Endlos verbiegbar

Wieder einmal ein freundschaftlicher Streit; kann jeder Text endlos verbogen werden oder nicht. Könne er nicht, meint der Freund. Herr Nipp ist natürlich der Auffassung, das sei ja gerade das Tolle an unserer Sprache, dass sie eine formbare Masse sei, mit der alles geschaffen werden könne, was ausgedrückt werden solle und geschehe es durch die Veränderung der Interpunktion. „Sie gehen zur Polizei und erzählen denen alles. oder: Sie gehen zur Polizei! Und sie erzählen denen alles. oder: Sie erzählen denen alles und gehen zur Polizei. oder oder oder, jedes Mal verändert sich alles und ich habe jetzt noch nicht einmal die Wörter großartig neu geordnet, was wäre da noch alles zu machen oder die Zeit oder was auch immer. Du musst doch zugeben, dass die Sprache endlos biegbar ist.“ „Oh man, Herr Nipp, ich habe doch nur eine Floskel verwendet, um dir zu sagen, dass ich keine Lust habe, jeden Text in jegliche Mögliche Richtung zu biegen, nur um alles auch bis in den letzten Winkel politisch korrekt zu haben.“ „Hm. Stimmt. Tschuldigung.“

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Figuren

Herr Nipp hat einen Text verfasst, der möglichst viele rhetorische Figuren vereint. sowas kann richtig Freude machen. Aber es ist wie es nun einmal ist, es gibt immer Menschen, die noch mehr Figuren entdecken, wo er selbst nichts gesehen hat. Naja, denkt er, was soll es, ich stelle dieses Spielchen trotzdem der Allgmeinheit zur verfügung, sollen die Leute doch damit machen, was sie wollen:

„Natürlich, nach nähergehender ( 1. Alliteration) Betrachtung fänden (2. Konjunktiv) sich in allen Texten und damit Worten (3. Zeugma) die Grundbausteine der Metasprache. Grammatik, Interpunktion und Syntax (4. Akkumulation), welch eine Regelfolge“, meinte die alte Eule (34. Allegorie), sich den Hut und die Federn zurechtzupfend. „Altes Spukwesen adelst die Wortjongleure, verachtest die Buchhalter der Sprache (5. Chiasmus).“ Kleine Sätze großer Gedankengänge (6. Ellipse). Heiter, intelligent, herausfordernd, erfrischend (7. Asyndeton). Die gewählten Worte waren hochtrabend, nein vor allem voranreitend (8. Antithese), geradezu belebend, elektrisierend und euphorisierend (9. Klimax). „Du alte Sprachverächterin, du treibst dein Unwesen mit den Hochgebildeten. (10. Ironie)“ „So viele hundert Male habe ich es dir dargelegt, so viele tausende Male hast du es nicht verstanden. (11. Hyperbel)“ „Ich weiß, ich bin ein unbeschrieben (12. Elision) Blatt. (13. Metapher)“ So ging es Stunde um Stunde, Tag um Tag, Monat um Monat (14. Klimax), sie waren einfach nur glücklich, wenn sie stritten. Und wenn sie einen Gedanken wirklich fest gefasst hatten, verloren sie ihn auf der Stelle (15. Paradoxon), es war zum Mäuse melken (16. Oxymoron und Alliteration). Wer hätte schon glauben mögen, dass dies einen Sinn haben könnte? (17. Rhetorische Frage) Das ist die Wahrheit, dachten sie. Das ist die Wahrheit, schrien sie hinaus. (18. Parallelismus) Verrücktheitsmodalitäten (20. Neologismus) verunglückten in diesen Konversationen, die Vernunft verschwand. Die Sprache wurde ein Rattern, Tackern, Hacken, hacken hackenhacken (21. Onomatopoesie). Das Rascheln der Silben regte auf immer. (22. Inversion) Das Rascheln der Blätter im Herbst wäre leiser gewesen. (23. Anapher) Silben und Buchstaben, Wörter und Bedeutungen (24. Hendiadyoin) kamen ins Rutschen, ein hübsches Spiel (25. Euphemismus). Einfache Sprache wurde gesprochen, schwierige Sachverhalte wurden geklärt, zwischendurch wurde gespeist. (26. Parataxe) Ja, hätte jemand denkend denken mögen, so ist es gedacht und so gemacht, eine verflixte Anstrengung zu leisten, Logikversuche, ja, ganze Abhandlungen hätten parallel geführt, hätte jemand mitgeschrieben, ausführen mögen. (27. Hypotaxe) Helle, süße Musik (28. Synästhesie) in den Ohren der Kundigen. Die Sprache redete in langen Sätzen. (29. Personifikation) Die Tür (30. Pars pro toto) der Logik (35. Metapher) öffnete sich der Welt, ein Rot auf der weißen Fahne (31. Symbol) der Hilflosigkeit. Die schwarze Asche (32. Tautologie) unseres inneren Feuers wie ein Fanal der Angst (33. Vergleich).

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In Bett zu liegen

Das IMBETTLIEGEN hätte noch ein zwei Stunden so weiter gehen können. Der letzte Tag war anstrengend gewesen, den gesamten Vormittag bis in den Nachmittag hinein hatte er mit seinem Bruder Holz gemacht. Das ist natürlich kein Herstellungsverfahren für Holz, sondern sie hatten einige Bäume gefällt und fachgerecht zerkleinert. Das macht tatsächlich Freude, wenn die Handsgriffe sitzen und niemand ausrutscht und sich dabei auch noch den Arm bricht. Jeder der beiden ist sich klar darüber, dass diese Arbeit keine direkten Früchte trägt, aber in einigen Jahren kann mit diesem Vorräten geheizt werden. So lange dies noch erlaubt ist, heizt Herr Nipp im Wesentlichen mit dem nachwachsenden Rohstoff seine Wohnung. Aber da Sonntag ist, wird er auch dieses Mal früh aus dem Bett herausgekrochen sein, dieser warmen Wärme, die so schön einlullt. Auch dieses Mal hat er Frühstück vorbereitet, Kaffee und Eier gekocht, den Ofen befeuert und die Wohnung gelüftet. Weil noch etwas Zeit war, hat er ebenfalls dieWanderschuhe eingefettet. Jetzt sitzt er noch einmal kurz auf dem Sofa und liest seine Lieblingswochenzeitung, die sich leider viel häufig in Wohlfühljournalismus verliert. Gleich wird plötzlich sein Freund in der Terrassentür erscheinen, grüßen und dann sind sie innerhalb weniger Sekunken in einem intensiven Gespräch mit üblicherweise konträren Meinungen. Musik, Film, Literatur, Kultur ganz allgemein, Pop, Serien, und sicherlich in diesen Zeiten viel Politik. Wer wählt was und warum. Und jeder weiß, ganz richtig kann es sowqieso nicht sein.

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Iss mutig

sie sitzen zusammen am Frühstückstisch, denn das machen sie fast jeden Sonntag, dann gibt es Eier vom Bioklausu und auch Käse vom Demetergregor. Beide vertreiben ihre köstliche Ware, auf dem Markt. Genauso natürlich wie Essen und Regelmäßigkeit kommen die Themen auf den Tisch, das frotzeln und Lästern ist nur teilweise ernst gemeint, egal ob es sich um Kultur oder Politik handelt, Religion oder Sport. Manchmal denkt sich Herr Nipp dabei schon, was die beiden Biobauern wohl zu sagen hätten. Wahrscheinlich würden sie denken, dass es sich um echte Streitereien handelt.

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Gruselig

Auf dem Weg mit zwei besten Freundinnen durch den Wald muss er an Heinz Erhard denken und langsam formte sich in ihm eine Hommage:

Bei dicken einem Baume

da lag in seinem Traume

ein Wandrer auf dem Bauch

der wirkte nicht sehr munter

denn er lag darunter

Und der Baum lag auch

Kaum ausgesprochen , schämte sich Herr Nipp auch schon wegen der holprigen Verse. „Gruselig,“ meinte die eine, die andere Freunde lachte.

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