Marian II

Einer muss es wissen, einer muss es schließlich immer wissen. Wie die Dinge zusammen hängen, wer mit wem und vor allem warum. Wo die Weichen gestellt werden und verflixt noch einmal: Wie komme ich aus dieser verschissenen Nummer heraus. Klar, man ey, jetzt könnte ich mit Sprüchen herumposen, die meine Mitschüler dauernd in die Welt spucken, so Sachen wie Alter und Digga und was auch immer, alles nicht meine Sache. Ich habe überhaupt keine Lust mich bei den anderen anzubiedern. Papa hat erzählt, dass es ihm damals in der Pubertät auch so ging, er fühlte sich nicht verstanden, nur von seiner Schwester, die hatte ganz gute Tipps, aber die war schließlich auch ein paar Jahre älter und hatte den ganzen Driss schon hinter sich. Riesen Vorbild war die und der ältere Bruder wohl auch, aber er war eben doch anders und mal ganz ehrlich, ich habe weder eine ältere Schwester, die sich auch nur ansatzweise für mich interessieren würde und schon gar keinen Bruder. Jedenfalls hatte mein Alter sich damals wohl auch zurück gezogen, nur noch auf seinem Zimmer gehangen und Musik gehört. Die hatten damals noch Cassetten und Vinylscheiben. Wobei – die finde ich auch ziemlich cool. Das ist sowieso die Idee! Ich baue mir mal die alte Anlage von Papa wieder auf und schnappe mir ein paar von seinen Scheiben. Wer weiß, vielleicht ist ja zumindest ein Teil der Musik erträglich, auch wenn sie über zwanzig Jahre alt ist. Boah, das muss man sich mal reintun, Musik, die älter ist, als man selbst. Aus einer Zeit, als man selbst noch Entengrütze oder was viel schlimmeres war, ich will gar nicht darüber nachdenken. Aber das wäre es doch, ich hänge einfach mal ein paar Tage im Bett ab, zieh mir die Musik rein und dann findet sich vielleicht ein Weg für mich. Mache auf krank und lasse die Schule einen lieben Mann sein, von mir aus auch eine Frau oder ein Queer. So, durch nachdenken und chillen. Dann werde ich es checken.

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