Musik an sich

Abends war er ausgewesen. Man kennt diese kleinen Eckkneipen, in denen er sich manchmal ganz gerne herumtreibt. Da gibt es eine mit dem schönen Namen Joes Garage in Lippstadt, die er besonders nett findet, auch weil dort Musik gespielt wird, mit der er was anfangen kann. Nicht unbedingt diejenige, welche er auch zu Hause hört, aber immerhin erträgliche. Neben ihn hat sich eine nette Frau gesetzt, die er kaum bis gar nicht kennt. Das ist vielleicht das Schöne an solchen Alleinkneipenbesuchen, man lernt einfach mal so ganz nebenbei Menschen kennen, die interessant oder auch völlig nervig sind, aber egal, man lernt Menschen kennen mit all ihren Vorzügen und Nachteilen. Menschen, die reden oder solche, die besonders gut schweigen können, einen ganzen Abend lang und mit denen man sich im Schweigen doch gut verstanden fühlt, ohne auch nur eine Silbe ausgetauscht zu haben. Irgendwann steht man dann auf und geht. „Was magst du denn für Musik?“ Solche intimen Fragen findet Herr Nipp nicht unbedingt gut, da kann sich das Gegenüber eigentlich viel zu viel über ihn ausmalen und ob er das will, weiß er selbst nicht. Aber gut, warum sollte er sich nicht auf dieses Spiel einlassen – er nennt einen seiner Lieblingssänger, Nick Cave, und wartet ab, was wohl passiert. „Kenn ich nicht. Aber ich mag Johnny Cash.“ Das ist wahrscheinlich eine dieser Ansagen, bei denen man kaum etwas falsch machen kann, spätestens seit den letzten drei Alben, die er kurz vor seinem Tod aufegenommen hat, kennt den fast der Hinterletzte und da kaum einer was Negatives über tote sagen will… Jetzt muss nur noch ein sinnvoller Übergang her – für ein tiefergehendes Gespräch über Musik. Klar – Cash – Cave – fangen beide mit C an und Cash hat zumindest Mercy Seat von Cave gesungen. Könnte ein schöner Abend werden.

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