Marian III

Ein Mitschüler meinte vor einigen Tagen, dass Eltern auch nicht mehr das sind, was sie noch nie waren. Erst habe ich gedacht, was für ein Schwachsinn. Aber je mehr der Satz in meinem Kopf herumspukt, desto mehr Wahrheit entwickelt er. Vielleicht sind es ja nur unsere Vorstellungen, die ein Bild in uns erzeugen. Gibt es eigentlich die eine Wahrheit? Vor allem über andere? Was ist das denn eigentlich, Eltern sein oder haben? Wir glauben doch schließlich alle, dass sie immer ähnlich sein müssen und dann lernst du die Eltern von anderen Kindern und Jugendlichen kennen und musst feststellen, dass die irgendwie anders sind. Vielleicht netter als die eigenen oder oberflächlicher oder belangloser, interessierter oder interessanter, strenger oder dümmer, auf jeden Fall dümmer, ja. Die meisten Eltern entsprechen diesem Bild, das wir von dieser Sorte Mensch haben, nämlich gar nicht. Es ist eben doch etwas völlig anderes, ob sie Arbeiter oder Hartzies sind, ob sie als Ingenieure arbeiten oder als Hausmänner, als Lehrer oder Professoren. Jedes Elternpaar funktioniert anders und jeder Einzelne eines Paares dann auch wieder. Seien wir mal ehrlich, die meisten Erziehungsberechtigten können einem ziemlich auf den Geist gehen. Die meisten von ihnen haben diesen seltsamen Anspruch, uns erziehen zu wollen, dabei merken sie gar nicht, dass letztlich sie von uns erzogen werden. Es ist ja so leicht die Alten zu manipulieren, denn die meisten haben gar nicht die Zeit und schon gar nicht die Energie, sich ernsthaft mit uns auseinander zu setzen, also beharren sie zunächst auf ihre Verbote und Regeln und wenn man die Grenzen nur weit genug überschreitet können sie irgendwann nicht hinter bestimmte Linien zurück. Rote Linien, dass ich nicht lache. Die meisten Eltern sind inkonsequent und wenn sie erst einmal getrennt leben, dann lassen sie sich noch einfacher ausspielen, am besten gegen einander. Das merken sie am wenigsten. Sie glauben ja immer, der andere sei Schuld an den eigenen Versäumnissen oder letztlich dem eigenen Versagen. Ich muss nur noch lernen, für mich den Umstand zu nutzen, dass Eltern immer das sind, was wir aus ihnen machen.

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