Natürlich kratzt es

Eine neue Hose zu kaufen ist für Herrn Nipp immer so eine Sache. seit Kindheitstagen ist ihm dies einfach lästig. Da war zum einen das Erlebnis, bei dem die Verkäuferin zur Mutter gesagt hatte, aber das wurde hier ja schon besprochen, dass er einen dicken Popo habe und es deswegen gar nicht so einfach sei, eine Hose für ihn zu finden. Was ihn letztlich jahrzehntelang dazu gebracht hatte, nicht über ein bestimmtes Gewicht zuzunehmen, komme, was da wolle. Zum anderen die Leidenschaft eben seiner Mutter zu nähen. In regelmäßigen Abständen nähte diese in den siebziger Jahren zu Geburtstagen oder Weihnachten dann Tweethosen und die kratzten. Im Sinne von KRATZEN. Eigentlich fand er den Stoff ja sehr cool vom Aussehen und ist auch heute noch der Meinung, dass Tweet wirklich toll aussieht. Seitdem hat er jedenfalls nie wieder Tweet getragen und als er letztens ein Jacket mal anprobierte meinte der Verkäufer mit einem leicht süffisanten Lächeln: „Natürlich kratzt es.“ Für Herrn Nipp auf jeden Fall ein Grund, dieses Stück hängen zu lassen. Stattdessen hat er sich eine flauschig weiche Stoffhose gekauft.

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Was heute ist

Die Gedanken, denkt er, sind viel schneller, als sie zu erfassen wären, darum ist jedes Schreiben auch nur so etwas wie die Ahnung von etwas Einfangen, damit uns nicht alles verloren geht. Dabei ist es vielleicht gar nicht so wichtig, überhaupt irgend etwas davon aufzuschreiben, wenn er an die Endlichkeit alles Seienden erinnert wird. Also sitzt er in seinem Sessel, wir wissen ja, der schwarze Lebersessel gegenüber dem Kamin, versucht möglichst nichts zu denken und fühlt sich schon ein Stückchen freier.

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Ruhig vor dem Turm

Seit Stunden gefühlt wartet er nun schon und die Reihe wird nicht kürzer, ja sie scheint sich gar nicht zu bewegen. Dabei möchte er diesen Besuch nutzen, um auf den Turm zu kommen. Erst abends wird er bemerken, dass er nicht in der Besucher-, sondern der Beobachterreihe steht.

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Weihnachten

Ja, die ganzen vielen Lichter überall und der Duft von was auch immer und die strahlenden Kinderaugen und überhaupt ist das nicht alles wunderbar und alle sitzen friedlich zusammen und haben glückliche Gesichter und das Essen schmeckt wie jedes Jahr lecker und der Wein zeigt seine Wirkung. Herr Nipp schließt die Augen, lässt all die Argumente Revue passieren und ist froh, dass seine Wohung dekorlos aussieht wie das ganze Jahr, dass der Weihnachtsbaum auch diesmal fehlt oder besser gesagt nicht im Weg herumsteht und nadelt, was das Zeug hält. Das Beste an diesem inniglichen Fest ist, dass es schnell vorbei ist.

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heim

Als er das Haus betritt, der Kopf rauscht, weiß er, jetzt ist er daheim.

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