Laufschuhe

Wieviele Kilometer mag er wohl mit diesen Schuhen gegangen sein, welche Strecken ist er in ihnen gelaufen? Er weiß nur, dass sie ihn lange begleitet haben, doch das ist jetzt vorbei. Beide sind hinten ziemlich abgelaufen, der eine hat inzwischen ein Loch bekommen, so dass das Luftpolster, welches den Schritt abfedern soll, in sich zusammengesunken ist. Ein unförmiges Etwas macht jetzt gehen wie laufen eher zur Qual. Schweren Herzens hat er die Sportschuhe weggetan und wird sich nun neue kaufen müssen, wenn er auch weiterhin mehrfach wöchentlich rennend die Strecken durch den Wald zurücklegen will. Und das will er, obwohl es ihm nicht immer eine Freude ist. Wegen Schuhen in die Stadt zu gehen mag er überhaupt nicht, im Internet zu bestellen allerdings geht gar nicht. Mit jedem Kauf bei den großen Anbietern sorgt man schließlich dafür, dass die Geschäfte im eigenen Umfeld weniger Umsatz haben und ihm wäre es wirklich grässlich, wenn die Innenstadt nur noch von Handyshops, Goldankauf und Eineuroläden geprägt wäre. Es geht ihm nicht ums Geld dabei, nur darum, dass er seine Zeit zum Einkaufen opfern muss, die er für andere Sachen viel besser gebrauchen könnte. Das ist ihm immer eine Form der Verschwendung. Aber wer weiß schon, was bis Montag dann alles noch so passiert.

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Denken

„Wie funktioniert unser Denken eigentlich?“ „Chaotisch.“ „Jetzt verstehe ich dich.“

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Gladiole

Er hatte eine violette Gladiole geschenkt bekommen. Die leuchtet jetzt in ihrem braunen Eimer in der flachen Morgensonne. Er wird sie nicht in eine Vase stellen, weil ihm der Kontrast des billigen Plastikgefäßes mit der Präsenz der überbordenden Blütenpracht so gefällt. Hoffentlich erfährt die Schenkende nie davon.

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Eigentlich sollte es ja nicht gesagt werden, aber bereits Ende August hatte er den Herbst bemerkt. Natürlich auch am vielen gelben und braunen Laub der Bäume, das ihnen der viel zu trockene Sommer beschert hatte, aber auch an vielen anderen Kleinigkeiten, den massig auftretenden winzigen Fröschen, die auf seinen abendlichen Spaziergängen vor seinen Füßen hin und her sprangen und überall in den Parks und an den Wegrändern roch es nach reifen oder faulenden Äpfeln, fauligen, die von den Wespen angeknabbert auf dem Boden lagen, und den leckeren frischen, die er im Vorbeigehen zu pflücken pflegte. Er fand es wirklich schade, dass immer so viele einfach vergingen, ohne genutzt zu werden. Als Kind hatte er die Idee, aus solchem Obst Alkohol herzustellen und den anstatt Benzins zu verwenden. Gebrannt mit Sonnenenergie. Das wäre sicherlich nachhaltig gewesen. Er hatte damals in einem seiner schlauen Bücher eine jener frühen Sonnenkollektoranlagen irgendwo in Amerika gesehen, das muss wohl Ende der siebziger Jahre gewesen sein. Damals kam ihm die Idee, Sonnenenergie in Alkohol zu speichern, auf Wasserstoff kam er natürlich nicht. Dieser Tage fiel ihm das wieder ein als bei einem Abendspaziergang das Fallobst einer Apfelbaumallee von der schräg einfallenden Sonne malerisch angestrahlt wurde.

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Ingwerschorle

„Möchten Sie vielleicht eine Ingwerschorle trinken? Die habe ich heute morgen frisch zubereitet, die ist lecker und kalt.“ Er möchte einfach irgendetwas Unalkoholisches, ob es jetzt Wasser ist oder ein alkoholfreies Weißen ist dabei fast schon egal und Ingwerschorle hört sich wirklich gut an. Auch wenn er sich nichts darunter vorstellen kann. Gestern gab es hier Rosmarinschorle mit Limetten, unerwartet lecker. Er sollte sich sowieso häufiger auf solche Experimente einlassen, denkt er, neue Erfahrungen jenseits der üblichen Alltagslageweile sammeln. Das Glas ist fast bis zum Rand mit dem Getränk und klimpernden Eiswürfeln gefüllt. Ein irgendwie vertrauter Duft steigt ihm in die Nasenflügel. Die Schorle ist fast gar nicht gesüßt und neben dem Ingwer hat die Wirtin wohl einige Kräuter hinzugegeben. Und dann steigt plötzlich ein Bild aus seiner Kindheit empor und fast fühlt er sich in eine andere Zeit versetzt. Ein kleiner, Almdudler trinkender Junge in Österreich, der damals die Erkenntnis hatte, dass es so viele Geschmäcker neben dem üblichen Einerlei geben muss. Eine wunderbar Zeit mit lauter kleinen Wundern ,die es überall zu entdecken gab. Er genießt das Glas bis zum letzten Schluck und bestellt umgehend ein neues. Als er spät an diesem Abend geht, hat ihm die Wirtin auch dieses Rezept für ein selbstgemachtes Getränk zugesteckt. Und Herr Nipp ist ein dankbarer Mensch.

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