drei

In einer Galerie stehen und sitzen drei Männer in einer Ecke herum. So könnte ein Witz anfangen, hier allerdings nicht. Ja, sie haben offensichtlich Freude an ihrem Tun, aber ein Scherz sind sie wirklich nicht. Der eine sitzt an einem improvisierten Schlagwerk. Man kennt diese einzelne Trommel noch aus den achtziger Jahren von der Band Trio. Alles sparsam. Hier aber wird kein simpöer Rhythmus gehämmert, sondern feinfühlig holt er eine riesige Bandbreite von Tönen aus dem Trömmelchen. Ganz nebenbei hat er eine ziemlich verbeulte Posaune in der Hand, mal spielt er hieran, mal dort dran und meistens zusammen. Wie, ist sein Geheimnis. Herr Nipp hat allerdinngs noch nie eine Person gesehen, die ein solches Gefühl für alle Arten von Musik hat. Man muss ihm nur irgendetwas in die Hanbd zu geben und schon entsteht Musik ,schon werden eine Streichholzschachtel und ein Schlüssel Musikinstrumente. Glücklich und sich ruhend, alles andere scheint egal. Jetzt ist Musik und das zählt. Der andere hält eine alte Ibanez in den Händen, ein unglaublich schönes Instrument mit Gebrauchsspuren. Hier und da fehlen wohl auch Einzelteile der halbakustischen E-Gitarre, aber das scheint ihm nichts auszumachen, das Instrument hat einen tollen Klang, trotzdem oder gerade deshalb. „Ach, das waren doch alles Angeberdrehknöpfe, Hauptsache sie spielt.“ Zwischendurch drückt er auf Tasten eines Bandgerätes, das zwei Spuren aufnehmen kann. Er hat einen Loop gebastelt, drei Meter, die eine Seite ist um einen Mikrofonständer gelegt, die andere Seite wird vom Tonbandgerät eingesaugt. Ziel ist es, dass das einmal Gespielte noch einmal wieder gegeben wird. Was auf dem Band ist, verändert sich andauernd, wird überlagert. Immerhin können die drei so insgesamt neunstimmig Musik machen. sie spielen gemeindsam mit ihrer eigenen Vergangenheit. Der dritte Mann ist ein bekennender Dilettant, er hat kein Instrument in seiner Nähe, nur das Mikrofon und ein Buch, welches er selbst geschrieben hat, immerhin das. Er kennt offensichtlich nichts auswendig, liest, spricht nur, grunzt, kiekt und schnarrt mit der Stimme. Manchmal kommt auch etwas, das an musikalische Töne erinnert. Textspuren überlagern sich, mal spricht er gegen das vorher Gesprochene an, mal folgt er ihm, und ganz selten auch hören die Besucher genau das Selbe in zwei oder drei Stimmen. Ohne irgendwann einmal abzusetzen spielen sich die drei in einem jazzigen Rausch und alle anderen staunen und als sie geendet haben, meint einer: „Was war das denn?“ Eine halbe Stunde hat er mit offenem Mund zugehört und kann nicht fassen, was er da gerade erleben durfte.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.