Heilfleisch (nichts für Menschen mit schwachen Nerven, Hypochonder und Synästheten)

Seit Jahren befindet sich Herr Nipp im Renovierungsmodus. Mal ist es die eigene Wohnung, mal auch die eines Freundes oder einer Freundin. Dann auch mal die Kneipe von Freunden, die unbedingt erweitern wollen. Eigentlich passiert ihm dabei jedesmal ein kleiner Unfall, aber nimmt er nun mal stoisch hin. Die anderen sprechen nur noch vom Jahresunfall. Was macht denn schon so eine kleine Platzwunde am Kopf, weil ein Stein einen anderen Weg genommen hat als angenommen. Mit den richtigen „Tapes“ an den richtigen Stellen sieht man nach einigen Wochen fast nichts mehr. Jeder weiß schließlich auch, dass dieser Schnitt wieder heilt, den die abgebrochene und durch das Zimmer sausende Trennscheibe am Knie gemacht hat. Lächerlich so ein Kratzer bis auf den Knochen. Und die Scherbe einer Fliese, die etwa einen Zentimeter neben dem Auge stecken blieb? Kann man herausziehen. So oder so ähnlich läuft es jedes Mal im Laufe der Wochen. Trotz Schutzbrille und Helm, trotz seiner Stahlkappenschuhe und Handschuhe. Irgendwas geht immer mal schief. Glücklicherweise hat er ein recht gutes Heilfleisch und die Ärzte im Krankenhaus kennen ihn ja auch inzwischen. Da kann dann auch schon mal herzlich gelacht werden, wenn der Halbgott in weiß das Blut aus dem offenen Hämatom am Unterschenkel herausdrückt und es bis zur Decke spritzt.

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