Pausen oder Warten

Zunächst sind die Gesichter noch heiter, aber die Zeit zeigt Wirkung. Nach anderthalb Stunden intensiver Wartezeit geht dann auch der letzte Mundwinkel nach unten. Herr Nipp sitzt also mal wieder beim Arzt, Standarduntersuchung, also nix besonderes. Nein, natürlich hat er keine Angst, wozu auch, was sollte denn schon sein, er kann sich einfach nicht vorstellen, dass da etwas wäre – oder doch? Die erste halbe Stunde ist er durchaus amüsiert, kann ja nicht mehr so lange dauern. Die zweite halbe Stunde beschäftigt er sich mit seinem Handy, bis dieses einen sehr geringen Akkustand anzeigt. 4%. Eine dritte halbe Stunde zieht sich in die Länge, auch weil das Gespräch mit der Sitznachbarin nicht so text in Schwung kommt. Kurz vor Ende der zweiten vollen Stunde wird er endlich aufgerufen und zu einem Raum gebracht, in dem er dann eine weitere halbe Stunde ganz allein sitzen darf. Der Arzt lässt auf sich warten. Inzwischen hat er Nipp keine Egalhaltung mehr, fragt sich, ob bei ihm wohl etwas sein könnte, welche Untersuchungen wohl anstehen. Die Tür geht auf. Eine Helferin kommt herein. „Ja, das tut mir wirklich leid, aber da ist ein schwerer Fall dazwischen gekommen. Wollen Sie noch warten – es wird wohl noch einige Zeit dauern – oder vielleicht zu einem späteren Termin wiederkommen?“ Er muss nicht länger nachdenken und geht.

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