Vergleichbarkeit vielleicht

Um es kurz zu machen: Herr Nipp glaubt nicht an den Sinn von Vergleichen, immer dann, wenn es um Personen und Landschaften geht, ist er der Meinung, dass alles jeweils für sich steht. Klar, man kann zwei Apfelbäume vergleichen, welche sie gleiche Sorte tragen, dann geht es um die weiteren Bedingungen, die zu diesem, zu jenem oder solchem Wuchs geführt haben. Boden, Wurzelunterlagen, Düngung, Schädlinge, alles ist dann von Relevanz. Aber Menschen? Vielleicht wenn es Klone gäbe, Landschaften? Naja, eher fraglich. Er war in den letzten Wochen mit einem seiner Freunde hier und da unterwegs, sie haben verglichen und wieder einmal herausgefunden, es ist nicht gut möglich im Absoluten. Aber in der Bewertung eben doch. Urig, beschaulich, spannend und so weiter. Letztlich aber egal, wichtig vor allem, dass sie Zeit hatten zu reden und zu schweigen, zu lauschen, riechen und sehen und sich zu versichern, gut, das kennen gelernt zu haben.

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Balkonien

Langsam wird es dunkel, der Tag geht seinem Ende zu. Gleich wird sich der Himmel spektakulär verfärben. Herr Nipp liebt diese Sonnenuntergänge, er sitzt auf dem Balkon einer Freundin und wartet ab. Alle Töne kann er finden, kurze Zeit sogar einen schmalen grünen Streifen. Das kommt selten vor und hat damit besonderen Wert für ihn. Wolken schieben sich malerisch in die Szenerie und lassen ihn an das Traktat über die Malerei von Leonardo denken, auch wenn der über Felsen und Wände schreibt. Die Illusionskraft der Bilder ist gewaltig. Alles Mögliche kann er sich da ausmalen, von einem Dinosaurier bis zu einem Teddybär. Gesichter über Gesichter. Besser als mancher Kinofilm. Neben ihm steht ein Glas mit selbst gemachten Eistee, an dem er von Zeit zu Zeit nippt. Zu ergriffen ist er von diesem Schauspiel, als dass er merken könnte, dass die Tür von innen verschlossen wird. Die Freundin hatte telefoniert und vergessen, dass Herr Nipp noch da sein könnte. Sie ist zu Bett gegangen, erschöpft vom Tagwerk. Als er nach Hause gehen will erst, wird das Missgeschick bemerkt. Sie hat leider einen festen Schlaf.

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die Andere

Völlig entspannt liegt sie auf diesem herrlich sonnigen Plateau und wartet auf die Andere. Zu spät bemerkt die Milbe, dass sich jemand auf die Steinbank setzt.

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warum

Sicher kennt jeder das Problem mit den kindlichen Warumfragen, bei denen jede Antwort zur Grundlage einer weiteren Warumfragen wird. Spätestens bei der zehnten wird es unerträglich oder als Erwachsener hat man sich so sehr verrant, dass es droht, sehr peinlich zu werden. „Papa, warum ist Mama so traurig?“ „Weil der Opa gestorben ist.“ „Warum ist der Opa gestorben?“ „Weil er krank war.“ „Warum war er so krank?“ „Weil er geraucht hat,“ „Warum rauchst du, willst du auch sterben?“

oder

„Mama, warum ist Papa so traurig?“ „Weil ich mit ihm geschimpft habe.“ „Warum hast du mit ihm geschimpft?“ „Weil er sich mit einer anderen Frau getroffen hat.“ „Warum schimpft Papa nicht mit dir, du triffst dich doch auch mit Peter abends, wenn Papa nicht zu Hause ist?“

Manchmal möchte auch Herr Nipp solche Warumfragen stellen.

„Warum flämmen Menschen immer noch das Beikraut auf Bürgersteig und im Garten ab?“ „Warum wurde Schneckenkorn noch nicht verboten?“ „Warum muss jeder immer mehr haben?“ „War lernen Kinder alles über die Früchte und das Obst, welches in Indien auf den Märkten verkauft wird, aber nichts über die Pflanzen in Garten, Feld und Wald?“ „Warum duscht jemand vier Mal pro Tag?“ „Warum fliegen manche Leute mehrfach im Jahr in den Urlaub?“ U nd so weiter und so fort. Er findet die Antworten nicht oder befindet sie für sehr schlecht.

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Brache

Völlig entsetzt blickt er auf diese Landschaft, die er eigentlich so mag. Irgendein Idiot hat brutal und rücksichtslos alles niedergemacht, was in den letzten Jahren gewachsen war. Kleine Birken, Pappeln, Haselnusssträucher, sogar einige Eichen und all die sattgrünen Ahorne, die er so gerne Ahörner nennt. Da ist jemand mit einem Freischneider durch die Gegend gezogen und hat eine Fläche von gut zweitausend Quadratmetern platt gemacht. Bei genauerem Hinsehen bemerkt Herr Nipp, dass nur das Buschwerk entfernt wurde und als er die Fläche betritt, weiß er auch warum. Überall auf der Fläche finden sich seltene Orchideen und andere Kräuter, die er anderswo wohl schwerlich entdecken würde. Seine erste Empörung weicht einem anerkennenden Nicken. Da wusste jemand genau, was er macht.

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