Ende der Zeit

„DAS KANN DOCH JEDER!“ Ein Schrei geht durch die Nacht. Herr Nipp weiß nicht, woher, weiß nicht, von wem. Er tritt vor die Tür in den Garten. Alles ist dunkel, abgesehen von der kitschigen Leuchtkugel im Garten der Nachbarn, die seit Jahren jede Nacht alle paar Minuten die Farben wechselt. Wahrscheinlich soll das schön sein. „DAS KANN DOCH WIRKLICH JEDER!“ Wieder ein Ruf, der in seinen Ohren einen schrecklichen Unterton hat. Meine Güte, denkt er, wer brüllt denn hier so ein Zeug durch die Nacht, das nervt. Und ein weiteres Mal ist der Ruf zu hören, danach absolute Stille, danach erlöschen alle Lichter. Nur der fast vollständig verschwundene Mond zeugt von den Gegenständen dieser Welt und ein Restgefunkel der Sterne. Auch die restliche Nacht ist nichts mehr zu hören, das Licht bleibt aus, offensichtlich gibt es einen Stromausfall, warum auch immer. So etwas hat er noch nie erlebt, noch nie eine ganze Nacht. Jetzt muss er zügig zusehen, dass das eingefrorene Wildfleisch bald gegessen wird, damit es nicht verdirbt. Damit kann er leben, allerdings wird er wohl grillen müssen, denn den gesamten Tag bleibt der Strom weg und die nächsten Tage auch. Was ist hier los? Was ist hier passiert? Er kommt sich vor wie in einem schlechten Endzeitfilm, auch dass er keine Menschen sieht, nirgends, da stimmt etwas nicht. Er läuft durch die Stadt und nirgendwo ist eine sogenannte Menschenseele zu sehen. Herr Nipp weiß es aus vielen mehr oder weniger erträglichen Romanen und Filmen. Jetzt ist das Ende der Zeit gekommen und das ist gar nicht lustig.
Er setzt diese verdammte Brille ab. Zum Glück mal wieder nur ein Virtual Reality Spiel.

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