wiesend

Oberhalb der Wiese verläuft ein Weg, den beizeiten verbotenerweise auch von Fahrer als Abkürzung verwendet wird, aber das kommt abends selten vor. Normalerweise benutzen ihn Fußgänger, die ihre Hunde Gassi führen. Drei vier Mal pro Stunde. Meistens zu zweit, manchmal allein, ganz selten Mal drei oder mehr. Eine genaue Statistik gibt es seines Wissens darüber allerdings nicht. Er wird eben benutzt, so wie jeder andere ländliche Weg auch gebraucht wird. Fertig. Als Herr Nipp sich auf die Rastbank unterhalb der Weide setzt, steht keine zwanzig Meter vor ihm ein wirklich prächtiger Bulle und schaut ihn scheinbar unbeteiligt und doch sehr stolz an. Er steht allein da. Wo die sechs Rinder und Kälber sind, ist von dem Sitzplatz nicht auszumachen. Ist auch egal, hier führen gerade zwei echte Kerle ein Blickgefecht und keiner will verlieren. Plötzlich kommen die drei Kälber im albernen Galopp um die Ecke gesprintet, sie scheinen fast zu lachen, dann die drei Rinder. Und schon ist alles vergessen, der Bulle hat mit seinem stattlichen Harem gewonnen.

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Freund und Rat

Ein Freund hat ihm geraten, er solle auf sich aufpassen, eine Kerze, die von beiden Seiten brenne, sei schnell am Ende. Herr Nipp hat sich darüber Gedanken gemacht und ist zu einem anderen Schluss gekommen. Das Zeitliche außer Acht lassend glaubt er, dass die Wärme und das Licht wichtiger sind. Aber natürlich hat der Freund Recht, von Zeit zu Zeit einen Gang herauszunehmen, zur Ruhe zu kommen, zu entspannen ist ein guter Weg, die Kerze zu füttern.

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Nett

Der junge Mann wirkt sehr nett, ebenso die junge Dame dort. Und dabei weiß Herr Nipp, wenn sie könnten, würden sie ihn stürzen, ihm seine Position streitig machen. Das nennt sich dann wohl Weiterentwicklung. Er wird also lieber selbst gehen.

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Schrift

Spannend findet er das Schreiben, wenn sich die Schrift als chiffriertes Muster über das Blatt ergießt.

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Rubikcube

Dieser magische Würfel kam in seiner frühen Jugend auf. Große Mode, jeder musste einen haben. Und vielleicht auch jede. Aber es war wirklich eher ein Jungensding. Jeder hatte gefühlt einen oder mehrere und schnell gab es junge Menschen, die ihn aus dem effeff beherrschten. In einer unglaublich kurzen Zeit mit einer ebenso unglaublichen Geschwindigkeit konnten diese Jungs, die von allen anderen bewundert und vielleicht sogar insgeheim verehrt wurden, alle sechs Seiten richtig herstellen. Herr Nipp hat es niemals auf mehr gebracht als eine Seite mit dem oberen richtigen Farbkranz. Aber in seiner Klasse gab es einen, der schaffte alle Seiten. Das aber konnte er recht schnell. Es gab irgendwann auch Meisterschaften und im Sekretariat seiner Schule lag damals ein kopiertes Lösungsblatt aus, welches ihm allerdings kryptisch blieb. Er war einfach zu dumm dafür. Die große Welle überschlug sich irgendwann und flachte dann ab. So ist das nun mal mit Moden. Bis heute hat Herr Nipp die Lösung nicht gelernt, er weiß lediglich, wie man den Würfel zerlegt und richtig wieder zusammenbaut. Und im Zweifelsfall wurde das Gerät verkantet, gesprengt und neu geordnet. Vor einigen Jahren hat er dann auch endlich sein achtziger Jahre Exemplar irgendwem geschenkt. Vielleicht einem Verwandten, keine Ahnung, er hatte es dann schnell verdrängt. Neue Modewellen kamen im Lauf der Jahrzehnte auf, Gummibäder, die geflochten werden konnten, Chips zum Spielen, irgendwelche Karten mit seltsamen Wesen drauf, die zu immensen Preisen gehandelt wurden. Der Spielzeugindustrie gehen die Ideen ja nicht aus. Manchmal lagen auch wieder diese Würfel in den Schaufenstern, aber ein echtes Revival blieb letztlich aus. Kürzlich sah er einige Jungs in der Fußgängerzone mit den Dingern fingern. Einer von ihnen brauchte gerade eine Minute zur Lösung. Vielleicht hätte Herr Nipp damals doch lernen sollen, wie es geht. Aber als Kind fühlte er sich zu einfach strukturiert dafür und daran hat sich nichts geändert. Vielleicht hätte er auch ein Instrument lernen sollen oder eine Sportart oder oder oder

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