf zu singen
und die Blüten schließen schnell sich
und ein wenig schaudert es mich

Plötzlich zucken erste Blitze
Durch den eisig grauen Himmel
Fliegen Wolken als Gewimmel
Nicht mehr Wärme, keine Hitze

tocktock tocktock trommeln Tropfen
auf das Dach die Himmelstränen klopfen
Noch ein bitterdumpfer Donnerschlag
das war ein Frühlingsdonnerstag

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Wenn die Sonne geht

Der Himmel hat sich golden gefärbt. Man sagt ja, dass im Herbst und Winter die Abende bei gutem Wetter die spektakulären und schönen sind. Gleich wird es ganz schnell duster werden. Und vielleicht gerade deshalb sitzt Herr Nipp mit feuchten Augen auf seiner Bank im Wald und verfolgt mit Spannung das Farbenspiel und Formenverschieben am Horizont. Glück und Melancholie sind deckungsgleich in solchen Momenten.

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